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Empathie und Solidarität sollten gerade unter Menschen mit derselben chronischen Erkrankung selbstverständlich sein. Doch Tine vermisst beides bei so manchen Mitmenschen mit Diabetes, wenn diese nicht anerkennen wollen, dass es bei anderen mit dem Diabetesmanagement nicht immer so rund läuft wie bei ihnen selbst.
Ich habe das Glück, während meiner Zeit mit Diabetes bereits viele Menschen getroffen zu haben, die ebenfalls mit dem großen D leben. Das hat mir von Anfang an Selbstbewusstsein im Umgang mit der Krankheit gegeben. Auch konnte ich schnell Verständnis dafür entwickeln, wie unterschiedlich das Leben mit Diabetes sein kann. Das hat mir dabei geholfen, mich innerhalb der Diabeteswelt solidarisch mit meinen Mitmenschen zu zeigen.
Es hat maßgeblich meine Arbeit in diesem Bereich beeinflusst, immer die bestmögliche Versorgung und Freiheit für Menschen mit Diabetes zu fordern. Immer wieder stoße ich allerdings auch auf Menschen mit Diabetes, die irgendwie so gar nicht einsehen wollen, wie wichtig Empathie und Solidarität generell sind, auch beispielsweise während der Pandemie. Es ist allerdings höchste Zeit, dass wir kollektiv mehr Empathie an den Tag legen und endlich solidarischer miteinander sind!
Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich von Herzen für jede Person mit Diabetes, für die der Diabetes in keiner Weise das Leben zu beeinflussen scheint, egal ob draußen Pandemie ist oder nicht. Es gibt diese Personen wirklich. Die, für die der Diabetes nie ein großes Problem darstellt, dargestellt hat, darstellen wird.
Ich wünschte manchmal, ich wäre auch eine dieser Personen, deren Blutzucker nie von hormonellen Schwankungen berührt wird, die keinerlei Probleme mit Diabetes-Geräten und der Finanzierung dieser haben, die durch den Diabetes nie Ausgrenzung oder Diskriminierung erfahren, für die der Diabetes nie im Weg gestanden hat und bei denen sich der Diabetes nicht auf die mentale Gesundheit auswirkt. Immer wieder treffe ich diese Menschen, und ich freue mich wirklich für sie.
Weniger freut mich, dass diese Menschen oft nicht anerkennen wollen, dass es bei anderen mit Diabetes nicht immer so rund läuft wie bei ihnen selbst. Sie können irgendwie nicht verstehen, dass wir alle unterschiedlich sind, der Diabetes bei jedem von uns ganz verschieden funktioniert und sich auf vielfältige Weisen auf unser Leben auswirkt. Selten fragen sie nach oder hören zu. Selten sagen sie: „Ich weiß nicht, wie das ist, aber es tut mir leid, dass du das so erlebst.“ Obwohl es das Simpelste ist, was wir als Menschen tun können.
Das „A“ in Empathie und Solidarität steht nicht für „Aber“. Es steht nicht dafür, dass immer nur der eigene Weg der einzige Weg ist. Was wir in unserer Gesellschaft brauchen, heute mehr denn je, sind Empathie und Solidarität, egal zu welchem Thema.
Eure Tine
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (8) Seite 53
5 Minuten
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