- Leben mit Diabetes
Hilfe, ich leide unter Blutarmut!
2 Minuten
Schulung und eine gute Betreuung sind das A und O; die Grundlagen müssen sitzen und immer mal wieder kontrolliert und geübt werden, findet Alex Adabei.
Ist keine große Sache, sich mal kurz in den Finger zu piksen. Oder? Ich spanne die Stechhilfe, setze sie an die Seite der Fingerkuppe meines linken Ringfingers – und habe ein bisschen Angst. Wird es nicht doch weh tun? Hm, ein bisschen unangenehm ist es schon.
Wo bleibt denn jetzt der Blutstropfen? Ein winziges rotes Pünktchen erscheint; es ist kaum zu sehen. Panik! Wann kommt endlich die Diabetesberaterin? Ich bin nämlich gerade auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Leipzig und darf mit fachkundiger Hilfe ein total modernes, total genaues Blutzuckermessgerät ausprobieren.
Was ist mit mir los? Blutarmut?
Bei mir geht es jetzt aber um die Basics, nicht um hoch entwickelte Technik. Also, was ist mit dem Blutstropfen? Das Gerät will mein kostbares Blut nicht mehr haben, weil ich zu lange gewartet habe. Jetzt ist die Fachfrau endlich bei mir. Ein neuer Streifen wird eingesteckt. Ich pikse mich noch mal und bin dieses Mal noch ängstlicher. Jetzt erscheint gar kein Blut. Was ist mit mir los? Blutarmut?
Nein: “Ganz von alleine geht es nicht”, sagt die Diabetesberaterin und massiert meinen Finger leicht unterhalb der Einstichstelle. Endlich kommt ein ernstzunehmender Tropfen. Schnell den Teststreifen drangehalten, und schon erscheint der Wert. “Ist doch ganz einfach, das Messen!” triumphiere ich innerlich und habe schon fast vergessen, wie hilflos ich gerade noch dasaß. Ja, kaum macht man’s richtig, schon klappt’s!
Kurioses aus dem Diabetes-Alltag
Ich denke an einen Artikel, den ich vor kurzem gelesen habe, Überschrift: “Kurioses aus dem Diabetes-Alltag”. Da geht es z. B. um eine Frau, die ihre Teststreifen abwäscht und wiederverwendet, eine andere spritzt immer die Hälfte der Insulindosis aus dem Fenster, weil sie es im Fernsehen so gesehen hat. Viel Verständnis habe ich als Mess-Novizin für den Herrn, der den Blutstropfen auf den Teststreifen aufträgt und den Streifen erst dann ins Gerät steckt. Richtig ist es andersherum. Haha! Ist doch logisch!
Sie mussten schmunzeln? Ich auch, aber: Bestimmt kommt so etwas häufiger vor – ich denke an meine “Blutarmut”. Wenn kein Experte hilft, können solche Missverständnisse gefährlich werden. Schulung und eine gute Betreuung sind das A und O; die Grundlagen müssen sitzen und immer mal wieder kontrolliert und geübt werden!
von Alex Adabei

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (1) Seite 82
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