„Closed Loop“: starker Tobak!

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„Closed Loop“: starker Tobak!

Ein Artikel von unserem Rechtsexperten Oliver Ebert über die juristischen Aspekte von selbstgebastelten Closed-Loop-Systemen hat zu vielen, teils heftigen Reaktion geführt: über Nacht gingen allein auf Facebook rund 50 Kommentare ein. Mitunter wurde der Autor sogar als Bedenkenträger und Verhinderer dargestellt. Zu unrecht, wie Günter Nuber in der Blickwinkel-Kolumne darlegt.

Manchmal sage ich sofort „Blödsinn“, wenn einer frustriert schimpft: „Am liebsten würde ich den Stecker rausziehen aus dem Internet.“ Dann wiederum passiert es, dass ich die Speerspitze der Kritiker bin, dass ich Facebook und Konsorten hasse; dass ich selbst gern der Typ am Stecker wäre – der genüsslich daran zieht: aus!

Gerade dann, wenn Menschen schnell urteilen, aneinander vorbeireden, sich sofort aggressiv, andererseits dünn besaitet zeigen … und Diskutieren verwechseln mit Pöbeln, sich gegenseitig vorführen, emotional überreagieren. Oder wenn Menschen aneinandergeraten, die ich gut leiden kann.

Kontroverses Thema: rund 50 Kommentare innerhalb 24 Stunden

Nun: Wir haben in den letzten 12 Monaten geschätzt ein Dutzend Leserbriefe bekommen in die Redaktion des Diabetes-Journals – zusammengezählt die echten Briefe mit Marke sowie die Mails mit mehr als zwei Sätzen. Hingegen haben wir Anfang April innerhalb 24 Stunden rund 50 Kommentare bekommen auf Diabetes-Journal-Facebook.

Da hieß es zum Beispiel: „Als ob man Gedanken aufhalten könnte …“ – „Schade, als #Aprilscherz hätte ich Euch das so gerade noch durchgehen lassen – aber so?!“ – „Total verantwortungslos.“ – „Das war ein Schuss in die falsche Richtung.“ – „Meinungsmache!“ – „Warum verbreiten Sie denn ins Blaue hinein solche Behauptungen, das ist doch total verantwortungslos.“ – „Bedenkenträger!“ Sehr starker Tobak. Worum ging es?

Beleuchtung der rechtlichen Aspekte des DIY-Closed-Loop

Redaktionsmitglied Oliver Ebert hatte in der April-Ausgabe über „Closed-Loop-Systeme“ berichtet: über den geschlossenen Kreis also, der bezüglich Diabetes-Technologie ein System meint, das vollautomatisch die Aufgaben der Bauchspeicheldrüse übernimmt und den Glukosestoffwechsel steuert. Solche Systeme gibt es industriell hergestellt noch nicht – viele Diabetiker weltweit bauen sich in Eigenregie ihre Lösung aber schon.

Sie erreichen damit oftmals erstaunliche Ergebnisse, leben damit sehr gut, haben ihrem Leben eine lange abhandengekommene Qualität zurückgegeben – auch als Eltern von Kindern mit Diabetes. Darum ging es aber gar nicht in dem Artikel:

Oliver Ebert ist Rechtsanwalt, er hatte in dem Beitrag (Rubrik „Soziales“) dargestellt, welchen juristischen Problemen man sich mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgesetzt sehen dürfte, falls aufgrund eines Fehlers des selbstgebauten Systems Dritte zu Schaden kommen. Er beschrieb fiktive Beispiele sowie juristische Konsequenzen, falls die Fälle tatsächlich eintreten würden; denn Fehler können auftreten – weltweit weisen Fachorganisationen und Verbände auf die Risiken selbstgebauter Systeme hin. Er lieferte ebenso eine Einschätzung über Haftungsrisiken (Versicherungen) etc.

Begeisterung für Neues … aber auch Verantwortung!

In der Community kam dies anders an: Ebert wurde in ein schlechtes Licht gerückt als Zeterer, ewig Gestriger, als Mitverhinderer, dass „Spätschäden und Blutzuckerachterbahn“ überwunden werden.

Hierzu sollte man aus meinem Blickwinkel wissen: Oliver Ebert hat über 5.000 Diabetikern bei Rechtsstreitigkeiten geholfen; seine Ideen haben in einigen Bereichen die Diabetes-Technologie vorangebracht; mit Algorithmen zur automatischen Dosisberechnung befasst er sich seit Jahrzehnten. Seit 22 Jahren beantwortet er, selbst Typ-1-Diabetiker, juristische Fragen im Diabetes-Journal.

Von den Möglichkeiten der Closed-Loop-Systeme ist Ebert genauso begeistert wie die gesamte Redaktion. Daneben haben wir als Redaktion eines einschlägigen Magazins vor allem eines: Verantwortung. Von uns erwartet man Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem sowie die fachliche Einordnung. Ich denke, wir stehen für beides – und lassen den Stecker erst mal drin.


von Günter Nuber
Chefredaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (5) Seite 18

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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