- Leben mit Diabetes
Wenn man vom Diabetes nicht genug bekommt …
4 Minuten
Wieder beruflich in der Diabetes-Branche Fuß fassen? Darüber hat Stæff Blockus lange nachgedacht. Wird das nicht zu viel Diabetes? Selbst betroffen, Diabetes-Blog, Sport, freiberufliche Aufträge im Diabetes-Bereich, Organisatorin eines Diabetes-Spendenlaufs: Der Diabetes ist (fast) immer Thema. Nun hat es sie aber wieder erwischt.
Ich kenne viele Diabetiker, die auch beruflich vom Diabetes nicht genug kriegen können. Nach meinem Studium stand das für mich nicht zur Debatte. Bis ich 2010 anfing, auf www.diabetes-leben.com zu bloggen, war der Diabetes nur für mich und Angehörige Thema. Durch Social Media, meinen Blog und das Open Journal (Ausgabe 60 Jahre Diabetes-Journal, die ich mitgestalten durfte) änderte sich 2010 alles. Schließlich ergab sich dadurch ein fester Job beim Deutschen Diabetiker Bund.
Nie wieder in der Branche …
Das war nicht mein Ding – und lag mitunter an verschiedenen Vorstellungen und Zielen, dem Umgang untereinander, Streitigkeiten und den teils nicht nachvollziehbaren Interessen. Das konnte ich als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit so nicht nach außen vertreten: Nie wieder Diabetes-Branche. Da lief zu viel quer. Sollten wir nicht besser alle an einem Strang ziehen, zusammenhalten und uns gemeinsam für die bestmögliche Therapie starkmachen, statt uns gegenseitig in die Pfanne zu hauen? Ja, das sollten wir – inzwischen tut sich da ja auch etwas! Das will ich aktiv mitgestalten.
Nie wieder? Ja – oder doch? Nun: Zunächst hatte ich wieder freiberuflich in der Diabetes-Branche Fuß gefasst – neben meinem eigentlichen Job (als Content Marketing Managerin im Bike- und Musik-E-Commerce-Bereich in Hannover). Zufällig ergab sich dann die Option, fest bei Diashop einzusteigen. Diashop vertreibt Diabetes-Produkte/Hilfsmittel sowohl in Fachgeschäften als auch online (www.diashop.de).
Ich hatte vorher dort bereits meine Rezepte hingeschickt und mir Pumpenzubehör etc. per Post liefern lassen. Was ich heute sagen kann: Bei Diashop wird auch vorausschauend gedacht. Ziel ist es, den Patienten so zu beraten und zu versorgen, dass er Zeit gewinnt und entlastet wird.
Als Langzeitdiabetikerin mit anpacken
Hier möchte ich als (Langzeit-)Diabetikerin mit anpacken, etwas bewegen, was ja auch meinem eigenen Vorteil dient. Vorteile hat das auch für das Unternehmen: So kann ich aus eigener Erfahrung berichten, Produkte testen und bewerten, neue Produktideen einbringen. Dahingehend hilft auch die heutzutage sehr große Diabetes Community weiter, mit der ich durch meinen Blog und Social Media in Kontakt stehe! Denn es sollen ja möglichst viele Diabetiker mit ihren Meinungen und Ideen eingebunden werden!
Ich finde es klasse, wenn Diabetiker in der Diabetes-Branche mit ihrer Kernkompetenz Fuß fassen: Mediziner mit Diabetes werden Diabetologen, Journalisten mit Diabetes schreiben für das Diabetes-Journal … So soll es sein. Die Vorteile liegen auf der Hand. Allerdings sollte man sich mit dem Unternehmen/der Branche identifizieren können. Man darf auch nicht vergessen, dass der Diabetes so noch mehr zum Thema wird. Das ist nicht jedermanns Sache.
Meine Diabetologin hat Diabetes
Meine Diabetologin zum Beispiel hat selbst Typ-1-Diabetes. Für mich und andere Diabetiker ist das großartig, weil sie Diabetes-Probleme nachempfinden kann. Sie kennt die Ängste und weiß, wie sich eine Hypo- oder Hyperglykämie anfühlt. Ich beneide sie allerdings nicht um ihren Job. Mag sein, dass es spannend und hilfreich sein kann, andererseits hätte ich persönlich schon ein Problem damit, tagtäglich mit den Folgekrankheiten des Diabetes “live” konfrontiert zu werden. Zum Glück ticken wir alle anders! Klasse, dass sie die Kraft dafür hat.
Ich bin Redakteurin und Online-Marketing-Managerin und bin in meinem aktuellen Job bei Diashop sehr glücklich – nicht nur, weil ich auf dem neusten Stand bleibe, was Blutzuckermessgeräte, CGM-Systeme und Insulinpumpen betrifft, sondern auch, weil ich mein Wissen und meine Erfahrung durch meine langjährige “Diabetes-Karriere” (bei mir sind es über 20 Jahre) weitergeben und damit die Branche bereichern kann. Praktisch ist auch, dass die Kollegen und Vorgesetzten über die Krankheit bestens informiert sind.
Auch ich hatte Vorurteile
Es gibt auch Menschen, die keinen Diabetes, dennoch Ahnung davon haben! Im Laufe meiner Diabetes-Karriere wurde ich viel mit Vorurteilen konfrontiert, diesen typischen halt: “Selbst schuld, dass du Diabetes hast, hätteste mal weniger Schokolade gegessen.” Nun: Das prägt! Was folgt? Ich hatte auch Vorurteile: “Menschen ohne Diabetes haben nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was es bedeutet, mit Diabetes zu leben! Sie können es nicht fühlen, sie erleben es nicht tagtäglich.”
Aber das stimmt so nicht ganz, wie ich bei Antritt meines neuen Jobs mal wieder feststellen konnte: Da gibt es zum Beispiel Diabetesberaterinnen, die bestens geschult und informiert sind in Sachen Insulinpumpen, CGM-Systeme, Diabetes, Sport, Ernährung und Therapieoptionen – und ja: Die setzen sich auch Katheter, die berechnen ihre Mahlzeiten, bekämpfen Hypoglykämien, die sie nicht haben, machen Basalratentests!
Das alles freiwillig, um zumindest ein Stück weit nachempfinden zu können, was wir Diabetiker mitmachen. Sie testen jede neue Insulinpumpe und neue Messsysteme am eigenen Leib. Sie treffen sich mit Diabetikern, die bereits Closed-Loop-Systeme nutzen, lesen in Diabetes-Blogs und sind unermüdlich für uns im Einsatz. Ihren Beruf verstehen sie als Berufung, zeigen großes Engagement uns gegenüber, unabhängig von ihrem Geldgeber.
Mein Fazit
Tue das, was Du liebst. Wenn Dein Job Dir Freude bereitet, Du ihn gern ausübst, Du Dich rundum im Unternehmen wohlfühlst, motiviert dies doch ungemein, alles zu geben. Ob das nun in der Diabetes-Branche ist oder nicht, muss jeder mit sich selbst ausmachen. In diesem Fall belastet mich das Mehr an Diabetes im Leben jedenfalls nicht. Ich stehe hinter dem, was ich tue, und sehe es als Bereicherung für mein Leben.
Mir ist es auch wichtig, dass ich als Blogger nicht “meine Seele verkaufe”. Ich habe eine gewisse Verantwortung meinen Lesern gegenüber und möchte offen und neutral informieren, auch wenn ich in der Diabetes-Branche arbeite.
von Stæff Blockus
www.diabetes-leben.com
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (10) Seite 34-35
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig