- Soziales und Recht
Berlin Marzahn-Hellersdorf und Novo Nordisk starten gemeinsame Aktionen zur Diabetesprävention
4 Minuten
Die Mehrheit der Menschen mit Diabetes lebt in Städten, ist dort allerdings ungleich verteilt. Seit Oktober 2020 ist der Berlin Marzahn-Hellersdorf, in dem im Vergleich zur anderen Bezirken der Hauptstadt besonders viele Patient:innen leben, erste offizielle deutsche Partnerstadt der Initiative „Cities Changing Diabetes“ (CCD). Gemeinsam mit dem dänischen Pharmaunternehmen Novo Nordisk startet der Bezirk jetzt erste Präventionsmaßnahmen und möchte damit aktiv gegen ansteigende Diabeteszahlen vorgehen.
Diabetes und seine Begleit- und Folgekrankheiten, wie z.B. Adipositas und Herzkreislauferkrankungen, stellen eine enorme globale Herausforderung dar. Aktuell sind weltweit 463 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 79 Jahren an Diabetes erkrankt – mit steigender Tendenz: Ohne vorbeugende Maßnahmen werden bis 2045 schätzungsweise 700 Millionen der Erwachsenen mit Diabetes leben, das sind 51 Prozent mehr als heute [1].
Auch in Deutschland sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Rund 8 Prozent der deutschen Bevölkerung haben einen diagnostizierten Diabetes [2], 24 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen sind adipös, d.h. stark übergewichtig, und haben damit ein erhöhtes Diabetesrisiko [3].
Steigende Diabetesprävalenz hat vielseitige Ursachen
Die Ursachen sind vielseitig: Soziale und kulturelle Faktoren wie etwa Einsamkeit, Armut, der Zugang zu Sportmöglichkeiten im Wohnviertel oder die Verfügbarkeit von gesunden Ernährungsangeboten beeinflussen die Gesundheit der Menschen. Die spezifischen Lebensgewohnheiten in Städten spielen hierbei eine besondere Rolle. In urbanen Umgebungen mangelt es beispielsweise an Grünflächen in unmittelbarer Nachbarschaft, und städtische Bevölkerungen sind stärker Luftschadstoffen wie Feinstaub und Stickoxiden ausgesetzt [2].
Die steigende Anzahl an Menschen mit Diabetes, die in Städten leben – sie machen rund zwei Drittel aller Erkrankten aus [1] – ist ein globales Phänomen, das auch hierzulande deutlich erkennbar ist.. In Berlin ist aktuellen Untersuchungen zufolge circa jede:r zehnte Einwohner:in (ohne Altersbereinigung gemäß Untersuchung des IfG; Anm. d. Red,) von Diabetes betroffen.
Im innerstädtischen Vergleich sind allerdings große Unterschiede erkennbar: So liegt die durchschnittliche Diabetesprävalenz z.B. in Friedrichshain-Kreuzberg bei circa 7 Prozent, wohingegen Marzahn-Hellersdorf mit rund 11 Prozent eher im oberen Bereich für Berlin angesiedelt ist [4]. Im Oktober 2020 ist Berlin Marzahn-Hellersdorf daher als erste deutsche Stadt dem Programm „Cities Changing Diabetes“ (CCD) beigetreten – eine Initiative, die Lebensbedingungen in Städten verändern soll, um den Menschen dort ein gesünderes Leben zu ermöglichen und somit Übergewicht und Typ-2-Diabetes vorzubeugen.
Zielgerichtete Konzepte als Schlüssel zum Erfolg
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig: „Zum einen spielt natürlich die Altersstruktur eine große Rolle“, erklärt Dagmar Pohle, Bezirksbürgermeisterin Berlin Marzahn-Hellersdorf, auf der virtuellen Pressekonferenz mit dem Titel „Diabetes-Brennpunkt Stadt: Wie sieht’s aus in Berlin?“, die am 10. Juni 2021 stattgefunden hat. „Je nachdem auf welchen Bezirksbereich man schaut, findet man weitere Erklärungsansätze: Prekäre Einkommensverhältnisse, Familienarmut, schlechte Essgewohnheiten und wenig Bewegung beeinflussen die Gesundheit und das individuelle Diabetesrisiko.“
Das untermauern auch die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung des Bezirks, nach der rund 11 Prozent der untersuchten Kinder an Übergewicht oder Adipositas, d.h. starkem Übergewicht, leiden [4]. Erschwerend hinzu kommt die sinkende Anzahl an Hausärzten im Bezirk, so dass mit einem Versorgungsgrad von 90,3 Prozent, eine Unterversorgung klar erkennbar ist [4].
Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, kann jedoch verringert werden: „Wir brauchen zielgerichtete Konzepte zur Diabetesprävention, die bereits im Kindesalter greifen müssen. Es muss uns gelingen, die Familien schon frühzeitig zu erreichen, insbesondere in denen Elternteile bereits an Diabetes erkrankt sind“, erklärt Dr. Christian Toussaint, niedergelassener Internist und Diabetologe in Berlin Marzahn-Hellersdorf. „Nur so können wir es schaffen, das Diabetesrisiko langfristig zu verringern.“
„Cities Changing Diabetes“: Städte verändern, Prävention fördern
Im Rahmen des CDD-Partnerprogramms werden genau solche integrierten Präventionskonzepte entwickelt. Mit dem dänischen Pharmaunternehmen Novo Nordisk hat der Bezirk nun einen Partner an der Seite, der sich einerseits sehr genau mit der Erkrankung auskennt und außerdem über ein umfassendes wissenschaftliches Netzwerk verfügt. Zusammen mit dem Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) aus München, unter der Leitung von Prof. Dr. Günter Neubauer, hat Novo Nordisk im Rahmen der CDD-Initiative eine detaillierte Datenanalyse der Diabetessituation in fünf deutschen Großstädten durchgeführt, darunter auch in Berlin.
Ziel war es, herauszufinden, wie sich die Lage in den jeweiligen Städten darstellt und wo genau angesetzt werden muss, um die Gesundheit der Bevölkerung langfristig zu verbessern. Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind dafür beste Grundvoraussetzungen gegeben: „Wir haben bereits seit einigen Jahren eine Gesundheitsstrategie, auf die wir aufsetzen können“, so Pohle. „Es geht vor allem darum, den Präventionsgedanken zu stärken, indem wir Familien in ihren Bildungs- und Erziehungskompetenzen unterstützen und mit entsprechenden Angeboten verknüpfen.“
Erster Schritt: bewegungsfördernde Maßnahmen
Prävention umfasst viele Aspekte. Gemeinsam mit Novo Nordisk fokussiert sich der Berliner Bezirk in einem ersten Schritt vor allem auf bewegungsfördernde Maßnahmen. Die App-basierte Bewegungs-Challenge, die Ende letzten Jahres die Bürgerinnen und Bürger zu mehr Bewegung animiert hat, wurde ergänzt um eine 30 Minuten Spaziergangkarte mit spannenden Routen im Bezirk sowie eine Erlebnis-Kiezrallye, die sich speziell an Familien und Kinder richtet.
Das Ziel: mit lokalen Partnern nachhaltige Konzepte fördern
Ziel ist es, gemeinsam mit den lokalen Partnern in Marzahn-Hellersdorf nachhaltige Konzepte zu fördern und diese fest in der Gesundheitsstrategie des Bezirks zu verankern. Das beinhaltet auch die Förderung von Angeboten zur gesunden Ernährung im Alltag, z.B. durch Kooperationen mit lokalen Supermärkten und die Aufklärung zum Nutri-Score.
„Wir freuen uns, mit Berlin Marzahn-Hellersdorf eine Partnerstadt gewonnen zu haben, die sich schon lange und sehr engagiert für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Das sind die besten Bedingungen, um gemeinsam etwas zu bewegen und eine gesunde Stadtentwicklung aktiv zu fördern“, erklärt Tobias Gemmel, Senior Director External Affairs bei Novo Nordisk in Deutschland.
„Langfristig muss es uns gelingen, über zielgerichtete Präventionsmaßnahmen die Diabeteskurve im Bezirk abzuflachen. Der Bezirk Berlin Marzahn-Hellersdorf ist Vorreiter und ein gutes Beispiel für andere deutsche Städte“, so Gemmel. Aktuell ist Novo Nordisk bereits mit weiteren Städten im Gespräch, u.a. mit der Stadt Mainz, wo das Unternehmen seit 1958 seinen deutschen Firmensitz hat.
Das Ziel von CDD ist es, die Lebensbedingungen in Städten zu verändern, um den Menschen dort ein gesünderes Leben zu ermöglichen und auf diese Weise Übergewicht und Typ-2-Diabetes vorzubeugen. Dazu zählen z.B. neue Ansätze bei der Stadtplanung, die die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigen, oder Maßnahmen zur Stärkung der städtischen Gesundheitsversorgung.
Das Programm umfasst aktuell über 35 Partnerstädte weltweit, u.a. Rom, Mexiko-Stadt und Kopenhagen.
Quelle: Novo Nordisk | Redaktion
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst
- Begleit-Erkrankungen
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig