In Sachen Diabetes ist Deutschland nach wie vor geteilt

2 Minuten

© © adisa - Fotolia
In Sachen Diabetes ist Deutschland nach wie vor geteilt

25 Jahre nach der Wiedervereinigung zeigt sich ein gesundheitliches Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland. Die höhere Arbeitslosigkeit und das geringere Einkommen in den neuen Bundesländern führen laut Studien zu einem höheren Risiko, dort an Diabetes zu erkranken. Präventionsmaßnahmen sollten deshalb über die Aufklärungsarbeit hinausgehen, so die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Die Organisationen fordern unter anderem eine Nationale Diabetesstrategie.

Eine Analyse der Gesundheitsdaten des Bundes und des Statistischen Amts der Europäischen Union – kurz Eurostat ergab, dass die Gesundheit der Bundesbürger mit dem Wohnort und dem Einkommen in Verbindung steht. Die Studie zeigt auf, dass sich dieser Zusammenhang neben Erkrankungen wie Alkoholsucht, Krebsleiden und Bluthochdruck besonders in den Zahlen für Diabetes manifestiert.

Mecklenburg-Vorpommern: mehr als 13 Prozent mit Diabetes

„Deutschland ist in dieser Hinsicht immer noch geteilt“, konstatiert dazu Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der DDG. Während in westlichen Bundesländern die Prävalenz von Diabetes Typ 1 und Typ 2 zwischen 4,3 und 8,5 Prozent beträgt, leiden 9,5 bis 13,5 Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland an Diabetes mellitus, wie der bundesweite Diabetesatlas der Barmer GEK und der Deutschen Diabetes-Hilfe zeigt.

In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise, einem der ärmsten Bundesländer mit einer Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent, wurde bei mehr als 13 Prozent der Bevölkerung Diabetes diagnostiziert. Im Gegensatz dazu leiden besonders in den wohlhabenderen südlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Bayern nur etwas mehr als halb so viele Bundesbürger unter dieser Krankheit.

Nationale Diabetesstrategie und Zucker-Fett-Steuer

„Wir wissen, dass besonders das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, auch von der Einkommensstruktur abhängt“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Menschen mit einem niedrigeren Einkommen kauften meist preiswertere Lebensmittel, die salz- und fettreicher seien. Sie kochen zudem weniger mit frischen Zutaten und treiben häufig weniger Sport. Dieser Lebensstil erhöhe wiederum das Risiko für Übergewicht und in Folge auch für Diabetes.

DDG und diabetesDE fordern daher eine Nationale Diabetesstrategie für Deutschland. Die Organisationen setzen dabei auf vier Kernforderungen für eine wirksame Primärprävention: für jeden Schüler an jeder Schule mindestens eine Stunde Bewegung/Sport pro Tag, verpflichtende Qualitätskriterien für die Schulernährung, ein Marketingverbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel sowie eine Zucker-Fett-Steuer bei gleichzeitiger Steuersenkung für empfehlenswerte Lebensmittel.

Zugang zu einem gesunden Lebensstil

Die bundesweit ungleiche Verteilung der Diabeteserkrankungen zeige, dass die Verantwortlichkeit für Prävention, Therapie und Versorgung von Diabetes in der Politik gebündelt und koordiniert werden müsse. „Wer heute gesundheitliche Chancengleichheit herstellen will, muss nicht nur den Zugang zu Bildung, sondern auch zu einem gesunden Lebensstil verbessern“, ergänzt Professor Danne.

Literatur:

Quelle: Pressemeldung diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Genussvolle Ostern mit Diabetes: Tipps für eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung

Ostern steht vor der Tür und damit auch reichhaltige Familienessen und viele süße Versuchungen. Mit bewusster Ernährung und ausreichend Bewegung lassen sich die Feiertage auch mit Diabetes gesund gestalten – ohne Verzicht, aber mit viel Genuss und Lebensfreude. Dazu hat die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe viele hilfreiche Tipps zusammengestellt.
Genussvolle Ostern mit Diabetes: Tipps für eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung | Foto: Pixel-Shot – stock.adobe.com

3 Minuten

Ernährung bei Diabetes: Welches Verhalten ist normal – wann liegt eine Ess-Störung vor?

Nach der Diagnose eines Diabetes spielen die Themen Ess-Verhalten, Gewicht und Bewegung im Alltag von Betroffenen oft eine große Rolle. Bisherige Routinen bei der Ernährung müssen überdacht und eventuell verändert werden. Was bewegt sich dabei in einem normalen und angemessenen Rahmen, wann könnte eine Ess-Störung dahinterstecken? Dipl.-Psych. Susanne Baulig klärt auf!
Ernährung bei Diabetes: Welches Verhalten ist normal und wann liegt eine Ess-Störung vor? | Foto: Denis Novikov - GettyImages

4 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert