- Technik
Mit Tönen den Blutzucker messen
4 Minuten
Was hat es für Folgen auf das Leben, wenn eine diabetische Retinopathie oder Makulopathie beginnt, das Sehvermögen einzuschränken?
Die Hauptprobleme sind, wenn ich das richtig verstanden habe, die Unsicherheit, was noch geht, und die Angst davor, in die Unselbständigkeit zu rutschen?
Als Sie blind waren, konnten Sie neu anfangen. Was meinen Sie damit?
Warum ist bei Blindheit das Bedienen von Blutzuckermessgeräten so schwierig?
Was ist in diesem Fall ein guter Teststreifen?
Gibt es noch viele Geräte, die das nicht erkennen?
Die neue ISO-Norm ist vorteilhaft, da vorgeschrieben wird, dass der Teststreifen eine Volumenkontrolle haben muss und dass es sonst kein Ergebnis geben darf. In dieser ISO-Norm steht, dass Blinde und Sehbehinderte das Ergebnis lesen können müssen, denn im Kapitel 4.4 steht "Lesbarkeit der gemessenen Werte". Laut UN-Behindertenrechtskonvention bedeutet "Lesbarkeit", eigenständig jederzeit an vorliegende Informationen zu kommen.
Wie kann man "Lesbarkeit" hier umsetzen?
Wie funktioniert dieser Modus?
Was ist besser: Das Ansagen des Werts oder nur Töne?
Wenn die Sehbehinderung anfängt, stürzt für einen eine Welt zusammen. Zu dem Zeitpunkt kann man in Innenräumen das Display noch ablesen. Aber draußen ist die Lichtblendung so, dass man es nicht mehr kann. Man möchte sich nicht offenbaren als "wohl nicht aufgepasst" und testet dann lieber gar nicht – obwohl man weiß, wie wichtig gerade jetzt eine stabile Stoffwechsellage ist. Hier bietet der zuschaltbare Akustikmodus Diskretion. Deshalb muss in jedem Gerät als Mindeststandard der Akustikmodus integriert sein.
Geht das nicht auch mit Kopfhörer?
Gibt es schon Geräte mit Akustikmodus?
Wie finden Sie die richtige Stelle am Teststreifen zum Blutauftrag?
Jetzt haben wir uns intensiv mit dem Blutzuckermessen befasst. Zum Diabetes gehört ja auch die Insulindosierung. Wo liegen denn bei Insulinpens die Bedienprobleme, wenn man nichts mehr sieht?
Also gibt es keinen Insulinpen mehr, bei dem zum Beispiel das Dosisaufziehen nicht durch ein Klacken erkennbar ist?
Der Luxus, dass ich sehen kann, wann ich was zuletzt gespritzt habe, funktioniert nicht. Da müsste man eine Sprache einbauen und das ist für einen Pen ein übertriebener Aufwand. Aber eine Übertragung der Daten per Bluetooth auf ein Smartphone, direkt ins Tagebuch, das ist eine technisch umsetzbare Möglichkeit. Aber bis das nutzbar ist, muss ich so diszipliniert sein und direkt mit dem Spritzen eine händische Eintragung in mein Tagebuch vornehmen.
Und wie sieht es aus bei den Insulinpumpen?
Dadurch kann ich die ausgeklügelten Therapiemöglichkeiten, die das Combo-System bietet, nicht nutzen. Ich bekomme nicht den Blutzuckerwert mitgeteilt und kann nicht den Bolusrechner der Accu-Chek Combo verwenden, weil ich den mit dem Accu-Chek Compact Plus ermittelten Blutzuckerwert nicht per Hand eingeben kann. Ich kann mit der Spirit Combo nur eine Pumpentherapie wie vor 30 Jahren durchführen.
Wir haben 2005 durch den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband zu einem Workshop alle Insulinpumpenunternehmen eingeladen. Dort hatten wir an den damaligen Pumpenmodellen vorgeführt, wo die Vorzüge und Nachteile bei der Blindbedienbarkeit liegen. Daraufhin hatte Roche bei der Accu-Chek Spirit Combo ohne großes Aufheben Verfeinerungen an der Menüstruktur und den Signaltönen vorgenommen, die einem Sehenden nicht auffallen.
Medtronic, Animas und Dana scheiden im Moment komplett wegen des fehlenden Tastenechos aus, die MyLife Omnipod bisher aus dem gleichen Grund. Das Menü der Omnipod ist eigentlich gut strukturiert: Wenn es nicht weiter nach oben geht, bin ich am Anfang, wenn es nicht weiter nach unten geht, bin ich am Ende, da kann man zählen – aber für mich gibt es kein Tastenecho.
Ich bete, dass meine Insulinpumpe Cozmo, die nicht mehr verfügbar ist, noch ein bisschen hält, denn die ermöglicht mir ganz viel, was die anderen nicht können. Die Cozmo hat Orientierungstöne, hier muss ich allerdings die Menüstruktur im Kopf haben – so wie ein Taxifahrer die Straßen seiner Stadt auswendig kennt –, um die Pumpe bedienen zu können. Allerdings benutzen die heutigen Taxifahrer meine Hilfsmittel, das sprechende Navi, um ans Ziel zu kommen.
Natürlich brauche ich für das Bedienen der Pumpe im Akustikmodus eine hohe Konzentration. Eine barrierefreie Programmstruktur ist folgendermaßen aufgebaut: In einem Menü ist die Orientierung am übersichtlichsten, wenn die Struktur einer Leiter verwandt wird. "Leiter-Menü" bedeutet eine feste Reihenfolge mit Anfang und Ende. Zum Beispiel: ein Menü mit sieben Auswahlmöglichkeiten (Stufen). Wird es aufgerufen, startet man immer auf dem ersten Menüpunkt, z. B. "Bolus". Mit sechsmaligem Betätigen der Runter-Taste gelangt man auf den letzten Menüpunkt, z. B. "Status". Mit Tastenecho hört man sechs Töne. Dort angekommen, würde jetzt ab dem siebten Tastendruck kein Tastenecho mehr erfolgen und die Orientierung wäre perfekt. Man würde genau erkennen, wo man ist.
Das Schema des Kreisverkehrs wird sehr häufig angewandt, z. B. bei der Programmierung der Basalrate. Der Kreisverkehr muss immer einen gleichbleibenden Startpunkt (Nullpunkt) haben. Ein Orientierungston muss beim Kreisverkehr den wieder erreichten Startpunkt (Nullpunkt) eindeutig signalisieren. Ich kann da relativ sicher alles machen.
Bei meiner Cozmo gibt es ein paar Programmierungen, die ich lieber über den PC mache. So kann ich auch alle von mir gemachten Aktionen nachvollziehen. Und wenn ich unterwegs bin, kann ich einen Sehenden fragen, auch wenn der keine Ahnung von der Insulinpumpe hat, denn es steht ja in Worten auf dem Pumpendisplay, was los ist. Rein bildliche Darstellungen erhöhen nicht die Verständlichkeit, sondern verdeutlichen die sprachliche Unfähigkeit des Zeichners.
Was ich bei der Accu-Chek Spirit nicht kann: Wenn ich wegen Alarm eine Unterbrechung der Bolusabgabe habe, kann ich nicht feststellen, was mir noch an Insulin fehlt. Das steht zwar im Bolusspeicher, aber da komme ich nicht dran; und sie gibt mir nach Beheben des Alarms nicht freiwillig das noch fehlende Insulin. Meine Cozmo meckert auch; ich sehe es natürlich auch nicht, aber sie gibt mir hinterher das restliche Insulin.
Das Schönste bei einer Pumpe wäre eine Sprachausgabe, aber bei den meisten fehlen selbst Minimalanforderungen.
Das Wort Tagebuch fiel schon mehrmals. Führen Sie eins?
Der Trend geht ja zu Apps und Smartphone. Wenn der Programmierer die vorgegebenen Standards einhält und nicht wild drauflos hantiert, sind diese Apps für Blinde barrierefrei.
Ich habe zum Blutzuckermessen das Diamond Mini, das über Bluetooth läuft, einige Tage getestet. Mit den Teststreifen habe ich bis jetzt keine Fehlmessung gehabt. Und um mein Messergebnis zu erfahren, muss ich erst den Streifen herausnehmen, aber dann wird der Wert sofort über Bluetooth an mein Smartphone und auch direkt in SiDiary gegeben. Der ist dann für mich lesbar – im Gegensatz zu den Geräten von Sanofi, wo der Wert nur als Bild kommt.
Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, damit sich mehr ändert für Diabetiker mit Augenproblemen in Bezug auf die Hilfsmittel?
Auch Sprache kostet wenig, aber wenn ich Sprache in einer Pumpe habe, brauche ich auch einen guten Lautsprecher; dann haben wir keine Wasserdichtigkeit. Man könnte die Sprache aber in die Fernbedienungen integrieren. Diese sind schließlich "Mini-PCs" so wie Navis und Smartphones – und die können sprechen. Es ist keine Frage der Technik und des Geldes, sondern nur noch eine Frage des Darandenkens.
An wen können sich sehbehinderte und blinde Diabetiker wenden, wenn sie Unterstützung bei den Hilfsmitteln suchen?
Frau Droßel, vielen Dank für das informative Gespräch.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig