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Liebe Frau T., Ihre Tränen sind nur zu verständlich. Während der ersten Tage nach der Diagnose versuchen viele Familienmitglieder, stark zu sein, ihr Kind zu unterstützen und möglich viel zu erfahren, um die komplizierte Behandlung so gut wie möglich zu erlernen. Für berechtigte Traurigkeit und die seelische Verarbeitung der Krankheit bleibt weder Zeit noch Gelegenheit. Außerdem möchten Eltern ihr Kind nicht zusätzlich mit den eigenen Sorgen belasten. Man funktioniert eben.
Und Vierjährigen gelingt es oft überraschend gut, sich mit Spritzen oder einer Pumpe zu arrangieren. Gedanken um die Zukunft oder über Risiken durch den Diabetes machen sie sich noch nicht – sie könnten es auch noch gar nicht. Wenn der normale Alltag mit Kindergarten, Freunden und z. B. Schwimmen wieder möglich ist, tritt der Diabetes für sie wieder in den Hintergrund.
Für Sie als Mutter – genau wie für viele andere Eltern in Ihrer Situation – wird im Alltag deutlich, dass durch den Diabetes vieles anders geworden ist, das Kind mehr Aufmerksamkeit braucht, Sie ständig gefordert sind und die alte Leichtigkeit durch besorgte Wachsamkeit überlagert wird. Dann braucht es nur einen kleinen Auslöser, der zeigt, dass Ihr Kind "anders" als die gleichaltrigen Freundinnen ist.
Die modernen Technologien, Pumpe und CGM, haben erheblich zur Verbesserung der Behandlung kleiner Kinder und zu ihrer Sicherheit beigetragen. Sie zeigen aber auch jeder anderen Person und in jedem Moment, dass ein Kind an Diabetes erkrankt ist. Das war früher mit Insulinspritzen und Blutzuckermessungen nicht ganz so offensichtlich. Unabhängig davon kommt es bei vielen Eltern von Kindern mit Diabetes zu einer Situation, in der ihnen die Tragweite des Diabetes plötzlich bildlich vor Augen steht – wie bei Ihnen im Schwimmbad.
Alle Eltern haben ein Recht darauf, ihre Trauer wegen des Diabetes auszudrücken, einmal zu weinen, sich zurückzuziehen oder sich mit dem Partner in Ruhe auszutauschen. Manchen hat auch eine psychologische Unterstützung oder ein Gespräch mit anderen betroffenen Eltern geholfen. Es braucht Zeit, um den ungebetenen Gast Diabetes, der einfach nicht wieder verschwinden will, im Alltag zu bändigen und nicht überwertig werden zu lassen. Dies können Kinder im Alter von Leni noch nicht verstehen.
Wahrscheinlich hat Leni Ihre Tränen längst vergessen. In der Situation hätten Sie ihr sagen können, dass Ihnen etwas sehr Trauriges eingefallen ist. Da hilft nur Weinen, damit es wieder besser wird. Auch Mamas und Papas weinen manchmal, wenn sie traurig sind. Das ist bei großen und kleinen Leuten normal.
Auf den nächsten Schwimmbadbesuch können Sie sich mit hilfreichen Gedanken vorbereiten. Für Leni wird es wieder ein Highlight werden, sie ist weiter das fröhliche, sportliche kleine Mädchen. Daran wird der Diabetes nichts ändern. Die Pumpe lässt sich schnell ablegen, und der Sensor wird mit einem Tape farblich passend zu ihrem Badeanzug abgeklebt. Die hilfreichen Geräte sind da, aber sie stehen nicht im Vordergrund. Je weniger Sie darauf bewusst achten, umso mehr verschwinden sie. Dafür tritt die Lebensfreude Ihres Kindes in den Vordergrund – und die ist oft ansteckend.
Für den Fall, dass andere Erwachsene interessiert nach Lenis Pumpe oder Sensor fragen, überlegen Sie sich schon jetzt eine Antwort, die gut zu Ihnen passt. Das schützt davor, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Ganz kurze sachliche Antworten sind meist besser als lange Ausführungen, die zu unerwünschtem Mitleid und unendlicher Neugier führen.
"Es ist ein ganz modernes System zur Diabetesbehandlung. Damit geht es Leni und uns sehr gut." Vielleicht passt auch ein ganz anderer Satz besser zu Ihnen. Eine gute Vorbereitung macht selbstsicher und zeigt auch Leni, dass sie gut mit Diabetes leben kann.
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