- Eltern und Kind
Folgen des Diabetes: Zuversicht statt Angst
4 Minuten
Das Bestreben, alle Kinder und Jugendlichen mit Diabetes bestmöglich zu behandeln, entspringt nicht dem Ehrgeiz der Diabetesteams, sondern dem Ziel, dass alle Kinder und Jugendlichen gesund erwachsen und möglichst ohne Folgeerkrankungen alt werden!
Eltern müssen für ihre Kinder mitdenken
Kinder leben im Allgemeinen im Hier und Jetzt – was in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren geschehen kann, ist weit, weit weg. Die Eltern müssen die Aufgabe übernehmen, das Leben mit Diabetes gut auf den Weg zu bringen und ihre Kinder über viele Jahre begleiten – mit den Sorgen um Folgeerkrankungen im Hinterkopf.
Bei Jugendlichen ist es meistens so, dass sie von "solchen Sachen" nichts hören möchten. Sie haben häufig ohnehin viele andere Baustellen, die den Diabetes in den Hintergrund drängen können. Doch die gute Nachricht vorweg: Folgeerkrankungen können auftreten – müssen aber nicht.
Folgeerkrankungen können verhindert werden
Während man früher der Meinung war, Folgeerkrankungen wären eine unvermeidliche Langzeiterscheinung bei Diabetes, weiß man heute, dass dem nicht so ist. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass durch die intensivierte Insulintherapie und die Insulinpumpentherapie die Rate der Folgeerkrankungen in den letzten 25 Jahren um mehr als 50 Prozent gesenkt wurde.
Bei recht akzeptabler – nicht unbedingt perfekter – Stoffwechseleinstellung kann man davon ausgehen, dass die Lebenserwartung der heutigen Kinder mit Diabetes ebenso lang sein wird wie die der Gleichaltrigen ohne Diabetes.
Was sind Folgeerkrankungen?
Unter Folgeerkrankungen des Diabetes werden Veränderungen der kleinen und großen Blutgefäße verstanden. Besonders gefährdet sind die sehr feinen Gefäße, also die Kapillaren im Auge, in den Nieren und an den Füßen.
Gefäßveränderungen (Arteriosklerose) können bei allen Menschen auftreten, mit steigendem Lebensalter häufen sich die Durchblutungsstörungen. Bei Menschen mit Diabetes und langfristig zu hohen Glukosewerten können sich diese Verengungen deutlich früher entwickeln. Bei den Folgeerkrankungen des Diabetes geht es also darum, dass Blutgefäße so eng werden, dass nicht mehr genügend Blut durchfließen kann.
Auch an den großen Gefäßen im Herzen, im Gehirn und in den Beinen kann es zu Verengungen kommen, begünstigt wird dieser Prozess außerdem durch Übergewicht und Rauchen.
Gefäßschäden am Auge (Retinopathie)
Die kleinen Gefäße im Auge werden durch die Verengung durchlässig, brüchig und platzen (Mi-kroangiopathie). Dadurch entstehen Flüssigkeitseinlagerungen und Blutungen in der Netzhaut, mit Schädigung der Sehzellen. Diese Schäden sind bei einer augenärztlichen Untersuchung (Augenhintergrunduntersuchung mit "weit getropften" Pupillen) gut zu erkennen. Daher werden jährliche Kontrollen beim Augenarzt empfohlen, um frühzeitig handeln zu können. Zur Behandlung von Retinopathien werden Laserstrahlen eingesetzt. Diese Strahlen können geschädigte Gefäße "verschweißen", damit kein Blut mehr austreten kann.
Erwiesenermaßen beugt eine stabile Glukose-und Blutdruckeinstellung der Entstehung einer Retinopathie vor. Veränderungen an der Netzhaut sind durch moderne Diabetestherapien sehr selten geworden.
Gefäßschäden an der Niere (Nephropathie)
Die Nieren sind im menschlichen Körper dafür zuständig, dass Stoffwechselprodukte wieder ausgeschieden werden. Sie sind sehr gut durchblutet und sorgen für die "Reinigung" des Blutes. In den Nieren sind feinste Blutgefäße für die Filterung des Blutes zuständig – wichtige Bestandteile werden herausgefiltert und gehen dann zurück in den Blutkreislauf, Abbauprodukte hingegen werden in die Blase geleitet und dann mit dem Urin ausgeschieden.
Auch in der Niere können diese feinen Gefäße durch anhaltend hohe Glukosewerte geschädigt werden. Sie sind dann z. B. für Eiweiße durchlässig, die der Körper eigentlich noch braucht. Weil man das zunächst nicht spürt, soll der Urin einmal jährlich auf Eiweiß (Albumin) untersucht werden. Die leicht erhöhte Eiweißausscheidung nennt man Mikroalbuminurie.
Auch ein erhöhter Blutdruck könnte ein Hinweis auf eine Veränderung an der Niere sein, deshalb wird der Blutdruck regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls normalisiert. Bleiben Blutdruck und Blutglukose über Jahre erhöht, könnten die Gefäßveränderungen fortschreiten und die Niere erheblich schädigen.
Nervenschädigungen (Neuropathie)
Die Nerven steuern in unserem Körper viele Vorgänge. Alle Körperbereiche sind über das Nervensystem mit der "Zentrale", dem Gehirn, verbunden.
Man unterscheidet die bewusste Steuerung von Muskeln und unbewusste Prozesse (z. B. Herzschlag, Verdauung, Schwitzen. Verschiedene Empfindungen wie Berührungen, Schmerz und Geschmack werden über Nerven gesteuert).
Hohe Glukosespiegel können die Nervenzellen über Jahre so schädigen, dass die Übertragungen vom und zum Gehirn verlangsamt werden oder gar nicht mehr funktionieren. Es können nach Jahren verschiedene Beschwerden auftreten:
Durch regelmäßige Kontrolle der Reflexe, des Temperatur und Schmerzempfindens können erste Anzeichen frühzeitig erkannt werden.
Während diese Veränderungen früher leider bei vielen Menschen mit Diabetes nach einigen Jahrzehnten aufgetreten sind, zeigen aktuelle Studien, dass die Zahl der Betroffenen sinkt und immer mehr Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne diese Folgen alt werden können. In Dänemark konnte dazu belegt werden, dass in den letzten Jahrzehnten das Auftreten der Nierenerkrankungen deutlich zurückgedrängt werden konnte. Die Lebenserwartung der Menschen mit Typ-1-Diabetes nähert sich der der Gesamtbevölkerung an.
Gelassen in die Zukunft schauen
Die gute Ausbildung der Diabetesteams, intensive Schulungen, technischer Fortschritt und vor allem die kompetente Behandlung von Kindern durch ihre Eltern sind die Gründe dafür, dass Eltern und ihre Kinder mit Diabetes heute gelassen und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen können. Für niemanden sollte der Gedanke an Folgeerkrankungen zu schlaflosen Nächten oder ständiger Angst führen. Und als "Erziehungsmittel" ist die Drohung mit Folgeerkrankungen nun vollkommen ungeeignet.
Kinder, Jugendliche und Eltern, die sich jeden Tag um die Diabetesbehandlung bemühen, sollten stolz auf die eigene Leistung sein – auch wenn nicht immer alles perfekt funktioniert. Die Chance, dass sich die Diabetestherapie weiter verbessern wird, ist groß und damit auch die Chance, mit Typ-1-Diabetes ein gutes und erfülltes, langes Leben zu führen.
Fazit
Niemand weiß genau, in welchem Ausmaß und wie lange Glukosewerte erhöht sein müssen, damit Folgeerkrankungen entstehen; einzelne hohe Ausreißer werden sie eher nicht auslösen. Neben der Blutzuckereinstellung spielt die individuelle genetische Veranlagung eine Rolle.
Durch die modernen Diabetesbehandlungen mit dem Ziel normnaher Glukosewerte sind Folgeerkrankung deutlich seltener geworden – sie können vermieden oder zumindest sehr lange hinausgezögert werden. Ausgewogene Ernährung, normales Körpergewicht, regelmäßiger Sport und gute Fitness können alle Menschen vor Gefäßschädigungen schützen. Vorsorgeuntersuchungen können schließlich helfen, erste Veränderungen früh zu erkennen und eine erfolgreiche Behandlung möglich zu machen.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig