- Soziales und Recht
„Diabetes 2030“: Es gibt 5 Diabetes-Typen
3 Minuten
Bei der jährlich stattfindenden gesundheitspolitischen Vernstaltungsreihe „Diabetes 2030“ gab es im März wieder zwei Tage des Dialogs für eine nachhaltige Diabetesversorgung in Deutschland. Eines der Hauptthemen dieses Mal: Die Neueinteilung der Diabetestypen.
„Jeder trägt sein ganz persönliches Päckchen – der eine leichter, der andere schwerer. Und 10 Prozent von uns tragen auch ein Päckchen mit Diabetes“: Tina Abild Olesen ist Geschäftsführerin Deutschland des dänischen Unternehmens und Insulinherstellers Novo Nordisk. Ende Februar eröffnete sie den Kongress „Diabetes 2030“ in den Nordischen Botschaften in Berlin – gemeinsam mit Seiner Exzellenz Friis Arne Petersen, dem Botschafter des Königreichs Dänemark. Zwei Tage des Dialogs für eine nachhaltige Diabetesversorgung in Deutschland.
„Diabetes treibt uns um!“
Diskutiert wurde über die Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie: „Mit der Verankerung im Koalitionsvertrag hat die Regierung im März 2018 gezeigt, dass sie sich der Relevanz des Themas bewusst ist“, so Prof. Diethelm Tschöpe (Bad Oeynhausen), einer der Sitzungspräsidenten.
Hierzu Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit: Die Situation in Deutschland hinsichtlich Diabetes „ist eine Situation, die uns umtreibt“; es handle sich um eine sehr heterogene Personengruppe, von denen die einen gar nichts wissen von ihrem Diabetes, dann die Erkrankten mit Diagnose, dann die Menschen mit Diabetes-Folgeerkrankungen. „Wir müssen beim Diabetes mellitus die gesamte Breite in den Blick nehmen.“ Im Koalitionsvertrag seien deshalb gezielt Volkskrankheiten betont sowie auch eine Diabetes-Strategie.
Dass die Menschen mit Diabetes noch deutlich verschiedener sind, das zeigte Prof. Baptist Gallwitz (Tübingen): „Der Typ-2-Diabetes ist eine sehr heterogene Erkrankung. Es gibt genau definierte Subtypen!“ Bei Diabetes 2030 stellte er eine aktuelle Studie vor, die vor allem in Schweden entstanden ist: „Insofern sind wir hier in der Nordischen Botschaft ganz richtig!“
Die schwedischen Forscher um Prof. Leif Groop starteten die vorgestellte Studie vor 10 Jahren, dabei wurden alle neuen Diabetespatienten in Südschweden innerhalb eines Jahres nach Diagnose erfasst – mehr als 16.000.
Statt Typ 1 und Typ 2: fünf Untertypen
Die Patienten wurden nun 10 Jahre nachbeobachtet und charakterisiert – mit wenigen aufwendigen Blutproben, mit Fragebögen und anhand von Parametern wie Alter bei Diagnose, eher dünner oder dicker (Body-Mass-Index) sowie HbA1c, Fähigkeit zu Insulinproduktion und -ausschüttung, Insulinwirkung und Antikörper gegen die insulinbildenden Zellen. Erfasst wurden auch der Krankheitsverlauf, die Medikation, die Komplikationen.
„Das Ergebnis war, dass man fünf unterschiedliche Diabetestypen finden konnte: Drei davon wurden charakterisiert als schwere Diabetesformen oder schwerer Diabetesverlauf, und zwei wurden klassifiziert als eher mild verlaufend.“ Eine schwere Verlaufsform haben zum Beispiel Patienten mit Diabetes, die bei Erkrankungsbeginn eher jung sind, mit hohem HbA1c und die meist wenig Insulin, aber gleich zu Beginn der Therapie benötigen (schwerer autoimmuner Diabetes/Typ 1 und LADA, 7 Prozent der Patienten). Oder Typ-2-Diabetiker mit einem schweren Insulinmangeldiabetes (18 Prozent).
Gallwitz: „Diese Patienten sind eher jung, haben ein hohes HbA1c, niedrigen Insulinbedarf, sind eher schlank.“ Sie entwickeln relativ früh Komplikationen (vor allem Retinopathie). Eine ebenfalls schwere Diabetes-Verlaufsform haben Menschen mit der Typ-2-Diabetes-Diagnose eher im höheren Lebensalter, mit zu Beginn niedrigem HbA1c, mit Übergewicht, „ganz besonders häufig mit multiplen Begleit- und Nebenerkrankungen“ (Herz, Leber, Nieren; 15 Prozent).
Leichte Verlaufsformen haben jüngere, sehr Übergewichtige mit niedrigem HbA1c, mit wenigen Komplikationen, die lange gut ohne Insulin auskommen und die gut auf geänderten Lebensstil ansprechen (22 Prozent). Diesen sehr ähnlich ist die größte Typ-2-Diabetes-Gruppe (40 Prozent), die allerdings noch etwas jünger und schlanker sind. Wer solche „Phänotypen“ kennt, kann Risiken anders einschätzen und abwägen – der kann vor allem erfolgreicher behandeln als Arzt und erfolgreich behandelt werden als Patient.
Was die Diabetologie als medizinisches Lehrfach angeht: Nur noch 8 der rund 40 medizinischen Fakultäten haben laut Gallwitz einen Lehrstuhl für Endokrinologie/Diabetologie – „wir haben keine klinischen Lehrstühle mehr. Studenten sehen das Fach Diabetologie gar nicht mehr!“ Laut Prof. Tschöpe „ist die schlechteste aller Situationen, dass ein Krankheitsbild wie der Diabetes mellitus am Schluss beim Hämatologen landet.“ Es gibt viel zu tun für eine nachhaltige Diabetesversorgung.
von Günter Nuber
Chefredaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (4) Seite 18-19
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 3 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig