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Immer wieder erreichen uns Anfragen von Menschen mit Diabetes oder auch ihren Angehörigen. Sie fragen, ob es während der Corona-Pandemie in Deutschland zu Engpässen in der Versorgung mit Insulin und Hilfsmitteln kommen kann. Sind die Sorgen begründet?
Wir haben die Insulinhersteller Sanofi, Novo Nordisk, Berlin-Chemie und Lilly um ihre Einschätzung gebeten und uns auf den Seiten vieler Unternehmen umgeschaut, die Produkte für Menschen mit Diabetes herstellen und/oder vertreiben.
Jesper Wenzel Larsen, Geschäftführer Novo Nordisk Deutschland, schickte auf unsere Nachfrage hin folgendes Statement:
„Weltweit erhalten rund 30 Millionen Menschen mit chronischen Erkrankungen Arzneimittel von Novo Nordisk. Wir sind uns der enormen Verantwortung bewusst, die damit verbunden ist: An erster Stelle steht für uns, sicherzustellen, dass unsere Patienten kontinuierlich mit unseren Medikamenten versorgt werden können.“
„Das gilt in Krisenzeiten wie der aktuellen Coronavirus-Pandemie ganz besonders. Aktuell gibt es bei Novo Nordisk keine Lieferengpässe. Auf Situationen wie diese sind wir gut vorbereitet und haben eine Lagerhaltung, die auf eine Versorgung über einen langen Zeitraum ausgerichtet ist. Wir beobachten die Entwicklung der Situation sehr sorgfältig.“
Zudem verweist Novo Nordisk auf die Informationen auf dieser Website, auf der über aktuelle Entwicklungen und Maßnahmen informiert wird und häufig gestellte Fragen beantwortet werden.
Sanofi verweist nach unserer Anfrage auf die Informationen auf der Unternehmens-Website. Speziell zur Versorgung von Menschen mit Diabetes mit Sanofi-Produkten steht auf der Website nichts, aber es gibt eine allgemeine Aussage, wie Sanofi daran arbeitet, Engpässe zu vermeiden:
„Wir arbeiten daran, die Versorgung mit all unseren Medikamenten und Impfstoffen in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten auf der ganzen Welt aufrechtzuerhalten. Unser globales Netzwerk von Produktionsstätten ist betriebsfähig und die Vielfalt unserer globalen Beschaffung trägt dazu bei, die Geschäftskontinuität in allen unseren Produktlinien für unsere Patienten weltweit sicherzustellen. Das gilt auch für unsere Insulinproduktion am Standort Frankfurt.“
Außerdem ist uns bekannt, dass Sanofi schon im März die Diabetologen darüber informiert hat, dass Sanofi daran arbeitet, “die Versorgung mit all unseren Medikamenten … aufrechtzuerhalten. … Das gilt auch für unsere Insulinproduktion am Standort Frankfurt.”
„Für uns als Berlin-Chemie AG hat die Versorgung der Patienten unabhängig von Corona-Zeiten immer höchste Priorität. Diabetes-Patienten, die unsere Insuline Liprolog und Berlinsulin H verwenden, müssen sich deshalb auch in der aktuellen Situation keine Sorgen machen. Von beiden Insulinen sind ausreichend Sicherheitsbestände vorhanden, so dass wir davon ausgehen, dass eine Versorgung der Patienten gesichert ist.“
Dieses Statement erreichte uns über Michael Bollessen, den Produktgruppenleiter Diabetes, Gicht, Lipide bei der Berlin-Chemie AG.
Für das Unternehmen Lilly erläutert Geschäftsführerin Petra Jumpers die Lage in einer Pressemitteilung:
„[…] Als weltweit führendes Unternehmen im Gesundheitswesen haben wir uns in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Corona-Virus befasst und uns auf viele denkbare Szenarien bestmöglich vorbereitet. Neben dem Schutz unserer Mitarbeitenden liegt der Fokus darauf, die Versorgung der Patienten mit unseren Arzneimitteln sicherzustellen.
Stand heute erwarten wir weiterhin keine Lieferschwierigkeiten. Wir tun alles, um unsere Lieferkette weiter abzusichern. Auf übergeordnete Prozesse und Entscheidungen, wie zum Beispiel Grenzschließungen, haben wir natürlich keinen Einfluss. Jedoch können wir auch hier betonen, dass wir dieses Szenario bereits in unseren Planungen berücksichtigt haben und unsere Waren aktuell alle Grenzen reibungslos passieren können.”
Auch bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) haben wir nachgefragt und so von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) diese Antworten erhalten:
Ist die Versorgung mit Insulin für Menschen mit Diabetes in Deutschland grundsätzlich gesichert?
„Ja.“
Steht die ABDA in Kontakt mit den Insulinherstellern (Sanofi, Berlin Chemie, Novo Nordisk, Lilly)?
„Ja, auch über die Industrieverbände im “Jour fixe” des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte.“
Ist bekannt, was getan wird, um das Weiterarbeiten in den Produktionsstätten und die Lieferketten aufrechtzuerhalten?
„Wir gehen davon aus, dass alles in der derzeitigen Zeit Menschenmögliche dafür getan wird.“
Ist durch den pharmazeutischen Großhandel und seine Lagerhaltung gewährleistet, dass auch eine „Durststrecke“ überbrückt werden kann/könnte?
„Ja, aber es sollten sich alle Beteiligten solidarisch verhalten und außergewöhnliche Bevorratungen vermeiden.“
Zudem wurde vom Pressereferenten der ABDA eine Seite als Informationsquelle genannt, auf der es Informationen zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln gibt.
Medtronic, Hersteller auch von Verbrauchsmaterial für Insulinpumpen und CGM-Zubehör, gibt auf seiner Seite folgende Einschätzung zur Lieferung und Versorgung:
„Alle unserer Produktionsstätten und Call-Center bleiben geöffnet. Bisher hat der Coronavirus keine signifikanten Auswirkungen auf unsere Geschäftstätigkeiten. Wir verfügen über umfassende Pläne zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs und zur Sicherstellung der Versorgung unserer Patienten. Sollten Sie Verzögerungen bei Ihren Bestellungen feststellen, so hat dies nichts mit COVID-19 zu tun und wir werden alles daransetzen, etwaige Lieferengpässe schnellstmöglich zu beheben.“
Auf der Seite finden sich außerdem Informationen zur Bestellung von Produkten – hier geht es direkt zur Website.
Das Unternehmen ist Anbieter von CGM-Systemen und betreibt im Netz einen eigenen Shop, über den Sensoren und Transmitter bestellbar sind. Dexcom meldet, dass die Versorgung gesichert ist. Auf dieser Seite finden Dexcom-Kunden genaue Informationen zum Bestellmodus in Corona-Zeiten.
Das Unternehmen Abbott macht auf seiner Website keine Aussage über die Lieferung von/Versorgung mit den Sensoren für das CGM-System FreeStyle Libre. Hier gibt Abbott „Wichtige Informationen zu den Auswirkungen von COVID-19“.
Dort findet sich diese Passage:
„Unsere Mitarbeiter im Kundenservice sind weiterhin von Montag bis Freitag von 08:00 bis 18:00 Uhr* für Sie da. Aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen auch in unserem Service-Team, kann es jedoch zu längeren Wartezeiten bei der Beantwortung Ihrer Anliegen kommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“
Roche Diabetes Care meldet, dass es keine Lieferengpässe gibt:
„Zum jetzigen Zeitpunkt sind unsere Produkte und Zubehör wie gewohnt verfügbar und wir arbeiten intensiv daran, dies weiter zu gewährleisten.“
Ypsomed sieht keine Probleme, seine Kund*innen weiterhin mit mylife-Produkten zu versorgen; das Unternehmen schreibt auf seiner Website:
„Die mylife YpsoPump Insulinpumpe und das mylife Reservoir werden in der Schweiz hergestellt. Es gibt keine Probleme hinsichtlich der Fertigung der Produkte bzw. der Versorgung mit Bestandteilen des Systems, auch bei den dazu gehörigen mylife YpsoPump Infusionssets verfügen wir über einen ausreichend hohen Lagerbestand.“
„Alle übrigen mylife Produkte werden entweder ebenfalls in eigenen Produktionsstätten in der Schweiz hergestellt oder nach regulärem Produktionsplan, so dass derzeit keinerlei Probleme bei Herstellung und Lieferung zu erwarten sind. Darüber hinaus verfügen wir in unserem Zentrallager in Deutschland über einen hohen Lagerbestand, um die Versorgung unserer Patienten auf lange Sicht gewährleisten zu können.”
Interessant: Es gibt eine weitere Website, auf der in einer Tabelle tagesaktuell die Verfügbarkeit der einzelnen Produkte aufgelistet werden.
Der Hersteller des Omnipod-Systems schreibt auf seiner deutschen Website:
„Insulet rechnet derzeit nicht mit Lieferverzögerungen. Wir werden unsere Pods auch weiterhin ohne Verzögerung an diejenigen liefern, die bei der Behandlung ihres Diabetes auf unser Produkt angewiesen sind. Wir haben systematische Notfallpläne aufgestellt, unsere Bestände aufgestockt und zusätzliche Puffer entlang der Lieferkette aufgebaut, um eventuelle Lieferengpässe abzufedern.“
Auf der Seite gibt es auch Informationen darüber, wie die Insulet-Produkte sterilisiert werden.
Für alle Fach- und Versandhändler im Bereich Diabetes gilt: Werden eigene Fachgeschäfte betrieben, so sind diese weiterhin geöffnet (Systemrelevanz). Erreichbar sind die Unternehmen außerdem wie gewohnt telefonisch oder auf elektronischem Weg. Wie informiert wird, ist zum Teil recht unterschiedlich; wir haben Informationen, die uns relevant erschienen, im Folgenden für Sie zusammengestellt.
Das Unternehmen Diashop stellt seinen Kunden umfangreiche Informationen zur Verfügung, wie die Diabetesbehandlung während der Corona-Pandemie gut funktionieren kann. So geht es zum Beispiel darum, wie das Legen von Infusionssets und Sensoren auch ohne Hautdesinfektion funktionieren kann.
Die Diashop-Fachgeschäfte sind weiterhin geöffnet (Systemrelevanz), zudem können Rezepte nun auch direkt von der Praxis zu Diashop geschickt werden. Wie das geht, wird genau beschrieben, außerdem weist Diashop auf diesen wichtigen Punkt hin:
„Die Arztpraxis muss natürlich einverstanden sein, und Sie müssen eventuell schriftlich Ihr Einverständnis geben.“
Ein entsprechendes Formular kann heruntergeladen werden.
Auch die Fachgeschäfte von DiaExpert sind weiterhin geöffnet; Rezepte können direkt über den Arzt eingereicht werden. Der Versandhändler weist jeodch darauf hin, dass es aktuell…
„… zu Verzögerungen in der Auslieferung bei allen am Markt tätigen Paketdienstleistern kommen [kann]“.
Kunden, die eine Woche nach der Bestellung noch keine Ware erhalten haben, werden gebeten, sich bei DiaExpert zu melden. Weitere Informationen sind auf dieser Website abrufbar.
Das Unternehmen Diabetiker-Bedarf weist darauf hin, dass es zu Lieferverzögerungen kommen kann. Erreichbar ist Diabetiker-Bedarf weiterhin auf allen Wegen:
„Sie können uns wie gewohnt auf all unsere Bestellwegen erreichen: online, telefonisch, postalisch oder auch per Rezept-App. Natürlich sind auch unsere Filialen für Sie geöffnet, sodass Sie Ihre Ware direkt vor Ort mitnehmen können – wir haben auch in unseren Filialen ausreichende Schutzmaßnahmen für Sie und unsere Mitarbeiter getroffen.“
Hier gibt es weitere Informationen.
Der Händler Mediq Direkt weist darauf hin, dass es inzwischen möglich ist…
„… Handlungsempfehlungen seitens Regierung und auch Krankenkassen folgend, um damit Wege und Kontakte zu vermeiden […] Rezepte direkt von Ihrer Arztpraxis zu Mediq Direkt schicken zu lassen.“
Das Verfahren wird genau beschrieben. Die Mediq Direkt-Fachgeschäfte sind weiterhin geöffnet. Weitere Informationen gibt es hier.
von Nicole Finkenauer
Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
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