„Miss mal lieber!“ – Blutzucker­messung in Zeiten von rtCGM

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„Miss mal lieber!“ – Blutzucker­messung in Zeiten von rtCGM

In der Blickwinkel-Kolumne erklärt Katharina Weirauch, wieso sie sich besser fühlt, wenn sie den von ihrem rtCGM gemessenen Wert ab und zu durch die konventionelle Blutzuckermessung bestätigen kann.

Die Typ-1-Diabetes-Diagnose geht mit zwei essenziellen Veränderungen im Leben einher: dem von nun an unumgänglichen Injizieren des Insulins und dem Testen des eigenen Blutzuckerwertes. Ein Piks mit der Lanzette in die saubere Fingerbeere (oder das Ohrläppchen), ein Tropfen Blut, der in den ins passende Blutzuckermessgerät gesteckten Teststreifen kommt – und kurze Zeit später erscheint auf dem Display der aktuelle Wert.

Auch wenn sich die technischen Details, die Handhabung und das Erscheinungsbild dieser Geräte über die Jahre immer weiterentwickelt haben: Das (blutige) Prinzip bleibt das gleiche.

Erst 8 Jahre konventionelle Messung, dann der Umstieg auf rtCGM

Ich verbrachte fast 8 Jahre nach meiner Diagnose ausschließlich mit dem konventionellen Messen meines Blutzuckers – für viele andere Betroffene wirkt das vielleicht wie ein Wimpernschlag, für mich fühlte es sich an wie Dekaden. Trotz (zumindest zu Beginn) regelmäßigen Wechsels der Lanzette und des Stechens seitlich in die Fingerbeeren von Mittel- bis zum kleinen Finger: Irgendwann tat es einfach weh und kostete immer mehr Überwindung.

Aber was war die Alternative? Meinen Blutzuckerwert nicht zu kennen, bevor ich morgens aufstand, tagsüber etwas aß oder das Haus verließ und am Abend wieder zu Bett ging, kam für mich nicht in Frage. Dafür hatte ich viel zu große Angst vor Entgleisungen.

Die Kostenübernahme einiger Krankenkassen für das iscCGM-System und der Zeitpunkt, an dem die Aufnahme der Unterhautfettgewebe-Glukosemesssysteme (rtCGM) in den Hilfsmittelkatalog erfolgte, war für mich zunächst der langersehnte Abschied vom ständigen Fingerpiksen. Der Einzug von Trendpfeilen für den Gewebezuckerverlauf brachte viele Vorteile in meine Diabetestherapie. Durch die Hypo- und Hyperglykämiewarnungen bei einem anderen CGM-Modell eröffnete sich mir tatsächlich ein ganz neuer Alltag.

Die Genauigkeit der dabei gemessenen Werte war in der ersten Zeit nicht so wichtig für mich – irgendwie sollte das schon passen. Auch die konventionellen Blutzuckermessgeräte kommen ja nun einmal mit einer gewissen Standardabweichung daher.

Das Equipment für die konventionelle Messung bleibt immer griffbereit

Dann folgte aber eine Phase, in der mein HbA1c bei jeder Kontrolle deutlich höher ausfiel, als von meinem Messgerät vorhergesagt (denn ich hatte ja nicht nur einen dokumentierten Verlauf meiner Gewebezuckerwerte vorliegen, sondern auch ein geschätztes HbA1c meines iscCGMs). Zu der Zeit begann ich wieder mit der regelmäßigen blutigen Gegenmessung.

Über die Differenzen war ich teilweise entsetzt – Standardabweichungen auf beiden Seiten hin oder her. Mir wurde wieder bewusster, wie verlässlich ich den „blutigen Wert“ immer fand. Auch heute fühle ich mich besser, wenn ich den von meinem rtCGM gemessenen Wert ab und zu durch die konventionelle Testung bestätigen kann.

Aus meinem Blickwinkel gehört der sichere Umgang mit der konventionellen Blutzuckermessung zur Grundausbildung eines jeden Menschen mit Diabetes. Das entsprechende Equipment sollte für den Fall der Fälle immer griffbereit sein – das war vor Jahren so und wird auch erst einmal so bleiben.

Ob es in der Zukunft ein Kontrollsystem geben wird, in das ich genauso viel Vertrauen habe, bleibt abzuwarten. Die Entwicklungen der Gewebezucker-Messsysteme bringen stetig Verbesserungen in der Genauigkeit. Vielleicht wird die Forschung ganz andere Testmöglichkeiten auf den Weg bringen – wie einst die Idee der glukosemessenden Kontaktlinse.


von Katharina Weirauch
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (8) Seite 40

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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