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Wer ein CGM-System nutzt, outet sich damit eigentlich gleich automatisch als Typ-1-Diabetiker. Menschen mit Typ-2-Diabetes haben in der Regel wenig Chancen, diese technischen Hilfsmittel ebenfalls von ihrer Krankenkasse finanziert zu bekommen – häufig müssen sie sogar für gewöhnliche Blutzuckerteststreifen in die eigene Tasche greifen. Doch warum eigentlich? Gilt für Typ-2-Diabetiker etwa nicht, dass sie umso bessere Chancen haben, ihre Therapie zu verbessern, je genauer sie über ihre Glukosedaten Bescheid wissen?
Doch was für Typ-1-Diabetiker gilt, hat auch bei Typ-2-Diabetes seine Gültigkeit. Oder mit den Worten von Prof. Irl B. Hirsch aus Seattle, USA: „Wir müssen beginnen, CGM-Systeme als Hilfsmittel auch beim Typ-2-Diabetes zu begreifen, weil Patienten ihren Lebensstil am ehesten dann ändern, wenn sie ihre Daten ganz genau sehen können. Unabhängig von den verwendeten Medikamenten hängt der Therapieerfolg beim Diabetes immer davon ab, dass der Patient die Zusammenhänge zwischen Essen, Aktivität, Stress und allen anderen Faktoren versteht, die den Blutzucker beeinflussen.“ Und die besten Möglichkeiten, diese Zusammenhänge zu erkennen, bietet derzeit nun einmal ein CGM-System.
Prof. Hirsch berichtete von einer Studie aus dem Jahr 2012, die gezeigt hat, dass sich bei Typ-2-Diabetikern, die über einen Zeitraum von acht Wochen ein CGM-System nutzten, die Blutzuckereinstellung für ein ganzes Jahr deutlich verbesserte. Ihr HbA1c-Wert (Langzeitzuckerwert) lag am Ende um 0,6 Prozentpunkte niedriger als in der Gruppe, die nur konventionelle Blutzuckermessungen durchführen konnte. Natürlich werden Kritiker einwenden, dass es viel zu teuer wäre, auch Typ-2-Diabetiker reihenweise mit CGM-Systemen auszustatten. Falsch gedacht, fand Dr. Hirsch: „Die Fragestellung lautet: Wie teuer ist eine HbA1c-Senkung um 0,6 Prozent für ein Jahr, wie sie in der Studie erzielt wurde?“ Und da schneidet ein CGM-System im Vergleich zu modernen Medikamenten zur Blutzuckersenkung sogar um einiges besser ab.
Ein ähnliches Umdenken ist möglicherweise auch bei Insulinpumpen fällig, wie Prof. John Pickup aus London berichtete. Es gibt zwar nicht viele Studien, in denen der Nutzen einer Pumpentherapie bei insulinpflichtigen Typ-2-Diabetikern untersucht wurde. In einer aktuellen Studie, an der Prof. Pickup selbst mitgearbeitet hat und die in Kürze veröffentlicht wird, gibt es allerdings eindeutige Hinweise darauf, dass auch die Pumpentherapie den HbA1c-Wert bei Typ-2-Diabetikern deutlich senken kann. Eine Insulinpumpe kann Typ-2-Diabetikern helfen, die trotz Schulung und intensivierter Insulintherapie (ICT) – sprich: Spritzen mit dem Insulinpen je nach Bedarf – immer noch schlecht eingestellt sind. Die größten Erfolge bringt sie bei denjenigen, die einen hohen Langzeitzuckerwert von 10 bis 12 Prozent und einen hohen Insulinverbrauch haben. „Patienten, die mit einer ICT zuvor 90 Einheiten Insulin am Tag benötigten, konnten ihren Insulinverbrauch mit der Pumpentherapie um 21 Einheiten pro Tag senken. Bei einem Tagesbedarf von 150 Insulineinheiten unter ICT sank der Insulinverbrauch sogar um 36 Insulineinheiten“, sagte Prof. Pickup.
Ich fand die Vorträge von Prof. Hirsch und Prof. Pickup hochinteressant und absolut einleuchtend. Wenn etwas so gut funktioniert, dann ist es auf lange Sicht auch kostengünstiger als Behandlungsmethoden, die schlechtere Ergebnisse erzielen. Das sagt einem bereits der gesunde Menschenverstand. Leider argumentieren Krankenkassen nicht mit dem gesunden Menschenverstand, sondern mit wissenschaftlichen Studien. Wir erinnern uns an das lange Gezerre, bis CGM-Systeme bei Typ-1-Diabetes zur Kassenleistung erklärt wurden. Und an den Kampf vieler Typ-1-Diabetiker um eine dringend benötigte Insulinpumpe, die sie oft nur auf dem Rechtsweg bei ihrer Krankenkasse einklagen können. Ich hoffe also, dass es bald viele weitere seriöse wissenschaftliche Studien gibt, die den Nutzen von Diabetestechnologie auch für Typ-2-Diabetiker belegen. Damit auch ihr Kampf für sinnvolle technische Unterstützung erfolgreich wird.
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