- Soziales und Recht
Typ 1, Typ 2 und neue DMPs
3 Minuten
Gesundheitsgefährdende Versorgungsdefizite beseitigen und definierte Behandlungsziele anstreben: Das steht hinter den Disease-Management-Programme (DMPs). 31 Vorschläge für neue DMPS sind seit Februar beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingegangen, darunter auch einige klassische Volkskrankheiten.
Eine Liste mit Vorschlägen für neue Disease-Management-Programme (DMPs) hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Juni veröffentlicht. Die Krankheitsbilder reichen von Stürzen über Schizophrenie bis zur Schuppenflechte.
„Großes Interesse an den Programmen“
“Die Vielzahl eingereichter Themen belegt das große Interesse der Fachöffentlichkeit an den Programmen. Immer mehr medizinische Fachgesellschaften und ärztliche Berufsverbände haben erkannt, dass ein gutes Zusammenspiel zwischen Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus Dreh- und Angelpunkt einer qualitativ besseren und wirtschaftlicheren Versorgung chronisch Kranker ist”, sagt Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses DMP.
“Das Spektrum an Indikationen für die mögliche Entwicklung von neuen DMPs ist breit gefächert. Sämtliche Vorschläge werden nun in den zuständigen Gremien des G-BA eingehend beraten und auf ihre Versorgungsrelevanz und Umsetzbarkeit hin überprüft.”
Niereninsuffizienz, Rückenschmerz, Depression
Die neuen DMP-Ideen wurden von medizinischen Dachverbänden und Gesellschaften, Sachverständigen der medizinischen Wissenschaft und Praxis sowie den Spitzenverbänden der Selbsthilfe- und Patientenorganisationen bis Anfang Mai eingereicht, darunter auch Volksleiden wie Demenz und Adipositas.
Als DMP-Vorschlag ist zudem die chronische Niereninsuffizienz angeführt. In der Liste finden sich auch die im Koalitionsvertrag erwähnten Erkrankungen chronischer Rückenschmerz und Depression.
DMPs: Zahlen und Fakten
Die ersten Verträge über Disease-Management-Programme (DMP Brustkrebs) wurden im Oktober 2002 geschlossen. Die Pionier-Region war Nordrhein. Im Jahr 2003 folgte das DMP Diabetes mellitus Typ 2. Das nächste Programm wurde ein Jahr später für Koronare Herzkrankheit (KHK) aufgelegt.
Zwei Jahre später kamen die DMPs für Typ-1-Diabetes, Asthma bronchiale und COPD hinzu. Heute stehen also Programme für sechs Indikationen zur Auswahl. Für das DMP KHK wurde 2005 zudem das Modul Chronische Herzinsuffizienz entwickelt.
Laut Bundesversicherungsamt (Stand Dezember 2012) nehmen über 6 Millionen Versicherte an allen DMPs in Deutschland teil (fast 780.000 Patienten allein in Nordrhein). Bundesweit gibt es knapp 10.400 einzelne Programme.
Kriterien für die Eignung einer Erkrankung für DMP
Ob eine chronische Krankheit für ein DMP geeignet ist, hängt auch von bestimmten Kriterien ab, die im Gesetz festgehalten sind. Dazu zählen die Zahl der von der Krankheit betroffenen Versicherten, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Qualität der Versorgung, die Verfügbarkeit von evidenzbasierten Leitlinien, der sektorenübergreifende Behandlungsbedarf, die Beeinflussbarkeit des Krankheitsverlaufs durch Eigeninitiative des Versicherten und hoher finanzieller Aufwand der Behandlung.
Anhand dieser Kriterien und den mit den bisherigen DMPs gewonnenen Erfahrungen hatte der G-BA einen Fragenkatalog entwickelt, der seit März als Grundlage für die Auswahl zusätzlicher Krankheiten dient. Entsprechende Vorschläge für neue DMPs mussten anhand des Katalogs begründet und an den G-BA übermittelt werden.
Das Gremium verfolgte zunächst die gesetzliche Aufgabe, die inhaltlichen Anforderungen an die DMPs zu bestimmen und entsprechende Empfehlungen an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) abzugeben. Seit 2012 ist der G-BA gesetzlich beauftragt, eigene Richtlinien zu den DMPs zu beschließen. Die praktische Umsetzung in der Versorgung erfolgt dann auf Basis regionaler Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern vor Ort.
„DMP Typ-1-Diabetes“ wurde aktualisiert
Erstmals beschloss der Bundesausschuss in einer neuen Richtlinie im März auch die Grundlagen für die Aktualisierung bestehender DMPs (KHK und Diabetes), die im Juli in Kraft getreten ist. In der Anlage zum Typ-1-Diabetes wurden u. a. die Anforderungen an die ärztlichen Kontrolluntersuchungen, differenziert nach Kindern und Jugendlichen bzw. Erwachsenen, neu gefasst.
Einer der Hauptkritikpunkte an den DMPs war bislang, dass sich ihre Effekte nicht ordentlich untersuchen lassen, weil es u. a. an einer Vergleichsgruppe von Patienten fehlt, die nicht im DMP sind. Nach einem aktuellen G-BA-Beschluss vom Juni werden die Daten künftig kontinuierlich erhoben. Zudem bestimmte der Bundesausschuss die Vorgaben an die jährlichen Berichte der Krankenkassen über Qualitätssicherungsmaßnahmen in zugelassenen Programmen.
Fokus auf Weiterentwicklung der DMPs verlagert
“Mit den neuen Anforderungen an die Evaluation von DMPs ist der Fokus von einem auf Krankenkassen bzw. auf Regionen bezogenen Vergleich auf die Weiterentwicklung der DMPs verlagert worden”, so Klakow-Franck. “Nunmehr steht der Nutzen der DMPs im Mittelpunkt, auch im Vergleich zur Versorgung von Patienten, die nicht an einem DMP teilnehmen.”
“Wir rechnen damit, dass das Plenum noch in 2014 die Themen beschließen wird, zu denen DMPs erarbeitet werden sollen”, erklärte die Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation des G-BA auf Anfrage. “Eine Prognose dahingehend, welche DMPs dies sein werden”, könnte “angesichts der laufenden Beratungen” nicht gegeben werden. Eine Begrenzung der Anzahl der Behandlungsprogramme sehe der Gesetzgeber nicht vor.
Dapagliflozin (als Fixkombination mit Meformin, Handelsname: Xigduo) und Canagliflozin (Handelsname: Invokana) hätten keinen Zusatznutzen, so das Institut, weil für keines der möglichen Anwendungsgebiete geeignete Daten der Hersteller (AstraZeneca und Janssen) vorlägen.
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht, dass mehr als 350.000 Typ-2-Diabetiker in Kürze auf den DDP-4-Hemmer Vildagliptin sowie Vildagliptin plus Metformin (Galvus/Eucreas, Hersteller: Novartis) verzichten müssen.
von Angela Monecke
Hauptstadtkorrespondentin des Diabetes-Journals
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (8) Seite 58-59
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
- Leben mit Diabetes
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 17 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 6 Tagen, 12 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 12 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-

