Glückliche Zufälle: Diabetes und ein glückliches Ende

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Glückliche Zufälle: Diabetes und ein glückliches Ende

Sarah (27) und Michael (33) haben beide Typ-1-Diabetes, gehen gemeinsam durchs Leben und werden im Mai heiraten. Wie sie ein Paar wurden und wie sich ihr Leben dadurch veränderte, erzählen sie in unserer dreiteiligen Serie.

Es ist wohl ein Zufall, dass bei uns beiden im Februar 2008 Typ-1-Diabetes festgestellt wurde – aber es ist nicht der einzige Zufall, der uns verbindet: Am 9. Dezember 2015 machten wir uns beide auf den Weg zu einer vierwöchigen Reha-Maßnahme in die Rehaklinik Ob der Tauber in Bad Mergentheim. Sarah startete im schwäbischen Schmiechen, Michael im badischen Lichtenau. Bei der Begrüßungsveranstaltung sahen wir uns zum ersten Mal – und fanden uns sofort sympathisch.

Und es gibt in unserer Geschichte noch mehr glückliche Zufälle: Unsere Zimmer lagen auf demselben Flur, und wir bekamen im Speisesaal Plätze direkt nebeneinander. Heute denken wir, dass das Schicksal dabei wohl doch seine Finger im Spiel hatte … Wir liefen uns immer wieder über den Weg, wobei sich unsere Blicke trafen. Allerdings wussten wir am Anfang noch nichts vom Diabetes des anderen. Es kam aber schnell heraus – und wir haben uns dann ausführlich ausgetauscht.

Es ist etwas Besonderes – das war klar

Fortan haben wir alles gemeinsam gemacht, haben uns zu den Anwendungen und Schulungen verabredet und die Abende bei stundenlangen Gesprächen in der Cafeteria verbracht. In den freien Stunden waren wir beim Sport oder haben etwas unternommen. Das Kennenlernen in Jogginghose an der Tischtennisplatte oder ungeschminkt bei der Blutabnahme ist eine transparente und sehr ehrliche Art, sich kennenzulernen, finden wir.

Uns war sofort klar, dass wir eine ganz besondere Verbindung haben und dass das auch so bleiben wird. Auch andere nahmen uns als vertraute Einheit war, und viele waren überrascht, dass wir uns erst seit einigen Tagen kannten. Mit einigen aus der Reha haben wir enge Freundschaften geschlossen; die Clique hat sich sogar schon zu einem Ausflug an der Loreley getroffen, um die abenteuerliche und aufregende Reha-Zeit nochmals aufleben zu lassen.

Gemeinsames Ziel: gute Nüchternwerte

In der Reha war es uns beiden wichtig, acht Jahre nach der Diagnose die Krankheit wieder bewusster wahrzunehmen. Bei Michael sollte außerdem das Basalinsulin angepasst werden; bei Sarah ging es darum, die hohen Nüchternwerte in den Griff zu bekommen. Wir haben beide das Dawn-Phänomen und kämpfen um gute Nüchternwerte. Bei Sarah ist das durch die Schichtarbeit besonders schwierig.

Auch die zweiwöchige Diabetesschulung fanden wir hilfreich. Es war eine tolle Erfahrung, gleich von mehreren Diabetesberaterinnen und Fachärzten betreut zu werden und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Durch die Beziehung zueinander hat sich übrigens auch das Verhältnis zum Diabetes geändert: Sarah hat vorher immer heimlich gemessen und sich nicht in der Öffentlichkeit gespritzt, während Michael mit seinem Diabetes sehr offen umging. Nun ist auch Sarah offener geworden. Und Michael profitiert von Sarah, weil sie immer vorbildlich misst und ihn nun auch dazu anspornt und motiviert.

Eine Zeit voller Sehnsucht – und eine Entscheidung für die Zukunft

Nach den zwei Schulungswochen fuhren wir über Weihnachten zu unseren Familien. Aber schon für den zweiten Weihnachtsfeiertag hatten wir eine Verabredung bei Sarah zu Hause, um am nächsten Tag gemeinsam zurück nach Bad Mergentheim zu fahren – dieses Mal jedoch schon als Liebespaar!

Wir verbrachten noch zwei weitere wunderschöne Wochen und einen unvergesslichen Jahreswechsel dort. In den letzten Tagen kam allerdings ein mulmiges Gefühl auf: Bald würden wir uns trennen müssen … Die Zeit nach der Kur war für uns eine Zeit voller Sehnsucht, 200 Kilometer voneinander entfernt.

Wir nutzten jede Gelegenheit, uns zu sehen. Einige Wochen gingen so ins Land, und wir verbrachten viel Zeit auf der Autobahn. So wollten wir nicht weitermachen, denn eines stand für uns schon damals fest: Diese Liebe ist für immer.

Was tun? Sarah ist in Schmiechen tief verwurzelt und renovierte gerade ihre erste eigene Wohnung im Geschäftshaus ihrer Eltern; Michael hatte eine sehr gute Anstellung und eine leitende Position in seinem Betrieb und war im Vorstand des Tennisvereins. Dennoch entschied er, die Zelte in seiner Heimat abzubrechen und mit Sarah in die neue Wohnung zu ziehen.


Lesen Sie im zweiten Teil der Serie (Diabetes-Journal 4/2017) über den Umzug zu Sarah, welche Vorteile das Zusammenleben von zwei Diabetikern mit sich bringt und wie Michael Sarah einen Heiratsantrag machte …


von Michael und Sarah
Kontakt: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (3) Seite 34-35

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