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Ende Oktober fand in Berlin die elfte Diabetes-Charity-Gala statt. Es wurden Preise verliehen, Spenden gesammelt, Unterhaltsames geboten, aber es gab auch ernste Töne.
Ende Oktober traf sich die große “Diabetes-Familie” in Berlin: bei der Diabetes-Charity-Gala, zu der diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe zum elften Mal eingeladen hatte. Moderiert wurde die Gala von Andrea Ballschuh und Harry Wijnvoord.
Der Vorsitzende von diabetesDE, Dr. Jens Kröger, begann mit einem Thema, das ihm sehr wichtig ist: “Wir alle haben gesehen, dass Übergewicht und Adipositas eine große Rolle auch im Rahmen der Corona-Pandemie spielen. (…) Verhaltenstherapeutische Maßnahmen würden einfach dazu beitragen, täglich 1700 Neuerkrankungen möglicherweise zu verhindern.”
Kay-Sölve Richter, die als Fernseh-Moderatorin aus dem ZDF bekannt ist und das Grußwort zu Beginn sprach, nahm den Faden auf und blickte zuerst in die Vergangenheit, indem sie auf eine ungefähr 3470 Jahre alte, weibliche Mumie blickte: die ägyptische Pharaonin Hatschepsut. Warum? “Anders als man lange glaubte, wurde Hatschepsut nicht ermordet, sondern sie starb wohl an schwerer Krankheit: einer Mischung aus Knochenkrebs und – Diabetes”, erklärte die Fernseh-Moderatorin und spannte den Bogen über das Jahr 1981, als sie durch die Tochter von Bekannten das erste Mal in Kontakt mit Typ-1-Diabetes kam, und das Jahr 2020, als ein Freund an Diabetes erkrankte, bis ins laufende Jahr, in dem der Vater eines guten Bekannten wegen Folgeerkrankungen des Diabetes mal wieder auf der Intensivstation lag. Aus diesen Erlebnissen zog sie drei Erkenntnisse. Erstens: “Bei der Behandlung hat sich enorm viel getan.” Zweitens: “Es gibt noch einiges zu tun, allein deswegen, weil es noch viel zu viele Fälle mit schweren Folgeerkrankungen gibt.” Und drittens: “Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie gerade alles dafür tun, einen Diabetes zu entwickeln.”
Dann spann sie den Faden von Dr. Jens Kröger weiter – “Das Tragische ist, dass viele Fälle vermeidbar wären” – und nahm die Ernährung in den Fokus: “Das Gegenteil von bewusst ernähren ist ja nicht bewusstlos ernähren – bewusstlos kann man nicht essen –, sondern vielmehr kommt das Wort bewusst vom inzwischen ausgestorbenen Verb bewissen. Und das bedeutet so viel wie genau kennen, wissen, sich zurechtfinden. Mit anderen Worten: Bewusst ernähren kann nur, wer weiß, was ihm oder ihr guttut, und vor allem, wer weiß, was in den Lebensmitteln drinsteckt.” Und genau darin steckt ihrer Erfahrung nach ein Problem, denn Zutatenlisten auf Lebensmittelpackungen sind meist zu klein gedruckt, das Lesen braucht viel Zeit und: “Drittens kann deshalb nicht jeder die Zutatenliste lesen, weil nicht jeder einen Abschluss in Ökotrophologie hat.” Ihr Wunsch: “Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen in der Lage wären, bewusst entscheiden zu können, ob sie ein bestimmtes Lebensmittel essen wollen oder nicht oder was sie trinken wollen oder nicht. Ich würde mich freuen, wenn die Diagnose Diabetes nicht häufiger, sondern seltener werden würde.”
Die Gala zeigte, dass sich in Sachen Aufklärung inzwischen einiges tut, vor allem von den Betroffenen selbst. Dies zeigt sich in zwei der Spendenprojekte, für die die Besucher der Gala spenden konnten: das Projekt #SagEsLaut, das die Sichtbarkeit von Menschen mit Typ-2-Diabetes vor allem in den sozialen Medien stärkt und die Vernetzung der Betroffenen fördert, und das Projekt “Dia-Engel”, das Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit gibt, in einem geschützten Raum über ihre Probleme und Fragen zu sprechen. Ein drittes Projekt, die “Ketoazidose-Prävention in Sachsen”, wurde von Diabetologinnen und Diabetologen ins Leben gerufen. Sie wollen die Früherkennung von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen verbessern, um schwere Entgleisungen des Stoffwechsels bei Auftreten des Diabetes zu verhindern. Große Spenden-Summen kamen auch von Unternehmen, die von Patinnen und Paten aus Unterhaltung und Sport, aber auch von Influencerinnen entgegengenommen wurden.
Zwei weitere Höhepunkte der Gala sind jedes Jahr die Vorführung des Diabetes-Kids-Supertalents und die Verleihung des Thomas-Fuchsberger-Preises. Das Diabetes-Kids-Supertalent war in diesem Jahr der neunjährige Simon Galis aus Perleberg in Brandenburg. Leider war er akut erkrankt, aber sein Bewerbungs-Video mit einer Klavier-Performance beeindruckte die Gäste und erhielt viel Applaus.
Der Thomas-Fuchsberger-Preis, der überreicht wurde von Jenny und Julien Fuchsberger, den Kindern von Thomas Fuchsberger, ging diesmal an zwei Preisträger, die sich das Preisgeld in
Höhe von 10 000 Euro, gestiftet von der MedTriX Group, teilen. Einer der Preisträger war Dr. Martin Holder, der gemeinsam mit anderen eine bundesweite Kampagne zum Verhindern von Ketoazidosen ins Leben gerufen hat. Die andere Preisträgerin war Christa Mischke. Sie liest ehrenamtlich seit November 2019 für die Westdeutsche Bibliothek der Hörmedien für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (WBH) monatlich das Diabetes-Journal ein. Christa Mischke: “Dass sie mir diese Chance gegeben haben, dass ich das machen darf, hat mich sehr, sehr gefreut. Deshalb bedanke ich mich in erster Linie im Namen der WBH für diesen Preis und freue mich sehr darüber.” Auch wir vom Diabetes-Journal gratulieren herzlich!
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (12) Seite 10-11
5 Minuten
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