Mein YpsoPump-Test

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Mein YpsoPump-Test

Dieses Jahr im Dezember wird meine kleine Accu-Chek Insight vier Jahre alt. Wer mich kennt und/oder meine Beiträge gelesen hat, weiß, dass ich mich bis vor vier Jahren mit Händen und Füßen gegen eine Insulinpumpe gewehrt habe. Ich bin froh, der Insulinpumpentherapie eine erneute Chance gegeben zu haben, stehe aber wie damals auch vor dieser einen Frage:

Welche Pumpe möchte ich die nächsten vier Jahre tragen?

Nachdem ich bereits letzen Sommer den Omnipod und im Herbst die MiniMed 670G für einige Zeit probetragen durfte, kam nun im Winter die nächste Testgelegenheit: die mylife YpsoPump. Auf dem T1Day im Januar kam ich mit dem Team von Ypsomed in Kontakt. Die YpsoPump konnte ich mir dort ansehen, fand sie interessant und mir wurde ein kostenfreies, unverbindliches Probetragen angeboten. Super coole Sache, liebes Ypsomed-Team!

Los geht’s!

Keine zwei Wochen nach dem T1Day war es dann so weit: Karin von Ypsomed gab mir eine persönliche Einweisung in die YpsoPump und brachte mir YpsoPump, Kochsalzlösung und Reservoire sowie Katheter vorbei. Nebenbei teilte sie noch viele ihrer eigenen Erfahrungen mit mir und wir hatten einen spannenden Austausch über Diabetes – Karin hat nämlich auch Diabetes. 🙂
Der Knackpunkt: Offiziell darf ich die YpsoPump nur mit Kochsalzlösung tragen, da meine Diabetologin die Pumpe ja nicht rezeptiert hat. Versicherungsbedingung. 
Mein Glück: Die Accu-Chek Insight verwendet die vorgefüllten Pumpcarts. Die YpsoPump auch. Pssst. Natürlich habe ich keine Kochsalzlösung verwendet – das habe ich jedoch entgegen Karins Anweisung gemacht, nachdem sie mich mit der Pumpe allein gelassen hatte. Auf eigene Verantwortung. Ohne ärztliche Absprache. 

Quelle: Sara Brandt

Vorab kurz eine Zusammenfassung meiner Erwartungen an eine Insulinpumpe:

  • so klein wie möglich
  • einfache Bedienung
  • KEINE NERVIGEN PIEPSLAUTE !!!11elf
  • eine einfache Quickbolus-Funktion (ja, vermutlich bin ich der einzige Mensch, der diese Funktion bei Pumpen verwendet…)
  • verträgliche Katheter und dazugehörige Pflaster

und für eine neue Pumpe:

Gar nicht so schwer, diese zu erfüllen, oder? Naja, gut. Omnipod und MiniMed 670G sind trotzdem auf ihre ganz eigenen Weisen gescheitert. Und die YpsoPump?

Die YpsoPump

Wie man erkennen kann: Sie ist kleiner als die Accu-Chek Insight. Pluspunkt, denn das hat bisher keine Pumpe geschafft. Ebenso ist sie leichter, sieht toll aus und liegt gut in der Hand. Das Touchdisplay ist groß und reagiert gut, allerdings war es mir (besonders nachts) zu hell. Nervige Piepslaute gab es keinen einzigen und auch die Vibration war so schwach, dass man Alarme in unpassenden Momenten entsprechend gut aussitzen konnte.

Die Menüführung ist extrem leicht verständlich. Genau da war für mich jedoch auch bereits ein Manko: Mir haben einige Funktionen im Menü gefehlt. So zum Beispiel eine einfache Tagesübersicht des Insulinverbrauchs – diese wird nämlich immer nur um 24 Uhr in der Ereignisübersicht angezeigt. Dafür bietet die App, welche ich auf dem Handy verwenden kann, wahnsinnig viele Analysefunktionen.

Aktueller Stand der App ist, dass man die Pumpe damit nur auslesen, nicht bedienen kann. Auch gibt es keine Verbindung zu einem CGM-System, sodass etwa ein Bolusvorschlag errechnet werden könnte. Schade – soll aber laut Aussagen auf dem T1Day bald kommen. Da ich aber eh der Meinung bin, dass die besten Bolusvorschläge noch meinem Gehirn entstammen und mir eine Analyse durch Dexcom Clarity ausreicht, habe ich die App ehrlicherweise sehr schnell wieder von meinem Handy gelöscht. Hierzu kann ich also nicht viel erzählen.

Katheter, Bolus und der Alltag

Weiter geht es mit den Kathetern: Wer diese bereits in der Hand hatte, wird vielleicht wissen, wovon ich spreche. Zuerst war ich sehr skeptisch, ständig auf meinen Katheter zu drücken, um die Pumpe wieder anzukoppeln. Ich fand allerdings schnell einen Weg, die etwas weniger bequemen Katheter „abzufedern“, sodass es kein unangenehmes Drücken unter der Haut gab. Optisch fand ich die Katheter sehr gut, da sie ein hautfarbenes, rundes Pflaster haben. Daran, dass der Schlauch sich 360° drehen kann, musste ich mich erst gewöhnen. Einige Katheter riss ich raus, da sie sich unpassend gedreht hatten und an meiner Kleidung hängen blieben. An anderer Stelle war ich jedoch auch sehr froh drüber, da es mir flexiblere Tragemöglichkeiten für die Pumpe bot.

Bemerkenswert: Ich habe in der gesamten Zeit fast ausschließlich Stahlkatheter getragen, da diese unfassbar bequem waren, und ich traute mich sogar an eine Stelle, die ich seit Jahren aufgrund hoher Empfindlichkeit sogar mit Pens mied: mein Oberarm.

Quelle: Sara Brandt

Alle Katheter werden mit einer Setzhilfe gesetzt, die bei mir sehr gut funktioniert hat und im Koffer nicht viel Platz wegnehmen würde. Die Verpackung der Katheter hingehen nimmt sehr viel Platz weg und ist meiner Meinung nach sehr groß.

Die Bolusgeschwindigkeit ist für mich ebenfalls nicht unwichtig. Bei der MiniMed 670G habe ich diese auf „schnell“ umgestellt und dennoch war sie langsamer als das, was ich von meiner Accu-Chek Insight gewohnt war. Bei der YpsoPump kann man die Geschwindigkeit nicht verstellen, jedoch war sie genauso schnell wie die Insight – I like! Auch die Bolusfunktionen bieten für jedes Essen die passende Auswahl: verzögerter Bolus, normaler Bolus oder ein Split-Bolus – alles möglich und wirklich sehr schnell und einfach! Einziges Manko an dieser Stelle: Der Quick-Bolus war mir wirklich nicht schnell genug und hat häufig nicht blind funktioniert – nachdem ich einige Male gescheitert war, habe ich diesen also aus Frust nicht mehr verwendet.

Batterie und Reservoir

Die Batterie hat sehr lange gehalten: Es kommt eine AAA-Alkalie-Batterie in die YpsoPump und hat bei mir über 5 Wochen gehalten. Aufgrund regelmäßiger temporärer Basalraten und verlängerter Boli bin ich von der Accu-Chek Insight trotz Lithiumbatterie eine kürzere Batterielaufzeit (ca. 4 Wochen) gewöhnt. Wenn es den ersten Alarm gibt, hat man noch ca. 2 Wochen Zeit, bis sie wirklich(!) leer ist. Anders verhält es sich beim Reservoir. An dieser Stelle sei erneut erwähnt, dass ich eigenmächtig entgegen Karins Anweisung statt Kochsalzlösung Insulin in der Pumpe trug. Auf die vorgefüllten Pumpcarts lasse ich nichts kommen – man kann sich bei entsprechendem Alarm eine Pumpcart aus der Packung nehmen und irgendwann unterwegs schnell neu gegen alt wechseln. Funktioniert auch bei der Arbeit, bei Telefonkonferenzen oder beim Spazierengehen – Voraussetzung: Man hat auch eine neue Pumpcart dabei, weil der Alarm rechtzeitig kam. Kommt er bei der YpsoPump leider nicht. Die meldet sich, wenn noch 12 Stunden Basalrate abgedeckt werden können – bei mir also so bei 7 I.E.. Ich bin also alle paar Tage für eine Tageshälfte auf Mahlzeitenboli per Pen umgestiegen, da ich natürlich morgens keine neue Pumpcart eingepackt hatte.

Mein Fazit zur YpsoPump

Die YpsoPump ist eine super Pumpe für alle, die eine kleine Pumpe mit handlichem Design und einfacher Bedienung mögen. Wem die Auswertung per App liegt (mir nicht…), der kann sich da auf jeden Fall ausprobieren, wenn er (derzeit) bereit ist, die Blutzuckerwerte selbst einzugeben. Ich kann mir die Pumpe bei Kindern sehr gut vorstellen.

Für mich bietet sie im Vergleich zur Accu-Chek Insight aber keinen wirklichen Mehrwert, der eine Festlegung für die nächsten vier Jahre rechtfertigt. Besonders liegt das für mich allerdings daran, dass es keine Planung zur Integration eines CGMs in die Pumpe gibt, sondern diese Integration lediglich zur Analyse in der App geplant ist. 


Mehr zu Saras bisheriger „Insulinpumpen-Karriere“ könnt ihr hier lesen:

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