Heißhungerattacken bei Hypos: Was tun, um sich zu bremsen?

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Heißhungerattacken bei Hypos: Was tun, um sich zu bremsen?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen Antwort!

Anna (12 Jahre): Ich habe seit sechs Monaten Diabetes und komme eigentlich ganz gut klar. Ich mache mir nur Sorgen, weil ich mich bei Hypos mit dem Essen nicht bremsen kann. Ich esse so viel, dass ich hinterher gleich wieder Insulin spritzen müsste, um nicht auf über 300 mg/dl (16,7 mmol/l) anzusteigen. Nachdem der Diabetes bei mir festgestellt wurde, habe ich schon vier Kilo zugenommen. Ich möchte nicht übergewichtig werden.


Prof. Lange: Liebe Anna, es mag sich für dich komisch anhören, aber deine Fressattacken bei Hypos sind vollkommen “normal”. Dein Körper reagiert auf einen zu niedrigen Blutzuckerwert, indem er alles tut, um ihn wieder in den normalen Bereich zu bringen.

Dazu gehören deine Hypo-Anzeichen, d. h. die Ausschüttung von Stresshormonen, die den Blutzucker wieder etwas ansteigen lassen, ebenso wie bestimmte Notfallreaktionen in Deinem Gehirn, die einen Heißhunger auf Süßes melden. Diese sinnvollen Rettungsmaßnahmen des Körpers sind bei jedem Menschen so stark, dass man sich kaum dagegen wehren kann – sonst würden sie ja auch nicht wirken.

Was kannst du nun tun? Am besten wäre es, wenn du schon bei den allerersten Anzeichen für eine Hypoglykämie sofort Traubenzucker nimmst. Er wirkt am allerschnellsten, und du hast eine gute Chance, damit die Heißhungerattacke zu verhindern.

Für den Fall, dass es doch zu Heißhunger kommt, lege dir vorher schon die richtige Menge Traubenzucker bereit, die du gleich isst. Versuche dann, dich für fünf bis zehn Minuten mit etwas abzulenken – z. B. kannst du deine E-Mails auf dem Handy checken. Spätestens nach zehn Minuten geht das Hungergefühl zurück, und dein Blutzucker bleibt im normalen Bereich.

Die kleine Traubenzuckermenge wird dein Gewicht nicht beeinflussen. Dagegen können große Mengen an kalorienreichen Süßigkeiten, die du nach einer Unterzuckerung auch noch mit Extra-Insulin abdecken musst, auf Dauer zu unerwünschter Gewichtszunahme führen.

Wenn du sehr oft Unterzuckerungen hast, solltest du mit deinem Diabetesteam sprechen, wie du sie vermeiden kannst. Das ist die allerbeste Lösung, um solche Fressattacken zu vermeiden. Übrigens nehmen fast alle Kinder und Jugendlichen etwas an Gewicht zu, nachdem ihr Diabetes festgestellt und sie Insulin erhalten haben. Es ist genau das Gewicht, das sie vor der Diagnose wegen des Insulinmangels verloren haben.


Prof. Dr. Karin Lange (Dipl.-Psych.)
Leiterin Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover,
E-Mail: Lange.Karin@MH-Hannover.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (4) Seite 29

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