Diabetesverbände legen proaktiv Forderungskatalog vor

2 Minuten

© fotolia - Chris
Diabetesverbände legen proaktiv Forderungskatalog vor

Im Koalitionsvertrag haben CDU/CSU und SPD eine Nationale Diabetes-Strategie beschlossen. Bis heute sind jedoch sowohl die Inhalte als auch die politische Umsetzung unklar. Bis Jahresende 2019 soll die Strategie laut Bundesgesundheitsministerium stehen. Behandelnde und Patienten haben daher jetzt proaktiv auf ein Positionspapier erstellt, das den Handlungsbedarf detailliert darlegt.

Auf das aktuelle Positionspapier haben sich die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) geeinigt.

„Unser gemeinsames Positionspapier bietet Politikern auf Bundes- und Landesebene Orientierung bei der Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie“, erklärt DDG Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland. „Denn bei allen regionalen Unterschieden gilt: Versorgung und Monitoring sollen am Ende des Tages einheitlich in ganz Deutschland sein.“

Rahmenplan statt Flickenteppich

„Weder die Inhalte noch die politische Umsetzung oder die Verantwortlichkeiten auf Bundes- und Länderebene sind bislang von der Koalition bekannt gegeben worden. Mit diesem Papier stellen wir sicher, dass politische Entscheider auf allen Ebenen den Bedarf aus Sicht der Diabetesbehandler und -patienten kennen und mithilfe der geplanten Strategie implementieren können“, erläutert Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Nach dem Willen der Diabetesexperten und -patienten bedarf es eines nationalen Rahmenplans, wenn die Umsetzung auf Länderebene erfolgen sollte – nur so könne einem Flickenteppich unterschiedlicher Versorgungsqualitäten vorgebeugt werden. Ein Steuerungsgremium sollte medizinsche Fach- und Patientenkompetenz einbeziehen, die Bund-Länder-Koordinierung sicherstellen, klare Zuständigkeiten benennen und für eine entsprechende Budgetierung sorgen, so das Positionspapier.

Diabetesorganisationen kontaktieren Länderministerien

Regionale Koordinierungsgruppen von Diabetesbehandelnden und -patientenvertretenden aller Selbsthilfeorganisationen (Diabetiker Allianz), haben bereits mit den zuständigen Länderministerien in allen 16 Bundesländern Kontakt aufgenommen und werden in den kommenden Monaten über die Inhalte des Positionspapiers ins Gespräch kommen.

Lehrstühle und Fachabteilungen in Krankenhäusern erhalten und ausbauen

Zu den Maßnahmen, die sowohl die Forschung stärken als auch eine hochwertige Patientenversorgung sichern, gehören unter anderem der Erhalt und Ausbau von diabetologisch-endokrinologischen Lehrstühlen sowie diabetologisch geführten Fachabteilungen in Kliniken. „Für die Umsetzung des Koalitionsvertrages in puncto Neujustierung der Aufgabenverteilung der Gesundheitsfachberufe ist ebenso eine bundesweite Anerkennung der Diabetesberater/innen als Berufsbild von zentraler Bedeutung“, erläutert Dr. rer. medic. Nicola Haller an, Vorsitzende des VDBD.

Auch der flächendeckende Netzausbau und die zügige Umsetzung des E-Health-Gesetzes dienen Forschungsförderung und Versorgung gleichermaßen. „Der Netzausbau wird uns in die Lage versetzen, telemedizinische Diagnostik und Beratung auch in ländlichen Regionen mit geringerer Arztdichte anzubieten und ein für eine verbesserte Therapie notwendiges Diabetes-Register aufzubauen“, so Müller-Wieland. Das stärke die einheitliche, flächendeckende Versorgung auf hohem Niveau. Ein weiterer Punkt: „Ernährungsberatung und Bewegung sollten als feste Therapiebausteine in die Regelversorgung eingehen“, ergänzt der DDG Präsident.

Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention

Um den Anstieg an Diabeteserkrankungen zu stoppen, sind aus Sicht der Experten zudem intensivierte Maßnahmen zur Früherkennung und Prävention erforderlich. „Wir setzen uns für eine verbindliche Aufklärung über den Diabetes mellitus in Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen und Schwangeren ein“, sagt Jens Kröger. Zudem sollten die Bundesländer Maßnahmen zur Verhältnisprävention ergreifen.

„Die föderale Ebene kann verbindliche Standards für Kita- und Schulessen setzen und ein tägliches Sport- und Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche in der Schule einführen“, führt Nicola Haller an.

In den kommenden zwanzig Jahren wird die Zahl der Diabeteserkrankten nach Expertenschätzungen auf bis zu zwölf Millionen ansteigen, sofern nicht wirksam gegengesteuert wird. „Vor dem Hintergrund dieser alarmierenden Prognose duldet die Umsetzung der Nationalen Diabetes-Strategie keinen Aufschub“, betonen Müller-Wieland, Kröger und Haller.

Hier finden Sie das ausführliche Positionspapier als Grundlage für einen Rahmenplan.


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und des Verbands der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD)

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulinpumpe und AID-Systeme: Chance, Herausforderung, bewusste Entscheidung

Wer sich für die Therapie mit einer Insulinpumpe entscheidet, sollte diesen Entschluss sehr bewusst treffen. Denn es ist eine aktive Lebensstil-Entscheidung. Wichtig ist, zu überlegen, was man möchte – und was nicht. Einen Überblick gibt Diabetesberaterin Regine Werk.
Insulinpumpe und AID-Systeme: Chance, Herausforderung, bewusste Entscheidung | Foto: Sunny studio - stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst

Von tierischen Extrakten zu Insulin‑Analoga: In dieser Podcast-Folge beschreibt Prof. Dr. Thomas Forst den Weg von der lebensrettenden Insulin-Entdeckung vor einem Jahrhundert hin zu den modernen Insulin-Therapien sowie zu neuen medikamentösen Optionen bei Typ‑2‑Diabetes.
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst | Foto: zVg

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände