Bloß nicht wahnsinnig werden!

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Bloß nicht wahnsinnig werden!

Tine Trommer lebt in Berlin und bloggt über ihren Diabetes, auch für die Blood Sugar Lounge. In dieser neuen Kolumne schreibt sie über das Leben einer jungen Frau mit Diabetes in der Metropole – mit allem, was dazugehört.

Wir sind Menschen, keine Maschinen. Zum Glück! Der Diabetes ist bei jedem von uns anders, so wie wir alle Individuen sind. Das muss man als Mensch mit Diabetes erst einmal verstehen. Was wir aber alle gemeinsam haben, ist, dass wir uns mit der Krankheit und unserem Körper auseinandersetzen müssen und lernen, auf Signale zu hören. Das können wir oft viel besser als Menschen ohne Diabetes. Im Gegensatz zu denen haben wir aber auch einfach gar keine andere Wahl.

Keine andere Wahl habe ich inzwischen seit ungefähr dreieinhalb Jahren. Mit 22 Jahren bekam ich die Diagnose Typ-1-Diabetes, ich war gerade in den Semesterferien und es war März. Alles neu, alles auf Anfang – wie passend zum Frühjahr, oder?

Diabetes ist nicht Hauptcharakter in meiner Show namens Leben

Was mir mein Körper damit sagen wollte, weiß ich bis heute noch nicht. Aber ich weiß inzwischen, was wichtig ist für mich und meine Therapie. Denn der Diabetes begleitet mich immer, geht nicht weg und macht keinen Urlaub. Aber er ist dennoch nicht der Hauptcharakter in meiner Show namens Leben, schließlich will ich nicht wahnsinnig werden vor lauter Zahlen, Broteinheiten und Blutstropfen. Oder es zumindest versuchen.

Ich bin der Boss meines Körpers,ich entscheide, in Absprache mit meinem Diabetologen. Der kann aber im Alltag nicht ständig dazukommen und mir Ratschläge geben und kennt meinen Körper niemals so gut wie ich selbst. Wichtig ist also, dass ich mich exzellent mit mir und meiner Krankheit auskenne, dass ich damit den Alltag allein meistern und mein Leben so normal und so uneingeschränkt wie möglich leben kann. Mit Diabetes, nicht trotz Diabetes! Denn die Diagnose ist zwar immer ein Schock, aber nicht der Anfang vom Ende.

Der Diabetes hat mich selbständiger und mutiger gemacht

Heute kann ich sagen, dass der Diabetes mich mit der Zeit selbständiger und mutiger gemacht hat. Ich habe gelernt, mich von Zahlen oder Nahrungsmitteln nicht einschüchtern zu lassen, sondern damit zu arbeiten. Und vor allem Fehler auch mal Fehler sein und mich davon nicht stressen zu lassen. Geholfen hat mir dabei vor allem der direkte Austausch mit anderen mutigen, an Diabetes erkrankten Menschen.

Denn auch, wenn wir uns mit der Krankheit im Alltag oft allein fühlen: Es gibt sie da draußen, die, die sich mit ähnlichen Problemen herumschlagen müssen und sich trotzdem nicht vom Leben abbringen lassen. Sie sitzen mit uns im Zug, sie schreiben Texte für Magazine offline und online, diskutieren im Netz oder warten mit uns im Wartezimmer der Schwerpunkt-Praxis. Und sie sind, genau wie wir, keine Maschinen, sondern Menschen.

Eure Tine

Martina Trommer lebt seit vielen Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie für die Blood Sugar Lounge und schreibt jetzt auch regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin. Der Diabetes hat sie selbstständiger und mutiger gemacht.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (6) Seite 40

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