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In der Kolumne Blickwinkel zeigt sich Diabetes-Journal-Chefredakteur Prof. Dr. Thomas Haak erstaunt über die Meldung des IQWIG, das in einem Vorbericht zur Nutzenbewertung die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) positiv bewertet.
Sind Sie genauso erstaunt wie ich über die Meldung, dass das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Vorbericht zur Nutzenbewertung die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) positiv bewertet? Auf den Punkt gebracht sagt das IQWiG: Bei der gemeinsamen Betrachtung der schweren und schwerwiegenden Unterzuckerungen lässt sich der Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c) verbessern – ohne mehr schwere oder schwerwiegende Hypoglykämien!
Man mag es kaum glauben, dass das IQWiG zu solcher Beurteilung fähig ist – es handelt sich immerhin um ein teures Verfahren in der Diabetologie. Nun handelt es sich erst um einen Vorbericht, zu dem man jetzt Stellung beziehen kann; später entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, ob die kontinuierliche Glukosemessung eine anerkannte und verordnungsbare Kassenleistung wird.
Und das ist aus meinem Blickwinkel der eigentliche Skandal: Seit Jahren investieren die Hersteller von CGM-Systemen Millionen in die Optimierung der Technologie – doch bisher hat sich keiner so richtig um die Erstattungsfähigkeit gekümmert; Patienten, die die mittlerweile sehr zuverlässig arbeitenden Systeme wirklich benötigen, müssen regelrecht darum betteln – oder sie sich selbst anschaffen. Für mich ist völlig unverständlich, dass Hilfsmittel, die gut funktionieren und die dem Patienten, der das wünscht, das Leben wirklich erleichtern, verfügbar sind, aber nicht erstattet werden.
Meine persönliche Forderung ist, dass jeder Mensch mit Insulintherapie, der eine kontinuierliche Glukosemessung möchte, diese auch bekommen kann. Je mehr Geräte und Sensoren langfristig produziert werden, desto günstiger werden sie auch. Und irgendwann sollten die Systeme kosteneffektiv sein – und damit eine echte Alternative zu den Einzelmessungen. Vielen reicht ja eine normale Blutzuckermessung – andere wollen nicht ständig ein Gerät am Körper tragen; hier reichen die Einzelmessungen. Doch viele Menschen mit Diabetes möchten jederzeit wissen, wie ihr aktueller Zuckerwert ist. Dies gibt Sicherheit und hilft, die Zuckerwerte gut zu kontrollieren. Das führt letztlich zu Therapiezufriedenheit und Lebensqualität.
Auch wir Ärzte sind gefordert, CGM zu einem Therapiebaustein zu machen: Denn CGM misst Gewebezucker – und der hängt dem aktuellen Blutzucker etwa 15 Minuten hinterher. Dafür wissen die Patienten jederzeit, ob der Zucker steigt, fällt oder konstant bleibt. Dies bedeutet, dass auch wir intelligente Therapiehinweise entwickeln müssen, die wir unseren Patienten an die Hand geben, damit CGM mehr ist als ein aktueller Zuckerwert, über den man sich freuen oder ärgern kann. CGM muss eine Option werden, mit der man die Zuckerwerte sicher steuern und Insulin in der passenden Menge geben kann.
Ich bin guter Hoffnung, dass CGM und weitere Verfahren wie das Flash-Glucose-Monitoring (mehr demnächst) Einzug in die Diabetestherapie halten werden – ich hoffe, recht bald!
von Prof. Dr. Thomas Haak, Diabetes-Journal-Chefredakteur
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (9) Seite 52
5 Minuten
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