Diabetes-Dialog zu Diabetes und Beruf: „Ich lasse mir mein Leben nicht vom Diabetes diktieren“

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Diabetes-Dialog zum Thema Diabetes und Beruf: „Ich lasse mir mein Leben nicht vom Diabetes diktieren“ | Foto: MedTriX/Sanofi
Foto: MedTriX/Sanofi
Diabetes-Dialog zu Diabetes und Beruf: „Ich lasse mir mein Leben nicht vom Diabetes diktieren“

Wie schafft man es, den Beruf mit dem Diabetes in Einklang zu bringen? Der aktuelle Diabetes-Dialog geht dieser Frage nach und zeigt, wie Offenheit, moderne Therapien und ein unterstützendes Umfeld Menschen mit Diabetes im Job stärken – für mehr Selbstbestimmung im Alltag.

Wie gelingt berufliche Selbstverwirklichung trotz – oder gerade mit – einer chronischen Erkrankung wie Diabetes? Dieser zentralen Frage widmete sich die jüngste Ausgabe des Diabetes-Dialogs, die am gestrigen 4. Mai 2025 unter dem Titel „Work-Diabetes-Balance – Mit Diabetes am Arbeitsplatz“ ausgestrahlt wurde. Das interaktive Format ist Teil der bundesweiten Aufklärungskampagne „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS“, die unter der Schirmherrschaft von Sanofi seit nunmehr 20 Jahren Menschen mit Diabetes zur Seite steht.

Markus Appelmann führte gewohnt souverän durch die Sendung, gemeinsam mit Martina Wolters von Sanofi, die nicht nur als Gastgeberin, sondern auch als Bindeglied zur aktiven Community fungierte. Dass das Thema Arbeit und Diabetes viele Menschen betrifft, zeigen die Zahlen: Eine Umfrage innerhalb der Initiative ergab, dass über 50 Prozent der Befragten angaben, im beruflichen Kontext mit Diabetes vor Herausforderungen zu stehen.

Diabetes-Dialog zum Thema „Work-Diabetes-Balance – Mit Diabetes am Arbeitsplatz“ hier direkt anschauen

Diabetes und Beruf: „Mit Diabetes ist fast alles möglich“

Die Sendung lebte von einem offenen und nahbaren Dialog – maßgeblich getragen durch die beiden Gäste Cynthia Engbi und Dr. Karsten Mielek. Cynthia Engby, selbst an Typ-1-Diabetes erkrankt, ist beruflich in der IT der Finanzbranche tätig. Ihre Erfahrungen zeigen, wie essenziell Offenheit im Umgang mit der Erkrankung ist – gegenüber Kolleginnen, Führungskräften und sich selbst. „Ich kann es ja nicht verstecken“, so Engbi. „Sobald ich in einem Meeting spritze oder esse, erkläre ich offen: Ich habe Diabetes.“ Diese Ehrlichkeit wird nicht nur akzeptiert, sondern meist positiv aufgenommen. Sie berichtete auch, wie sie mit Technik und Selbstorganisation den beruflichen Alltag meistert – vom kontinuierlichen Glukosemonitoring bis zum Notfallriegel in der Tasche.

Dr. Karsten Mielek, Diabetologe mit jahrzehntelanger Praxiserfahrung, betonte, dass es heute – dank moderner Therapieformen – kaum noch berufliche Ausschlusskriterien für Menschen mit Diabetes gebe. „Mit Diabetes ist fast alles möglich“, erklärte er. Entscheidend sei die Bereitschaft, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und sich selbst zu vertrauen – ein Grundsatz, den er in seiner Praxis täglich vermittelt.

Belastung und Balance – was Arbeitgeber über den Diabetes wissen sollten

Neben medizinischen Aspekten standen insbesondere Arbeitsplatzbedingungen und gesellschaftliches Verständnis im Fokus der Diskussion. So wünschte sich Cynthia Engbi mehr Rückzugsräume und Flexibilität im Berufsalltag: „Ein Raum, in dem man sich bei einer Unterzuckerung ausruhen kann, sollte selbstverständlich sein.“

Auch die rechtliche Lage wurde thematisiert: Menschen mit Diabetes sind nicht verpflichtet, ihre Erkrankung offenzulegen – in vielen Fällen empfiehlt sich jedoch ein offener Umgang. Dr. Mielek wies zudem auf mögliche Vorteile hin: „Für Arbeitgeber kann es sogar ein Pluspunkt sein, einen Diabetiker einzustellen – gerade im Kontext von Inklusion.“

Konkrete Alltagstipps zum Thema Beruf und Diabetes

Dank zahlreicher Fragen aus der Community über den Diabetes-Anker, konnten spezifische Alltagssituationen angesprochen werden: Wie gehe ich mit Blutzuckerhochs während stressiger Konferenzen um? Was hilft bei Schichtarbeit? Und wie kann ich spontane Unterzuckerungen managen?

Cynthia Engbi gab praxisnahe Einblicke, etwa zum „vorausschauenden Spritzen“, zur Bedeutung kleiner Pausen und ihrer festen Rituale wie dem morgendlichen Arbeitsweg zu Fuß. Ihre Devise: „Ich lasse mir mein Leben nicht vom Diabetes diktieren – ich gestalte es aktiv mit.“

Auch der psychische Aspekt kam zur Sprache: Diabetes-Burnout, die emotionale Erschöpfung durch die dauerhafte Selbstkontrolle, ist ein reales Phänomen. Hier sei es wichtig, rechtzeitig Unterstützung zu suchen – sei es beim Behandlungsteam oder im familiären Umfeld.

Eine starke Initiative seit 20 Jahren: „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS“

Seit 2005 setzt sich „Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS“ dafür ein, Menschen mit Diabetes zu informieren, zu ermutigen und zu vernetzen. Sanofi als Initiator fördert den Austausch zwischen Patientinnen und patienten, Fachleuten und Gesellschaft mit dem Ziel, gesundheitliche Chancengleichheit zu stärken.

Die aktuelle Folge des Diabetes-Dialogs hat einmal mehr gezeigt, dass Offenheit, Wissen und ein unterstützendes Umfeld zentrale Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben mit Diabetes sind – auch und gerade im Berufsleben.

Die Aufzeichnung der gesamten Sendung sowie weitere Informationen zur Initiative und zum Thema Diabetes finden sich auch unter: www.gesuender-unter-7.de.


von Gregor Hess

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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