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Wie unter einem Brennglas sind in der Corona-Krise auch die Defizite des deutschen Gesundheits-Systems zutage getreten, etwa in der Verfügbarkeit und der Struktur medizinischer Daten. Darauf wies die Deutsche Diabetes Stiftung (DDS) bei einer Pressekonferenz Mitte Februar hin.
Ein durchaus positives Fazit zieht die Deutsche Diabetes Stiftung, was die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Lebenssituation und Versorgung von Menschen mit Diabetes angeht. Doch es gab auch einen Wermutstropfen – der aber mit der Corona-Pandemie gar nichts zu tun hatte: „Es ist in Deutschland nach wie vor sehr schwer, reale Versorgungs-Daten zu bekommen“, fasst Prof. Dr. Hans Hauner in einer Pressemeldung der DDS die Erfahrung aus von der Stiftung geförderten Studien zusammen.
Im deutschen Gesundheits-System würden zwar viele Routinedaten kontinuierlich gesammelt, aber so gut wie nicht genutzt – sei es aus Gründen des Datenschutzes, wegen bürokratischer Hürden, fehlender Flexibilität oder schlicht aus Desinteresse. „Hier sind die verantwortlichen Stellen in der Politik und bei den Krankenkassen gefordert, die eingehenden Daten unter Wahrung des Datenschutzes zu nutzen oder zur Verfügung zu stellen“, befand Hauner. Nur so könnten bestehende Probleme rasch identifiziert und gezielt adressiert werden. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass die deutsche Versorgungs-Forschung weiterhin auf Informationen aus anderen Ländern angewiesen ist, weil die eigenen Routinedaten nicht zugänglich sind“, kritisierte der DDS-Vorsitzende.
Dr. Paula Friedrichs stellte auf der Pressekonferenz der DDS eine systematische Recherche zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen mit Diabetes in Deutschland vor. Innerhalb des Scoping Reviews hat das Team um die Projektmanagerin beim Rostocker Unternehmen BioMath nach wissenschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Veröffentlichungen und nach routinemäßig erhobenen Gesundheits-Daten recherchiert. Solche Reviews dienen dazu, festzustellen, was es bereits an Forschungs-Literatur zum Thema gibt. Unter den vier wichtigsten Ergebnissen der von März bis Mai 2021 durchgeführten Recherche fanden sich gleich zwei Defizite: Es bestehe zum einen keine zeitnahe Verfügbarkeit von Routinedaten, zum anderen gebe es nur wenige Studien mit Daten zur Versorgungs-Situation von Menschen mit Diabetes in Deutschland.
Im Rahmen des Reviews war geplant, Routine- und Registerdaten wie etwa Daten der gesetzlichen Krankenversicherung, Daten aus Patientenregistern, vertragsärztliche Abrechnungs- und Arzneiversorgungsdaten zu analysieren. „Unsere Recherche nach Routinedaten blieb jedoch ergebnislos“, so Friedrichs. Die zeitnahe Verfügbarkeit solcher Routinedaten außerhalb von laufenden Studien scheint nicht möglich, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler. Gründe dafür seien unter anderem ein erheblicher Zeitverzug in der Übermittlung von Routinedaten und ein hoher zeitlicher sowie administrativer Aufwand für den Genehmigungsprozess zur Nutzung der Daten.
Die Forscher identifizierten zwölf Studien mit Relevanz zum Beantworten der Fragestellung des Reviews – überraschend wenige angesichts der besonderen Bedeutung der Pandemie und der Aufmerksamkeit, die sie erfährt. Bei der großen Zahl von Menschen mit Diabetes in der Bevölkerung sehen die Wissenschaftler einen erheblichen Bedarf, eine bessere Datenbasis für die Beurteilung der Versorgungs-Situation zu schaffen und den Zugang zu Daten für Forschungs-Zwecke zu erleichtern.
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (4) Seite 44-45
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