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Diabetes-Versorgung sichern und stärken: DDG präsentiert Agenda Diabetologie 2030
3 Minuten
Die Zahl der Diabetes-Erkrankungen steigt rasant, doch Fachkräftemangel und fehlende Prävention verschärfen die Lage. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat auf ihrer heutigen Jahrespressekonferenz vor einem Notstand bei der Diabetes-Versorgung gewarnt und fordert mit ihrer „Agenda Diabetologie 2030“ dringende Reformen. Wir waren vor Ort und berichten – mit exklusivem Video-Statement von DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Fritsche.
Diabetes ist längst eine Volkskrankheit – und die Zahlen steigen weiter. Schon heute leben rund neun Millionen Menschen in Deutschland mit der chronischen Stoffwechselerkrankung, bis 2040 könnten es zwölf Millionen sein. Doch während die Patientenzahlen wachsen, geraten Versorgung und Prävention zunehmend ins Hintertreffen. Es fehlt an Fachkräften, finanziellen Ressourcen und strukturellen Lösungen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) sieht dringenden Handlungsbedarf und stellt mit ihrer „Agenda Diabetologie 2030“ konkrete Forderungen an die Politik.
„Ich wünsche mir von der neuen Bundesregierung, dass sie Diabetes endlich ernst nimmt!“ – exklusives Statement von DDG-Präsident Prof. Fritsche
Günter Nuber, Gesamtredaktionsleiter Deutschland der MedTriX Group sowie Chefredakteur der diabetes zeitung, hat an der Jahrespressekonferenz der DDG in Berlin teilgenommen und ein Video-Statement von DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Fritsche eingeholt.
Fachkräftemangel gefährdet die Versorgung
Die Situation ist alarmierend: Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes, doch es gibt nicht genug Fachpersonal, um die Betroffenen adäquat zu versorgen. „Diabetes und seine Folgeerkrankungen gehören zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit – und wir haben nicht genug spezialisierte Fachkräfte, um dieser Entwicklung adäquat zu begegnen“, warnte DDG-Vizepräsidentin Professor Dr. Julia Szendrödi auf der heutigen Jahrespressekonferenz der DDG in Berlin. Besonders gefährdet seien ältere Menschen, sozial Benachteiligte und Patienten mit schweren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Nierenversagen.
Ein weiteres Problem ist die ungleiche Versorgungslage: Während die Zahl diabetesbedingter Amputationen insgesamt leicht zurückgeht, bleibt sie in sozial schwächeren Regionen hoch. Auch das Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei Menschen mit Typ-1-Diabetes weiterhin stark erhöht – vor allem bei Frauen. „Dies zeigt, dass die Versorgungsqualität davon abhängt, wo man wohnt und welchem Geschlecht man angehört. Es braucht dringend verbindliche Standards, um in Deutschland für mehr Gesundheitsgerechtigkeit zu sorgen und für alle Menschen die gleichen Voraussetzungen zu schaffen“, betonte Prof. Szendrödi.
Krankenhausreform: Gefahr für Diabetes-Patienten?
Doch statt einer Verbesserung droht durch die geplante Krankenhausreform eine Verschärfung der Lage. Das neue Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) könnte dazu führen, dass spezialisierte Diabeteszentren an Krankenhäusern wegfallen. „Mindestens jeder fünfte stationäre Patient hat Diabetes – wenn diabetologische Expertise in den Kliniken abgebaut wird, sind die Folgen für Betroffene gravierend“, mahnte DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Fritsche.
Die DDG fordert daher:
- den Erhalt und Ausbau diabetologischer Abteilungen in großen Krankenhäusern,
- die Sicherstellung diabetologischer Expertise auch in Allgemeinkrankenhäusern,
- eine stärkere Verankerung der Diabetologie in der medizinischen Ausbildung.
„Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die Menschen ein Leben lang begleitet. Die Krankenhausreform darf nicht dazu führen, dass diese Patientengruppe weiter in die Unterversorgung rutscht“, warnte Prof. Fritsche.
Prävention: Ein Schlüssel, der ungenutzt bleibt
Während die medizinische Versorgung bereits unter Druck steht, bleibt ein entscheidender Hebel weitgehend ungenutzt: die Prävention. Um Diabetes-Erkrankungen langfristig einzudämmen, fordert die DDG gezielte Maßnahmen, darunter:
- eine Mehrwertsteuerbefreiung für gesunde Lebensmittel und eine Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken nach britischem Vorbild,
- ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richten,
- eine verpflichtende Nutri-Score-Kennzeichnung auf allen Lebensmitteln.
Doch in der Politik fehlt es an konsequentem Handeln. „Wir brauchen eine klare gesundheitspolitische Strategie, die Prävention und Versorgung zusammendenkt“, forderte Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Sie kritisierte die jahrelange Verzögerung bei der Einführung von Maßnahmen wie der Zuckersteuer und dem Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel: „Wir können es uns nicht mehr länger leisten, untätig abzuwarten, denn Präventionspolitik ist auch Wirtschaftsförderung.“
„Agenda Diabetologie 2030“: Ein Weckruf der DDG an die Politik
Die „Agenda Diabetologie 2030“ ist mehr als eine Empfehlung – sie ist ein Weckruf. Die DDG fordert die Politik auf, endlich Lösungen für die wachsende Diabetes-Krise zu präsentieren. Angesichts der anstehenden Bundestagswahl richtet sich der Appell direkt an alle Parteien: Die Diabetes-Versorgung muss als gesundheitspolitische Priorität erkannt werden. Ohne entschlossenes Handeln drohen nicht nur steigende Patientenzahlen, sondern auch eine zunehmende Belastung des Gesundheitssystems – mit gravierenden Folgen für Millionen Menschen in Deutschland.
von Redaktion Diabetes-Anker (gn/gh)
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cesta postete ein Update vor 3 Tagen, 3 Stunden
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Tag, 7 Stunden
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 1 Tag, 1 Stunde
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 12 Stunden
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 12 Stunden
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 6 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Tagen, 14 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Tagen, 11 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 3 Tagen, 1 Stunde
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 11 Stunden
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 11 Stunden
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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stephanie-haack postete ein Update vor 2 Wochen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
Ich bin dabei 🙂
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