Gute Planung ist alles!

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Gute Planung ist alles!

Hansgeorg Frohn und seine Frau Regina lieben Reisen. Nun hat sich für die beiden ein lange gehegter Traum erfüllt: ein mehrwöchiger Aufenthalt in Australien – mit kurzem Zwischenstopp in Hongkong. 14 Tage Sydney standen an, gefolgt von einer mehrwöchigen Rundreise. Mitgebracht haben sie tolle Eindrücke von Down Under – und gute Tipps!

Wer Diabetes hat und Fernreisen macht, kennt das: Gute Planung ist alles. Für Australien zum Beispiel ist ein Visum erforderlich (www.in-australien.com/visum-australien). Und natürlich die Medikamente: Wovon wie viel? Wie viel ich von den verschiedenen Medikamenten brauchen würde, ließ sich für meine Parkinson- und Bluthochdrucktabletten natürlich viel leichter ermitteln als für die Basis- und Bolusinsuline sowie Blutzuckerteststreifen; auch musste ich an eine Kühlung des Insulins denken (später mehr dazu).

Achtung: strenge Gesetze für Medikamenteneinfuhr

Und: In Hongkong und in Australien gelten bei der Medikamenteneinfuhr strenge Gesetze, so dass Reisende englischsprachige Bescheinigungen des Hausarztes dabeihaben sollten, ebenso für Zwischenaufenthalte in Dubai, Abu Dhabi, Singapur bzw. Kuala Lumpur. Worauf man sich bei Reisen nach Australien je nach Reisezeit auch noch einstellen muss, ist, dass die Sommertemperaturen bis zu 20 Grad Celsius über unseren liegen – vor allem im tropischen Norden und in den zentralaustralischen Wüsten.

Außerdem liegt die Luftfeuchtigkeit im australischen Sommer erheblich über unseren. Für die nächsten Wochen gehörten also Klimaanlagen (und deren Folgen wie Husten!) zu unserem Leben – ob wir wollten oder nicht.

Am Flughafen besser den “To declare”-Ausgang nutzen

In Hongkong wie in Australien muss man sich auf langwierige Ein-/Ausreisekontrollen einstellen. Als Diabetiker sollte man daran denken, nach der Personenkontrolle nicht etwa den grünen “Nothing to declare”-Ausgang zu benutzen, sondern den roten “To declare”-Ausgang. Für die Einreisedeklaration ist außer den ärztlichen Bescheinigungen eine englischsprachige Gesamtübersicht über die mitgeführten Medikamente sinnvoll.

Nun: Australien und unser Freund Chris, den wir in Sydney besuchten, empfingen uns am Tag vor Heiligabend mit bedecktem Himmel; die Grillparty am 1. Weihnachtstag feierten wir 15 km außerhalb des Stadtzentrums – unter Gewittersturm. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Chris bei Freunden in der Bundeshauptstadt Canberra; nach der Rückkehr stand schon die nächste große Party in Chris’ Freundeskreis an: der Jahreswechsel – mit einem Blick vom Wohnzimmerbalkon genau gegenüber auf die Hafenbrücke, so dass wir den allerbesten Blick auf das Feuerwerk hatten.

14 Tage Sightseeing in Sydney

Am nächsten Tag machten wir uns über Sydney her: Opernhaus, Taronga-Zoo, die Aquarien, den chinesischen und den botanischen Garten, Museen, die St.-Mary-Kathedrale und die Strände. Außerdem das Kulturviertel The Rocks, den Darling Harbour, das Queen-Victoria-Kaufhaus, Fischmarkt, Olympia-Park. Dann waren die 14 Tage mit Chris und seiner Frau Mary in Sydney vorbei und wir mussten Abschied nehmen – auf zur Rundreise!

Der erste Rundreisetag führte uns in die Blue Mountains. Der nächste Tag brachte uns mit einem dreistündigen Flug von Sydney zum geographischen und spirituellen Zentrum Australiens: dem roten Sandsteinfelsen Uluru/Ayers Rock. Es regnete in Strömen – das gab es letztmals vor 25 Jahren. Aus Sicherheitsgründen wurde die Wanderung durch den King’s Canyon von den Nationalpark-Rangern untersagt – auf überfluteter Straße ging es mit dem Bus weiter nach Alice Springs. Dort dann der Todd River:

Trockenfluss tritt über die Ufer

Der Trockenfluss war massiv über seine Ufer getreten. Die für den übernächsten Tag vorgesehene Fahrt mit dem Touristenzug The Ghan von Alice Springs nach Darwin wurde von den Regenfällen nicht beeinträchtigt. Durch den starken Regen war die zentralaustralische Wüste nicht mehr staubtrocken und sandig-rot, sondern matschig und von einem leichten grün-gelben Pflanzenflausch überzogen: Dieses außergewöhnliche Erlebnis entschädigte uns überaus für den verpassten weiß-blauen Himmel.

Von Darwin aus besuchten wir den Kakadu-Nationalpark und sahen erstmals beeindruckende Aboriginie-Felsmalereien. In Darwin selbst spazierten wir am Strand, durch Museen – und einmal sahen wir trotz tollen Wetters und Wellen weder Schwimmer noch Surfer: dafür immer wieder Schilder, die wegen der Krokodilgefahr deutlich vor Baden und Surfen warnten.

Die australische Nordküste ist Krokodil-Gebiet

Die ganze australische Nordküste zwischen Broome im Westen und Cape Tribulation im Osten ist voll von Krokodilen. Je nach Regenzeitwasserstand schaffen es die Tiere von Darwin hinunter bis in die 300 km entfernte Katherine-Schlucht im Nitmiluk-Nationalpark, wo sie herumwandernden Rucksacktouristen auflauern.

Weiter ging es mit dem Flugzeug nach Cairns – und dort mit dem Boot hinaus zu einer im Great Barrier Reef verankerten Plattform zum Schnorcheln (Achtung: giftige Quallen). Sehr erschreckt hat uns die vor Cairns wahrzunehmende Zerstörung des Great Barrier Reefs. Einen Tag später starteten wir von Cairns aus mit einer Schmalspureisenbahn in das vormalige Goldgräberdorf Kuranda, wo uns ein Regenwaldgewitter überraschte: zurück also mit dem Bus statt mit dem Skyrail (Gondelbahn über dem Blätterdach des Regenwaldes).

Die hohen Temperaturen lagen nie über 35 Grad Celsius, somit gab es für meine Insulinversorgung kein Problem. Vor allem im tropischen Norden setzte uns die extrem hohe Luftfeuchtigkeit zu. Hat man sich nach ein paar Tagen an das australische Englisch gewöhnt, so entpuppen sich die Australier als hilfsbereite und Fremden gegenüber offene Zeitgenossen.

Und der Diabetes? Was es zu beachten gilt …

Und der Diabetes? Bei meinen Parkinson- und Bluthochdruck-Tabletten konnte ich die Menge, die ich mitnehmen musste, durch Abzählen (+ 20 Prozent) ermitteln. Schwieriger war es mit den Augentropfen und meinen beiden Insulinen; da wir die für Jahreswechsel 2014/15 geplante Reise jedoch schon im Juni gebucht hatten, blieb genügend Zeit, um meinen Insulinverbrauch innerhalb von 6 Wochen (+ 20 Prozent Zuschlag) zu ermitteln.

Aufgrund der Medikamentenmengen verfertigte ich zwei englischsprachige Gesamtübersichten zur Vorlage bei den Zollbehörden. Außerdem erstellte ich gemeinsam mit meinen Ärzten die englischsprachigen medizinischen Bescheinigungen (müssen derzeit nicht amtlich beglaubigt sein). Am besten, man nimmt die Medikamente ins Handgepäck mit – und zwar originalverpackt, wobei bei Ampulleninsulin die nichtangebrochenen Blister ausreichen.

Auf der medizinischen Diabetesbescheinigung sollten ebenfalls aufgeführt sein: die mitgeführten Pens samt Stechkanülen, das Blutzuckermessgerät mit der dazugehörigen Stechhilfe und den mitgeführten Teststreifen.

Gute Lösung bei den Zeitverschiebungen

Über die Zeitverschiebung hatten wir uns viele Gedanken gemacht, denn wir mussten ja einige davon bewältigen wie Berlin – Hongkong: + 7 Stunden, Hongkong – Sydney: + 3 Stunden, Cairns – Hongkong: – 2 Stunden, Hongkong – Berlin: – 7 Stunden). Während diese Zeitverschiebungen bei meinem Bolusinsulin und meinen mahlzeitenabhängigen Tabletten recht einfach in den Griff zu kriegen waren, sah dies bei dem Basisinsulin anders aus.

Die Lösung (gemeinsam erarbeitet mit meinen Ärzten): Wir teilten die für 24 MEZ-Stunden angesagte Insulinmenge (16 Einheiten) durch die Anzahl der Tagesstunden, multiplizierten dann den sich hieraus ergebenden Quotienten zunächst mit 7. Und dann zogen wir das sich hieraus ergebende Produkt von dem vorgegebenen Ausgangswert (16 Einheiten) ab, da der erste Aufenthaltstag in Hongkong für uns MEZler 7 Stunden kürzer war.

Nach 24 Stunden Aufenthalt in Hongkong kehrte ich zu meinem ursprünglichen MEZ-Ausgangswert zurück. Bei den anderen Zeitverschiebungsflügen verfuhr ich genauso. Gegen Wirksamkeitsverlust wegen hoher Temperaturen schützte ich das Insulin in einer sperrigen Kühltasche. Die Kühlkissen legten wir unterwegs jede Nacht ins Tiefkühlfach der Hotel-Minibar.


von Hansgeorg Frohn
HansgeorgFrohn@aol.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (6) Seite 42-44

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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