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“Di-ABI-tes” – Diabetes und Abitur?
4 Minuten

Time to say „goodbye“…
Das Abitur ist der Abschluss eines Lebensabschnittes und gleichzeitig natürlich auch der Beginn von etwas Neuem. Wenn die Schulglocke zum Ende der letzten Schulstunde des Lebens läutet, verfällt man schon in eine nostalgische Stimmung. Die Schule ist nicht nur bloß eine Bildungsanstalt für die Schüler, sondern auch ein sozialer Fixpunkt im Leben. Die Pausen, der Sitznachbar, die Freunde, die Lehrer und die Ausflüge prägen die Persönlichkeit viel mehr, als man vermutet.
Der geregelte Alltag in Form von Unterricht und Hausaufgaben geben einen Halt, den man erst im Nachhinein wirklich zu schätzen weiß. Daher sagen viele, dass die Schulzeit eine der besten Zeiten im Leben ist. Wenn ich hier so an meinem Schreibtisch sitze und unzählige Blätter und Bücher vor mir liegen habe, deren Inhalt ich jetzt irgendwie in meinen Kopf bekommen soll, während mein Schulrucksack einsam und leer in der Ecke steht, kann ich sagen: Das stimmt. Viele Dinge weiß man eben erst zu schätzen, wenn sie nicht mehr da sind.
Lernen für Fortgeschrittene
Das unliebsame Lernen ist also ab sofort unvermeidbar. Der Stoff von 3 Leistungskursen aus den letzten beiden Schuljahren muss wiederholt und irgendwie eingeprägt werden. Ich verbringe die Tage einsam in meinem Zimmer und komme gefühlt nur zum Essen aus meiner selbst auferlegten Quarantäne heraus. Mit Schokolade als Nervenfutter versuche ich, den eintönigen Tagesablauf zu versüßen. So verstreicht Tag für Tag, bis ich mich auf einmal einen Tag vor der 1. Prüfung wiederfinde und langsam aus meinem geistigen Delirium auftauche.
Jetzt kommt natürlich die typische Prüfungsangst wie eine Lawine über mich und lässt mich scheinbar bisher gut Gelerntes panisch vergessen. In meinem Kopf herrscht so eine gähnende Leere, als wäre mein Hirn ein schwarzes Loch, das mein ganzes Wissen unwiderruflich verschluckt. Der einzige Gedanke meines sonst so produktiven Gehirns grenzt an Galgenhumor. Angesichts der morgigen Lateinklausur denke ich mir: „Veni, Vidi, Violini.“ Übersetzt: „Ich kam, sah und vergeigte.“ Wow. Cäsar wäre stolz gewesen.

Knockout durch Diabetes?
Der Blackout ist aber nicht mein einziges Problem. Der Diabetes liefert auch einen gewissen Grund zur Sorge. Was soll ich machen, wenn ich während der Prüfung Unterzucker habe und dadurch wertvolle Zeit verliere? Wie sieht es aus, wenn ich sogar dauerhaft schlechte Werte habe und meine Konzentration darunter leidet? Muss ich dennoch weiterschreiben und zur vorgegebenen Abgabezeit abgeben? Bekomme ich möglicherweise mehr Zeit? Oder darf ich die Prüfung an einem anderen Termin nachholen? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf herumgeistern. Deswegen habe ich mit meinen Eltern und Lehrkräften gesprochen und ein bisschen recherchiert.
Der Nachteilsausgleich macht’s möglich
Zum einen steht es mir rechtlich zu, mehr Zeit zu verlangen, wenn ich aufgrund meiner Behinderung für einen bestimmten Zeitraum unfähig bin, weiter zu arbeiten. Dieses Recht versteht man unter dem Begriff Nachteilsausgleich und findet sich unter anderem in der Abiturprüfungsordnung von Rheinland-Pfalz (§ 32: „Sonderregelung für behinderte Prüflinge“). Der Nachteilsausgleich gilt natürlich nicht nur für das Abitur sondern allgemein für das Schulwesen. Die ganzen rechtlichen Grundlagen zum Nachteilsausgleich können ebenfalls auf dem Bildungsserver von Rheinland-Pfalz im „Landesgesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen“ eingesehen werden.
Da der Nachteilsausgleich für alle Behinderungen gültig ist, die das schulische Lernen negativ beeinträchtigen, wird je nach Situation individuell entschieden, inwiefern der Nachteilsausgleich angewendet wird. Wenn ich also zum Beispiel 10 Minuten „außer Gefecht“ wäre, dürfte ich 10 Minuten länger schreiben. Klingt soweit einleuchtend. Ich darf aber natürlich nicht Extrazeit fordern und dann trotzdem ohne „Zwangspause“ durchschreiben. Das wäre unfair gegenüber den übrigen Prüflingen. Wenn ich die Abiturprüfung aufgrund des Diabetes nicht absolvieren könnte, würde wie beim Fehlen durch Krankheit ein anderer Termin zur Nachschrift angeboten. So wäre zumindest an meiner Schule nach Absprache mit meinen Lehrern und der Prüfungskommission verfahren worden, die genannten Beispiele sind daher ohne Gewähr, da die Entscheidungen, wie bereits geschildert, individuell festgelegt werden!
Puh, jetzt weiß ich (und ihr) wenigstens, dass mir einerseits der Diabetes nicht das Abi versauen kann und dass es andererseits nur an mir und meinem Wissen liegt, wie gut oder schlecht ich die Prüfungen hinter mich bringe. Bisher ist auch der Diabetes in den vergangenen Kursarbeiten oder HÜs nie ein wirkliches Problem gewesen, da ich diesbezüglich meine Werte normalerweise gut unter Kontrolle habe. Als Tipp: Messt auf jeden Fall regelmäßig während des Schreibens und beugt Unterzuckerungen, soweit es geht, vor. Geht besser mit einem leicht erhöhten Wert in die Arbeit, da das Gehirn in einer Prüfungssituation Unmengen an Zucker bzw. Kohlenhydraten „frisst“. Glücklicherweise habe ich dann auch alle 3 Prüfungen ohne besondere Vorkommnisse oder Einschränkungen geschafft und habe jetzt nur noch das mündliche Abitur in Mathe vor mir. Hoffentlich läuft das genauso reibungslos ab 🙂

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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 23 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 17 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 17 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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