Stinkt Eigenlob?

2 Minuten

© sila5775 - Fotolia
Community-Beitrag
Stinkt Eigenlob?

Sollte man sich nicht viel öfter auch einmal selbst loben, wenn man es verdient hat? Vor allem in Sachen gelungenem Diabetesmanagement? Tine findet, dass dies in unserer Leistungsgesellschaft viel zu selten vorkommt. Doch ist das das Leben, das wir leben wollen?

Wir sind offiziell wieder in der Sommerzeit angekommen! Ach, was freue ich mich schon auf das Erwachen der Natur. Ein großartiges Gefühl, mehr Vitamin D für alle! Ich kann zum ersten Mal seit Jahren recht befreit in den Frühling gehen, denn ich habe meinen lange erarbeiteten Studienabschluss geschafft. Jetzt folgt ein bisschen Freiheit, Durchatmen, Auf-die-Schulter-Klopfen … eigentlich, oder? Gönne ich mir das wirklich?

Es fällt mir schwer, stolz auf meine Leistungen zu sein

Ich muss mir eingestehen: nein. Es fällt mir schwer, stolz auf meine Leistungen zu sein, obwohl ich wirklich mit herausragenden Noten und sogar einem Preis aus der Sache herausgegangen bin. Wenn ich weiter drüber nachdenke, dann fällt es mir auch in anderen Bereichen meines Lebens schwer.

Warum ist dieser Kritiker in meinem Kopf so groß und omnipräsent? Warum gönnt er mir kein Durchatmen und kein Lob? Der Spruch “Eigenlob stinkt” ist doch, wenn wir mal ehrlich drüber nachdenken, kaputt. Wieso ist es uns nicht gegönnt, gute eigene Arbeit auch einfach mal selbst zu loben? Wieso müssen wir, was Lob angeht, immer auf andere Menschen angewiesen sein? Und wieso dürfen ausgerechnet wir selbst eigentlich nicht unser größter Cheerleader sein?

Auch in Sachen Diabetes lobe ich mich eher selten

Auch beim Diabetes klopfe ich mir wieder seltener auf die Schulter. Zwar versuche ich, mir immer bewusst zu machen, was für eine immense Arbeit ich da eigentlich jeden Tag leiste, aber Lob von mir an mich gibt es momentan doch selten. Leider. Der Alltag geht weiter, muss ja. Stichwort Leistungsgesellschaft. Lob für die Werte bekommen wir vielleicht einmal im Quartal dann vom Arzt (wenn überhaupt), aber wenn diese aktuell nicht so gut sind, passiert da eben auch nicht so viel.

Anstatt uns jeden Morgen im Spiegel zu sagen, was für großartige Zusatzarbeit wir tagein, tagaus leisten, um uns selbst am Leben zu halten, spritzen wir Wutboli, hassen unsere Krankheit oder ärgern uns den ganzen Tag, weil der Wert mal wieder nicht in den Zielbereich kommen möchte. Oder vergleichen unsere Kurven mit den geraden Linien, die wir mittlerweile überall auf Social Media sehen können, lassen uns davon wahnsinnig unter Druck setzen und bestrafen uns am Ende vielleicht noch dafür. Ist das das Leben, das wir leben wollen?

Ich möchte mich nicht immer nur mit anderen vergleichen

Ich für meinen Teil möchte nicht die Zeit meines Lebens damit verbringen, nie stolz auf mich zu sein, mich nie zu loben und mich immer nur mit anderen zu vergleichen. Niemand ist genau so wie ich, wieso sollte ich mich dann an all diesen anderen Menschen messen? Wieso stinkt mein Eigenlob, wenn es doch eigentlich toll ist, sich selbst der motivierendste Cheerleader zu sein? Daran möchte ich nun arbeiten, und ich freue mich schon darauf, was passiert, wenn ich dort angekommen bin.

Eure Tine


Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der Blood Sugar Lounge und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (5) Seite 36

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview

Hinter die Dinge schauen: Kinder-Diabetologin und Coach Dr. Katja Schaaf im Interview | Foto: Dennis Blechner

13 Minuten

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände