Insulinpumpe: der zweite Versuch (Teil 2)

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Insulinpumpe: der zweite Versuch (Teil 2)

Wir spulen vor: 9 Jahre später waren die Pumpenmodelle und Katheter laufend verbessert. Es gab inzwischen sogar eine schlauchlose Pumpe. Immer wieder wurde ich neugierig. Doch hatte ich Angst, dass es wieder so laufen würde wie beim ersten Versuch. Ich hatte Angst, alles erneut durchzumachen. Die Entzündungen, die schlechten Werte, das Gefühl, immer etwas am Körper zu tragen. Ich war froh über meine Freiheit und betonte dies auch immer wieder vor meiner Diabetologin.

Alle drei Monate musste ich mich der Diskussion stellen, warum ich keine Insulinpumpe wollte – konnte sie immer erfolgreich abwehren. Jedoch schlich sich immer wieder die Überlegung ein, wie sich meine Werte wohl verbessern würden, wenn ich eine Pumpe hätte. Würde sie mein Dawn-Phänomen bremsen können? Könnte ich bessere Werte beim Sport durch eine genauere Basalrate haben? Und endlich nicht mehr überall die Pens mit hinschleppen – manchmal wurde ich doch schwach und erlaubte mir den Gedanken an die Pumpe.

Quelle: Pixabay

Zurück zur Insulinpumpe?!

Ein Wechsel der Diabetespraxis und mein Bruder, der mit seiner Pumpe zufrieden u.a. durch Südostasien gereist war, gaben mir letztendlich den Anstoß, einen neuen Versuch zu wagen. Nach einem langen Telefonat mit meinem Bruder (<3) rief ich eines Morgens spontan in der Praxis an. Es war September, als die Pumpe beantragt wurde. Meine Werte der drei letzten Monate kritzelte ich in einer Nachtschicht schnell in ein Tagebuch. Beim Modell wählte ich die kleinste Pumpe auf dem Markt. Ich wollte diese Pumpe, bevor ich es mir anders überlegte.

Über Weihnachten flog ich mit meiner Familie nach Mexiko – als verfrühtes Weihnachtsgeschenk flatterte dann sogar einen Tag vor Abreise noch die Genehmigung für die Pumpe ins Haus. Ich war unfassbar glücklich.

Ende Januar bekam ich die Einweisung in die neue Pumpe. Es ging alles ganz schnell und ich war furchtbar aufgeregt, wie es dieses Mal wohl laufen würde. Schnell gewöhnte ich mich ein und fand heraus, was dieses Mal bei der Pumpentherapie anders laufen konnte – denn ich war erwachsen und konnte mich in meinem Tempo und meinem Ausmaß mit der Pumpe beschäftigen. Auch jetzt, 2 Jahre später, bereue ich die Entscheidung für die Pumpe nicht. Mein HbA1c ist unter 6,5%, seit ich die Pumpe habe, ich habe weniger Schwierigkeiten mit Unterzuckerungen und ich habe wesentlich bessere Werte – alleine schon während des Sports. Das Dawn-Phänomen kann mich inzwischen mal!

Der neue Versuch

Auch wenn der vollständige Vergleich hinkt, da a) viel Zeit vergangen ist und ich b) nun einen anderen Pumpenhersteller habe, merke ich, dass mir die Pumpe erst jetzt, wie versprochen, eine Erleichterung der Diabetestherapie bringt. Habe ich mich mit 15 noch über die Freiheit mit Pens gefreut, habe ich mit der Pumpe mit 25 eine ganz andere Freiheit. Ich habe keine Pflasterallergie mehr, die Anzahl der fehlerhaften Katheter (trotz Softkatheter) ist bei mir immer noch unter 5. Natürlich verfluche ich die Pumpe auch jetzt noch, wenn es mal ein paar Tage oder Wochen nicht läuft. Auch mit der Pumpe habe ich noch Tage, an denen ich alles gebe und trotzdem nichts funktioniert. Die rausgerissenen Katheter, weil der Schlauch noch am Türgriff hängt. Das Brennen, wenn der Katheter falsch sitzt. Der Ärger über eine Luftblase im Schlauch. Das nervige Piepen in der U-Bahn, wenn ich vergessen habe, eine neue Insulinampulle mitzunehmen.

Aber gemeinsam mit meiner Pumpe war ich 4 Monate in Südamerika backpacken. Gemeinsam mit meiner Pumpe bin ich einen Halbmarathon gelaufen. Gemeinsam mit meiner Pumpe versuche ich, die kleinen und großen Hürden des (Diabetes-)Alltags zu meistern.

Quelle: Pixabay

Damals vs. heute

Außerdem habe ich mit der Pumpe gelernt, offen mit meinem Diabetes umzugehen. Sie hilft mir, Aufmerksamkeit auf die Krankheit zu lenken und Aufklärung für den Diabetes zu leisten. Als Teenager wollte ich die Pumpe nur verstecken. Ich bin aus der Schwimm-AG ausgetreten, weil mich Schulkameraden auf den Katheter angesprochen haben und es mir unangenehm war. Keine Tasche versteckte mir die Pumpe genug unter der Kleidung und bei gefühlt jedem Atemzug nervte mich das winzige Gerät.

Heute trage ich meine Pumpe selbstbewusst und erkläre Menschen, die fragen, alles, was sie wissen möchten. Ob in der Hosentasche, im BH oder irgendwo, wo sie gerade hinpasst – ich finde schon einen Platz, an dem sie nicht stört. Sie ist ein Teil von mir, wie auch der Diabetes, und ist da, um mir damit zu helfen – nicht, um das Leben schwerer zu machen. Und für alles Geld der Welt möchte ich meine Pumpe derzeit nicht wieder hergeben.

Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass nicht das Konstrukt Pumpentherapie fehlerhaft war, sondern einfach, dass ich mit meiner ersten Pumpe zur falschen Zeit am falschen Ort zusammenkam.

Das eigene Wohlbefinden ist am wichtigsten

Was ich damit sagen möchte:

  1. Nur weil ein Diabetologe sagt, mit Pumpe würde alles besser laufen – das muss nicht stimmen.
  2. Nur weil der Kopf sagt, man kommt mit der Pumpe nicht klar – das muss nicht stimmen.
  3. Nur weil es einmal nicht funktioniert hat mit der Pumpe, heißt es nicht, dass man niemals damit klarkommt.

Ich finde, jeder entscheidet sich, je nach Erfahrung, Lebensphase und sonstigen Vorlieben für seine ideale Therapie. Das Ganze immer wieder zu hinterfragen und neue Dinge auszuprobieren ist genauso gut, wie eine bestehende und funktionierende Therapie nicht durcheinanderbringen zu wollen. Für mich war es einfach wichtig, Entscheidungen zur Änderung meiner Therapie eigenmächtig zu treffen und in meinem Tempo zu verarbeiten.


Und jetzt wieder 9 Jahre zurück: So lief Saras erster Versuch mit der Insulinpumpe.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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