Definiert dich dein Diabetes?

3 Minuten

Community-Beitrag
Definiert dich dein Diabetes?

Abgesehen von der Alliteration halte ich persönlich von der Aussage nichts. Auf die Frage „Wer bin ich“ antworte ich nicht: „Hi, Michelle, Typ-3-Diabetikerin.“ Klar habe ich Diabetes. Klar habe ich den jeden Tag an der Backe (oder eher an Arm und Bauch). Aber definiert er mich? Never. Ich definiere mich selbst über meinen Umgang mit der Krankheit, meine Einstellung zum Leben und die täglichen Entscheidungen, die ich treffe. Wer bin ich, was sind meine Ziele, wo möchte ich hin? Dass ich Diabetes habe, kommt gar nicht in meinen Gedanken vor. Und das sollte es auch nicht! Zumindest nicht bei den negativen. Klar ist Diabetes lästig und ein Päckchen, das jeder von uns an diversen Körperstellen trägt und an das man dank Insulinpumpe und Sensor-Alarme permanent erinnert wird. Aber mit der Zeit habe ich festgestellt, dass jeder Mensch sein bzw. seine Päckchen zu tragen hat. Sei es eine Krankheit oder ein Schicksalsschlag. Das macht es natürlich nicht besser, aber hat mir gezeigt, dass ich mich zu jeder Sekunde in meinem Leben möglichst auf das Positive konzentrieren möchte.

Und so gehe ich auch meine Ziele an. Wer bin ich, wo will ich hin? Ich bin ehrlich. Diabetes hat sich mit mir einen ziemlichen Rebellen ausgesucht, weil ich so ungefähr alles verkörpere, was nicht Diabetes-tauglich ist. Ich bin super tollpatschig und oben drauf noch vergesslich. Super Kombi, wenn man sich im Urlaub den Sensor abreißt und nicht genug Reserven eingepackt hat. Liebe Grüße gehen raus an das nette Seniorenpärchen, dass mir mal eine Ersatzpumpe nach Kroatien liefern durfte. Die aufregendsten 24 Stunden meines Lebens!

Reiselust trotz Diabetes

Wo wir schon bei Urlaub sind. Ich reise unglaublich gern! Am liebsten so weit weg und so lang wie möglich. So lang, dass ich für meine letzte Reise einen „Michelle-Koffer“ und einen extra „Diabetes-Koffer“ dabei hatte mit entspannten 20 kg Medikamenten darin. Ich verstehe bis heute nicht, wie ich durch alle Flugkontrollen gekommen bin, ohne auch nur einmal meinen Diabetikerausweis zeigen zu müssen! Okaaaay, es haben ein paar Hundeschnauzen an mir geschnüffelt und meine Pumpe wurde diverse Male auf Sprengstoff geprüft. Aber hey, wo bleibt sonst der Spaß. Als ich im Ausland war, haben mir so viele Freunde geschrieben, dass sie mich beneiden und dass ich so viel Glück habe, dass ich das machen kann.

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg

Tja, Glück, meine Freunde. Dass ich ungefähr ein Jahr vor Reisebeginn angefangen habe, meine Medikamentenversorgung zu planen, weiß natürlich kaum jemand. Auch nicht, dass ich gefühlt 10 Jahre mein Taschengeld auf die Seite gelegt habe (was wirklich dumm war, wenn man überlegt, wie wenig Taschengeld man bekommt…). Und letztendlich, dass ich den Mut aufgebracht habe, es einfach zu machen! Letzteres ist wahrscheinlich der wichtigste Schritt. Aber, und das ist die Essenz, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Quelle: Pixabay

Wenn du etwas wirklich willst, dann frag dich nicht, ob das mit Diabetes geht, sondern frag dich, wie das mit Diabetes geht. Und es wird funktionieren. Hat es bis jetzt immer und wie gesagt, ich bin schon eine kleine Challenge für meinen Diabetes. Oder er für mich. Wie man’s nimmt. Und es völlig okay, dabei Angst zu haben. Ich habe gerade in den letzten Wochen vor der Reise so kalte Füße bekommen! Angst ist völlig normal. Es ist wichtig, es trotz Angst zu machen. Damit bist du nicht nur mutig, sondern erweiterst deine Komfortzone und zeigst, dass du für die Dinge, die dir wichtig sind, kämpfst!

Weniger Mimimi

Diabetes ist für mich wie eine komprimierte Fassung vom Leben. Du fällst 9 Mal hin und musst 10 Mal aufstehen. Aber ist das etwas Schlechtes? Für mich ist dieser Fact ein Riesen-Vorteil. Ich weiß, dass das Leben außer bei „Hypos“ kein Zuckerschlecken ist, und das ist auch gut so. Wäre alles easy, würden wir uns einfach etwas Neues suchen, über das wir uns beschweren. Deshalb: weniger Mimimi. Wertschätzen, welche Möglichkeiten wir heute haben, und immer das Bestmögliche aus jeder Situation herausholen.


Hier kommt ihr zum ersten Beitrag von unserer Autorin Michelle:

Diabetes ist kein Spaß – oder doch?

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

DiaNet(t)-Treffen: Aktiv, laut, solidarisch mit der Diabetes-Community

Etwa 50 Engagierte aus der Diabetes-Community trafen sich beim DiaNet(t)-Treffen der Social-Media-Kampagne #SagEsLaut #SagEsSolidarisch in Berlin. Das Thema des Zusammenkommens war dieses Mal „Stärke“.
DiaNet(t)-Treffen: Aktiv, laut, solidarisch mit der Diabetes-Community | Foto: diabetesDE

3 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast – „Höhen & Tiefen“: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen?

Im Community-Format „Höhen & Tiefen” lernt ihr auch dieses Mal wieder zwei Menschen mit Diabetes kennen: Hört zu, wie sich Kathi Korn und Ümit Sahin zusammen mit Moderatorin Stephanie Haack im Diabetes-Anker-Podcast über Diabetes-Technologie für verschiedene Diabetes-Typen austauschen.
Diabetes-Anker-Podcast – Höhen & Tiefen: Welche Technologie hilft bei welchem Diabetes-Typen? | Foto: MedTriX/privat

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 6 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 13 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

Verbände