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Diabetes Typ 1 – und was jetzt?
3 Minuten
Ich war 19, mitten im zweiten Semester und hatte mich gerade erst in Leipzig, meiner neuen Wahlheimat, eingelebt. Ich genoss das Großstadtleben in vollen Zügen und lebte in den Tag hinein, ohne mir über irgendwas groß Gedanken machen zu müssen.
Von der Typ-F- zur Typ-1-Diabetikerin
Dann kam, im Sommer 2016, die Diagnose. Sie schlug ein wie ein Blitz und teilte mein Leben in zwei Hälften – ein Leben ohne und ein Leben mit Typ-1-Diabetes.

Als ich damals in der Notaufnahme lag, angeschlossen an verschiedene Geräte, und mir die Ärztin verkündete, dass ich einen Blutzuckerwert von 36,4 mmol/l (655 mg/dl) hätte, wusste ich zwar noch nicht genau, was das jetzt für mich bedeutete, ahnte aber nichts Gutes. Diabetes Typ 1 war etwas, mit dem ich aufgewachsen war (mein Vater hat seit seiner Kindheit Typ-1-Diabetes). Aber über das ich kaum wirklich etwas wusste. Ich kannte Spritzen und Insulinpumpen, aber nahm das alles nie so wahr, weil mein Vater auch nie ein großes Thema draus machte und ich mich auch nicht wirklich dafür interessierte.
Doch jetzt war der Diabetes für mich keine Randerscheinung mehr. Nicht nur die Krankheit meines Vaters, sondern auch meine.
Angst vor der Reaktion anderer
Ich weinte, stundenlang. Ich hatte einfach nur Angst. Angst, weil ich dachte, mein Leben wäre vorbei. Ich hatte Angst, weil ich mir nicht vorstellen konnte, so zu leben. Ich hatte Angst vor der Krankheit, aber auch vor den Reaktionen meiner Freunde, Bekannten, Kommilitonen. Ich hatte schon lange Probleme mit meinem Körper, fand mich zu dick und deshalb unattraktiv. „Jetzt würden bestimmt alle denken und sagen, ich hätte Diabetes, weil ich fett bin“, redete ich mir ein. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass mich jemand so lieben könnte. Jemand mit einer jungen Frau zusammen sein möchte, die Diabetes hat.
All diese Gedanken brachen in den ersten Tagen über mich herein wie eine Flutwelle und ich dachte, ich ertrinke darin. Damit das nicht passierte, beschloss ich, mich sofort „an die Arbeit“ zu machen. Das bedeutet, dass ich so schnell wie möglich alles über meine Krankheit, meinen „Feind“ Typ-1-Diabetes, wissen wollte. Ich stürzte mich in Lektüre, die mir meine Ärzte gaben, machte mir ausführliche Notizen in den Schulungen und machte schnell große Fortschritte, zur Begeisterung aller. Es machte wirklich den Anschein, ich hätte das alles relativ gut verkraftet und weggesteckt. Ich verfolgte fixiert mein Ziel – den Diabetes so im Griff haben, dass es niemand merkt, dass es mich nicht beeinträchtigt, dass ich so unbeschwert weitermachen kann wie bisher.
Raus in die reale Welt
Doch dieses Ziel war eine Utopie. Nach den 10 Tagen Krankenhaus entließ man mich in die „reale“ Welt, wo ich jetzt selbst für meinen Alltag verantwortlich war. Schnell merkte ich, dass meine Pläne nichtig waren und ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich mit allem klarkommen sollte. Ich war sehr schnell total überfordert und regelmäßige Panikattacken schlichen sich in mein Leben, bis ich schließlich auch depressiv wurde. Denn anstatt mich mit meinen Ängsten und Sorgen auseinanderzusetzen, hatte ich sie bloß verdrängt und jetzt bekam ich die Quittung dafür. Schlechte Werte und ein noch schlechterer mentaler Zustand.

Heute kann ich stolz sagen, dass sich viel zum Guten gewendet hat. Ich habe gelernt, mit meinem Diabetes zu arbeiten und nicht gegen ihn. Drei Jahre nach meiner Diagnose kann ich endlich offen über meine Krankheit reden und schäme mich nicht mehr für sie. Vor mir liegt noch ein langer Weg, den ich aber jetzt ganz offen, ohne Verstecken und mit Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen und so lieben, wie ich bin, gehen kann.
Kaum jemand wird die Diabetes-Diagnose leicht verkraften und das ist okay so! Ina hat sich Gedanken dazu gemacht: Diagnose Diabetes – „schlechte“ Gefühle erlaubt?
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig