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Meine Koffer sind gepackt, im Reisepass glänzt mein neues Visum, alles, was geklärt werden musste, ist geklärt. Und zwischen all der Vorfreude bleiben Zweifel für mein Jahr in den USA. Mit manchen schlage ich mich schon einige Monate rum, andere sind erst ganz neu in meinem Hinterköpfchen.
Zurzeit stehen ein riesiger Koffer, ein Handgepäckstück, welches bis zum letzten Zentimeter vollgestopft ist, ein extra Medizin-Koffer und eine kleine Kühltasche für das Insulin in meinem Zimmer.
Damit darf ich dann wie ein Packesel durch den Flughafen laufen. Aber das ist nur das geringste Problem.
Das Insulin muss über 15 Stunden Flug auf Temperatur gehalten werden. Dafür kommt es erst im letzten Moment aus meinem Kühlschrank daheim raus und wandert in die Kühltasche. In Florida angekommen wird als Erstes der Kühlschrank geöffnet und ein Riesenbedarf an NovoRapid verstaut. Danach muss ich die Daumen drücken, dass die Ampullen keinen Schaden genommen haben und das Insulin auch noch in ein paar Monaten „funktioniert“.
Die Einfuhr von Medikamenten in die USA ist streng geregelt. Alles, was mitfliegt, muss in einem Attest vom Arzt aufgeführt sein und die Rezepte müssen beiliegen. Wer zum Urlaub in die Staaten fliegt, darf Medikamente für maximal 90 Tage mitnehmen. Das ist die Standardantwort, die die Internetrecherche ausspuckt.
Nach unzähligen E-Mails mit verschiedenen Behörden habe ich endlich das Okay bekommen, einen ausreichenden Bedarf an Insulin, Pumpen und CGM-Sensoren mitzunehmen. Denn die Menge an Medikamenten und Hilfsmitteln, die mitgenommen werden darf, richtet sich nach Art des Visums. Da mein Visum 13 Monate gilt, darf ich auch einen Jahresbedarf mitnehmen.
Und trotzdem bleibt die Angst, dass man mir alles am Zoll abnimmt und mich der illegalen Einfuhr von Medikamenten beschuldigt, weil ich irgendwo eventuell überlesen haben könnte, dass ich noch zusätzliche Dokumente dafür benötige.
In Florida angekommen werde ich einen Haufen neue Leute kennenlernen. Mitbewohner, Kollegen und Vorgesetzte. Bis auf eine Hand voll deutscher Kollegen, die ich z.B. beim Vorstellungsgespräch getroffen habe, weiß noch keiner, dass ich Diabetes habe.
Von allen werde ich ein mehr oder minder gesundes Maß an Verständnis und Toleranz verlangen müssen.
Das fängt bei meiner Mitbewohnerin an, die nachts den Alarm meines Dexcoms ertragen muss, bis hin zu meinen Kollegen, die im Stress meine Arbeit mit übernehmen müssen, wenn ich unterzuckere und 5 Minuten Pause machen muss.
Wie das aufgefasst wird, weiß ich noch nicht. Ich hoffe einfach, dass ich allen Beteiligten nicht so sehr zur Last fallen werde.
Alles, was in die Staaten mitfliegt, ist ausgerechnet. Zwar habe ich einen kleinen Puffer für CGM und Pumpen und auch Teststreifen habe ich, glaube ich, genug dabei, sollte davon jedoch irgendwas kaputt gehen, bin ich geliefert.
Insulin in den USA ist sehr, sehr teuer und es ist quasi unmöglich, dies mit meinem Gehalt zu finanzieren. Ähnlich sieht es aus, wenn z.B. ein Dexcom-Transmitter den Geist aufgibt oder eine ganze Charge Pods fehlerhaft ist.
Die Disney World wird täglich von tausenden von Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen besucht. Was für uns „normal“ ist, könnte für jemanden von der anderen Seite des Planeten anstößig sein. Deshalb gibt es seit Eröffnung des ersten Parks die Disney Look Guidelines.
Was darin nicht berücksichtigt wird, sind natürlich Pumpen und CGMs. Ob man seine Hilfsmittel sichtbar trägt oder nicht, sieht jeder anders. Und auch so sieht es jeder Arbeitgeber anders. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, jemandem zu erklären, was ich da am Körper kleben habe. Aber natürlich verstehe ich auch, dass es für den Arbeitgeber unangenehm sein könnte, wenn die Aufmerksamkeit von Externen auf so etwas gezogen wird.
Florida ist nicht gerade für sein mildes Klima bekannt. In den Sommermonaten sind Temperaturen um 38°C und 50-70% Luftfeuchtigkeit keine Seltenheit. Wetterkonditionen, denen ich meinen Diabetes noch nie ausgesetzt habe. Im Extremfall hält wahrscheinlich kein Pflaster länger als 2 Tage.
Trotz all der Bedenken freue ich mich natürlich auf eine super Zeit in Orlando und Erfahrungen, die mir keiner nehmen kann! Bleibt gespannt!
Auch Steffi ist mit ihrem Typ-1-Diabetes das Abenteuer Auslandsaufenthalt eingegangen. Sie berichtet darüber in dem Beitrag Auslandsstudium mit Diabetes? Da!
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