Tour aufs Dach der Welt: Gut planen – damit Sorgen der Vorfreude weichen!

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Tour aufs Dach der Welt: Gut planen – damit Sorgen der Vorfreude weichen!

Nepal – das Dach der Welt. Der südostasiatische Binnenstaat, eingeschlossen zwischen Tibet und Indien, beherbergt den 8.848 Meter hohen Mount Everest – und neben ihm noch sieben weitere der zehn höchsten Berge unseres Planeten. Im weltweit einzigen Land, dessen Flagge nicht rechteckig ist, leben 29 Millionen Menschen, die meisten davon in Armut. Aron Esser (19 Jahre; Typ-1-Diabetes) hat beschlossen, dieses Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, zu bereisen – mit einer möglichst optimalen Vorbereitung.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich den Entschluss gefasst habe, Nepal mit eigenen Augen sehen zu müssen: Es war ein eiskalter, wolkenloser Februarnachmittag. Ich war auf dem Rückweg einer Winterbegehung der Benediktenwand, die 30 Autominuten von meiner alten Schule im oberbayerischen Bad Tölz entfernt liegt. Nachdem der spannende Teil der Tour vorbei war, folgte ich dem Feldweg, der mich rund 10 Kilometer zurück zum Wanderparkplatz führen sollte.

Entschluss gefasst: sobald irgend möglich nach Nepal

Auf halber Strecke kam mir ein Wanderer mit seinem hellbraunen Labrador “Bruno” entgegen. Nach einer kurzen Streicheleinheit für Bruno und einigen netten Worten mit dem Herrchen entschied er sich, umzukehren und mir Gesellschaft zu leisten. So kam es, dass er mir von seinem einzigen großen Urlaub erzählte, den er je gemacht hatte: Zu Studienzeiten schnappte er sich einen Freund, seine Bergschuhe und eine Landkarte – und setzte sich ins Flugzeug nach Kathmandu.

Zunächst eher schweigsam, fing der Wanderer nun an, lebendig und mitreißend zu erzählen, Land, Landschaft und Leute zu beschreiben und von seinen beeindruckenden Bekanntschaften und atemberaubenden Erlebnissen zu berichten, dass ich trotz der 12 Stunden Wanderung zuvor nicht genug kriegen konnte. Angekommen am Parkplatz, von wo an wir getrennte Wege gingen, war der Entschluss gefasst – noch bevor ich Bruno zum Abschied über den Kopf streichelte: Ich wollte sobald irgend möglich nach Nepal reisen.

Nun soll der Traum in Erfüllung gehen

Nun, zweieinhalb Jahre später, soll mein Traum in Erfüllung gehen: Die Flüge sind gebucht, die Route geplant, die Vorkehrungen getroffen. Am 23. September werden meine Freundin Antonia und ich ins Flugzeug nach Kathmandu steigen. Dort angekommen, müssen wir uns um einige Genehmigungen für ausländische Trekker kümmern, bevor es zwei Tage später mit dem Bus aus der Millionenstadt in ein abgelegenes Bergdorf geht.

Die nächsten 16 Tage werden wir dann dem über 200 Kilometer langen Pfad vor uns folgen, der uns ebenso durch tropische Wälder wie durch kilometerlange Steinwüsten, durch Schnee und Eis führen wird. Unser Gepäck befindet sich in den über 15 kg schweren Rucksäcken, die wir von Bergdorf zu Bergdorf schleppen, um hier günstig in einer Lodge zu schlafen. Ziel ist es, den 8 091 Meter hohen Annapurna, den zehnthöchsten Berg der Welt, zu umrunden und dabei den Pass Thorong La auf 5 416 Meter über dem Meer zu überschreiten.

Selbst für Kerngesunde ist diese Trekkingreise eine Herausforderung, die viel Planung und Training voraussetzt. Wie viel mehr ich als Diabetiker hierfür beachten muss, ist mir erst bei der konkreten Planung bewusst geworden. Nachdem ich mich durch etliche Reiseberichte und Führer gewälzt hatte, mein Ausdauertraining (zusätzlich zum Spiel- und Spaßsport, den ich betreibe) begonnen hatte und einige Impfungen hatte auffrischen lassen, ging es daran, mögliche Hindernisse speziell für mich als Typ-1-Diabetiker auszumachen.

Hindernisse für Typ-1-Diabetiker …

Die Liste ist lang, hier also nur Stichpunke:

  • Diabetesausrüstung (Pumpe, Katheter, Reservoirs, Insulin, Messgerät, Stechhilfe, Nadeln, Teststreifen, Traubenzucker usw.) machen ca. 5 kg zusätzliche Last auf dem Rücken aus.
  • Starke körperliche Belastung führt evtl. vermehrt zu Unterzuckerungen.
  • extreme Höhe (evtl. Höhenkrankheit mit Hypoglykämie-ähnlichen Symptomen, Messgerät und Pumpe könnten laut Hersteller aufgrund des niedrigen Luftdrucks fehleranfällig sein)
  • Temperaturextreme von +30 °C bis -10 °C (Insulin sollte zwischen 2 °C und 8 °C aufbewahrt werden, Messgeräte funktionieren teilweise bei extremen Temperaturen nicht)
  • schlechte Infrastruktur (keine Apotheken, Straßen, Telefone; Hilfe im Notfall kaum möglich und nur per Helikopter aus Kathmandu)

… und trotzdem: Hürden sind Ansporn!

Trotz all dieser diabetesbedingten Hürden will ich mich nicht von der Reise abhalten lassen – sie sind viel mehr ein Ansporn für mich, noch gründlicher zu planen, um auf jedes erdenkbare Szenario vorbereitet zu sein. Um die besten Lösungen all dieser Probleme zu finden, habe ich mir Hilfe gesucht: Angefangen bei Internetforen über Fachliteratur bis hin zu meinem Diabetologen und der Deutschen Botschaft in Nepal konnte ich überall hilfreiche Infos und Tipps sammeln, die schlussendlich zu folgenden Ergebnissen geführt haben:

  • Ich werde mich vorher an einigen großen und hohen Touren in den Alpen versuchen, auch mit dem Extragepäck, und genau beobachten, wie mein Blutzucker sich bei Höhe und Anstrengung verhält. Insulin und Ernährung werde ich anpassen.
  • Das Insulin werde ich in Tüchern und Alufolie tief im Rucksack vor Hitze und in meiner Jackeninnentasche vor Kälte schützen.
  • Mein Gepäck kann ich dadurch reduzieren, dass ich Notfall-BEs nicht für drei Wochen, sondern nur für einige Tage mitnehme und unterwegs Industriezucker bei den Einheimischen kaufe.
  • Ich werde vorab eine Umstellung auf Pens üben, um den erwarteten Ausfall der Pumpe aufgrund der Höhe zu kompensieren.

Mit dem Plan fühle ich mich gut vorbereitet – die Sorgen können der Vorfreude weichen.

Nepal – ich komme!

Arons Abenteur mitverfolgen …

Ob alles glatt läuft, was Aron und Antonia unterwegs erleben und welche Diabetes-Begebenheiten in Nepal auf die beiden warten, können Sie während der Reise auf seinem Reiseblog mitverfolgen – sowie im Anschluss als Reisebericht in der November-Ausgabe des Diabetes-Journals nachlesen!


von Aron Esser

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (8) Seite 40-41

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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