- Ernährung
Die zehn Regeln der DGE: Was ist eine gesunde Ernährung?
4 Minuten
“Gesunde Ernährung” – den meisten von uns ist sie wichtig und man ist täglich bemüht, dem Körper Gutes zu tun, indem man gesunde Lebensmittel isst. Aber was bedeutet eine gesunde Ernährung genau? In vielen Zeitschriften und auch in der digitalen Welt wird man regelrecht überhäuft mit Informationen zu diesem Thema. Doch sind diese auch aussagekräftig oder lohnt sich das kritische Hinterfragen?
Viele Fachgesellschaften beschäftigen sich intensiv mit einer gesunden Ernährung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht an der Spitze der weltweiten Bemühungen um eine bessere Gesundheit. Ihr Ziel ist das Verwirklichen der bestmöglichen Gesundheit bei allen Menschen.
In Deutschland beschäftigt sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen. Sie unterstützt die ernährungswissenschaftliche Forschung, informiert über neue Erkenntnisse und Entwicklungen und macht diese durch Publikationen und Veranstaltungen verfügbar.
Im Jahr 2000 schloss sie sich mit der österreichischen und Schweizer Gesellschaft zusammen. Sie erarbeiteten gemeinsam die D-A-C-H-Referenzwerte (Deutschland, Austria, Confoederatio Helvetica). In diesen werden die Mengen für die Aufnahme von Energie, Nährstoffen, Ballaststoffen und Wasser benannt. Sich bei der Ernährung nach diesen Referenzwerten zu richten, soll grundsätzlich bei Menschen die lebenswichtigen metabolischen, physischen und psychischen Funktionen sicherstellen. Mangelerscheinungen sowie Schäden durch Überdosierung sollen dadurch verhindert werden.
Die zehn Regeln der DGE
Mit den zehn Regeln der DGE ist es möglich, aktuelle Ernährungsempfehlungen auf den Punkt zusammenzufassen:
1. Lebensmittel-Vielfalt genießen
Kein Lebensmittel allein enthält alle Nährstoffe, die jeder Mensch täglich braucht. Das Risiko einer einseitigen Ernährung ist umso geringer, je abwechslungsreicher Sie essen. Dabei sollten pflanzliche Produkte wie Gemüse, Obst, Getreide und Kartoffeln bevorzugt werden. Sie liefern zudem sekundäre Pflanzenstoffe und dabei wenige Kalorien. Ergänzen sollten Sie dies mit tierischen Lebensmitteln wie fettarmer Milch und Milchprodukten, Fisch, Fleisch und Eiern, alternativ bei vegetarischem oder veganem Essen mit entsprechenden Alternativen (siehe auch “Essen und Trinken” im Diabetes-Journal 1/2023).
2. Gemüse und Obst – nimm 5 am Tag
Gemüse und Obst sind die mengenmäßig größte Lebensmittelgruppe in der vollwertigen Ernährung. Dank ihnen gibt es reichlich Vital-, Ballast- sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Empfohlen werden mindestens drei Portionen Gemüse (ca. 400 Gramm) sowie zwei Portionen Obst (ca. 250 Gramm) täglich. Trockenfrüchte, Nüsse oder Ölsaaten können eine Portion Obst am Tag ersetzen. Die Portionsgröße ist hier mit 25 Gramm allerdings etwas kleiner aufgrund des höheren Kaloriengehalts sowie der höheren Menge an Kohlenhydraten bei Trockenobst im Gegensatz zu frischen Früchten.
3. Vollkorn wählen
Die Vollkorn-Varianten von Brot, Reis, Nudeln und Mehl sind die beste Wahl für Ihre Gesundheit.Sie haben einen höheren Sättigungswert und enthalten mehr Nährstoffe als Produkte aus Weißmehl. Die in Vollkorn-Produkten enthaltenen Ballaststoffe senken das Risiko für Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechsel-Störungen, Dickdarmkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Empfehlung der DGE lautet: Nehmen Sie mindestens 30 Gramm Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Gemüse, Hülsenfrüchten und Obst pro Tag zu sich. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) geht hier noch einen Schritt weiter und empfiehlt Menschen mit Diabetes eine tägliche Menge von 40 Gramm Ballaststoffen.
4. Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
Um dem Körper wichtige Nährstoffe aus tierischen Lebensmitteln in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, wird empfohlen, Milch und Milchprodukte täglich auf dem Speiseplan zu haben, ebenso ein- bis zweimal pro Woche Fisch. Fetter Fisch versorgt Sie mit wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Der Fleischkonsum sollte bei maximal 300 bis 600 Gramm pro Woche liegen. Nur tierische Produkte liefern Vitamin B12. Wer wenige tierische Lebensmittel oder gar keine isst, sollte seine Vitamin-B12-Aufnahme im Blick haben und dies bei Bedarf ergänzen. Eine Blutuntersuchung zum Prüfen des Vitamin-B12-Gehalts im Körper ist sinnvoll.
5. Gesundheitsfördernde Fette nutzen
Pflanzliche Öle liefern zwar Kalorien, aber auch lebensnotwendige Fettsäuren sowie Vitamin E. Sie sind eindeutig besser für den Körper als tierische Fette. Ein hochwertiges Pflanzenöl hat wenige gesättigte Fettsäuren, dafür aber einen hohen Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren sowie große Mengen lebensnotwendiger Omega-3-Fettsäuren sowie Vitamin E. Diese Bedingungen werden von Rapsöl erfüllt, aber auch Walnuss-, Lein-, Soja- und Olivenöl sind empfehlenswert. Margarine hat eine bessere Fettsäure-Zusammensetzung als Butter. Große Mengen an gesättigten Fettsäuren haben ungünstige Wirkungen, insbesondere auf die Blutfette. Kokosfett, Palmöl und Palmkernöl sind aus diesem Grund auch nicht empfehlenswert.
6. Zucker und Salz einsparen
Von klein auf lieben wir den süßen Geschmack. Gesüßte Speisen und Getränke sind dennoch nicht empfehlenswert. Sie haben keinen Sättigungseffekt, liefern viele Kalorien und in der Regel keine lebensnotwendigen Nährstoffe. Haushaltszucker (Saccharose) erhöht zudem das Risko für Karies. Brauner Zucker, Honig, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Sirup, der zum Süßen eingesetzt wird, sind wie Haushaltszucker zu bewerten. Die Empfehlung lautet daher, mit Zucker gesüßte Lebensmittel und Getränke möglichst zu vermeiden. Ähnliches gilt für die Aufnahme von Salz: Eine hohe Salzmenge erhöht das Risiko für Bluthochdruck und damit auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Salz kommt in verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Käse, Fleisch, Wurst und Fertigprodukten vor. Bei der Zubereitung von Speisen empfiehlt sich, Gewürze und Kräuter statt großer Mengen Salz zu verwenden.
7. Am besten Wasser trinken
Trinken Sie täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit. Im Idealfall sollten dies Wasser oder ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees sein. Koffeinhaltige Heißgetränke, wie schwarzer und grüner Tee ohne Zusätze, sind kalorienfrei und können in einer Menge von einem halben Liter zur täglichen Flüssigkeitsmenge dazugezählt werden.
8. Schonend zubereiten
Bei der Zubereitung von Speisen werden Lebensmittel Hitze und Wasser ausgesetzt. Je weniger Hitze und Wasser zum Einsatz kommen, desto mehr Nährstoffe bleiben enthalten. Günstige Zubereitungs-Methoden sind Dünsten oder Dampfgaren.
9. Achtsam essen und genießen
Der Genuss darf natürlich nicht zu kurz kommen und ist außerdem gut für die Seele und die Gesundheit. Durch ein langsames und bewusstes Essen und gründliches Kauen lassen sich der Genuss und das Sättigungs-Empfinden fördern. Wichtig zu wissen: Das Gefühl der Sättigung tritt erst nach etwa 15 bis 20 Minuten nach Beginn der Mahlzeit ein. Wer sein Essen verschlingt, bemerkt nicht, dass er eigentlich schon genug gegessen hat.
10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, starkes Übergewicht (Adipositas), Brust- und Darmkrebs sowie Depressionen. Bei Typ-2-Diabetes stellt Bewegung neben der ausgewogenen Ernährung eine Grundsäule der Therapie dar. Mehrmals die Woche sollten es deshalb mindestens jeweils 30 Minuten sein.
Zuletzt noch ein gut gemeinter Tipp: Gewöhnen Sie sich langsam an die Empfehlungen und setzen Sie eine Empfehlung nach der anderen um. Werfen Sie nicht all Ihre Essgewohnheiten von heute auf morgen über Bord. Sie und Ihr Organismus benötigen Zeit für das Umstellen. Gehen Sie deshalb Schritt für Schritt vor. Umso erfolgreicher werden Sie sein.
Schwerpunkt „Sinnvolle Ernährung bei Diabetes“
von Simone Pschiebl
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 26-28
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aktuelles
Diabetes-Anker-Podcast: Was leisten Apotheken für Menschen mit Diabetes, Herr Manfred Krüger?
- Eltern und Kind
Kinder mit Diabetes in der Infekt-Zeit: Krankheiten meistern ohne Stoffwechsel-Entgleisungen
3 Minuten
Keine Kommentare
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 6 Stunden, 35 Minuten
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
mayhe antwortete vor 5 Stunden, 10 Minuten
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
-
-
stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 3 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 3 Stunden
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-
