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Im modernen Diabetesmanagement fallen immer mehr therapierelevante Daten an. Für sich alleinstehend bringen diese jedoch nicht viel – erst die intelligente Auswertung und der Austausch dieser Daten zwischen den verschiedenen Therapie-Tools schaffen einen Mehrwert für Menschen mit Diabetes.
Was habe ich gegessen und wie viel? Wie viel Sport oder körperliche Aktivität habe ich gemacht? Wie hoch war die letzte verabreichte Insulindosis? Und wie wirkt sich all dies auf den Glukosespiegel aus? Wer Diabetes hat, der muss sich tagtäglich mit therapierelevanten Informationen und Daten beschäftigen.
Durchschnittlich 50 Mal am Tag (insgesamt etwa eine Stunde täglich) müssen sich Diabetespatienten entscheiden, wie sie ihre Therapie an ihren Alltag anpassen – meist auf sich allein gestellt. Dies ist sowohl zeit- als auch energieaufwendig, erfordert ein striktes Selbstmanagement und kann so auf Dauer auch zu einer großen Belastung für die Betroffenen werden.
Auf einer Presseveranstaltung des Unternehmens Roche Diabetes Care, die im Rahmen der 12. ATTD-Jahrestagung (weltweit größter Kongress für Diabetestechnologie) Ende Februar in Berlin stattfand, wurde daher thematisiert, wie moderne digitale Lösungen und Technologien Menschen mit Diabetes dabei helfen können, ihren Therapiealltag in Zukunft zu meistern.
Für Lars Boehm (Zürich), der beim IT-Giganten IBM den Bereich Healthcare and Life Sciences Consulting in der Schweiz leitet und sich vor allem auf die Themen künstliche Intelligenz und digitale Therapeutika spezialisiert hat, sind die Erfassung und Analyse von Gesundheitsdaten und das stetig anwachsende kollektive Wissen Chance und Herausforderung zugleich:
Anhand der Informationsfülle eröffneten sich zwar ganz neue Optionen in Diagnostik und Therapie, gleichzeitig werde es aufgrund der Datenmengen in astronomischen Größen jedoch auch immer schwieriger, den Durchblick zu behalten. Umso wichtiger seien daher die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz, um diese Daten zu ordnen und gezielt auszuwerten, damit diese auch zum Wohl der Patienten eingesetzt werden können.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat Anfang des Jahres entschieden, dass das „Eversense XL“-CGM-System allen Anforderungen an ein Real-Time-CGM-System (rtCGM) gerecht wird. Die Insertion des Sensors unter die Haut, wo er bis zu 6 Monate lang getragen werden kann, stelle eine Weiterentwicklung der kontinuierlichen Glukosemessung, jedoch keine neue Untersuchungs- oder Behandlungsmethode dar. Somit erfüllt „Eversense XL“ die Voraussetzungen für eine Erstattung durch die deutschen Krankenkassen.
„Der Zugang zu großen Mengen an Real-World-Daten sowie der Einsatz intelligenter Algorithmen und vorausschauender Analytik bieten ein enormes Potenzial, um therapeutische und verhaltensbedingte Effekte beim täglichen Diabetesmanagement besser zu verstehen und eine solide Grundlage für fundierte Therapieentscheidungen zu schaffen“, führte Boehm in seinem Vortrag aus.
Für Marcel Gmuender, Global Head Roche Diabetes Care, ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Zukunft der Diabetestherapie die Vernetzung der verschiedenen eingesetzten Systeme und Tools. Denn integrative Diabetesmanagement-Lösungen können Glukosemessgeräte, Insulinabgabesysteme und digitale Gesundheitslösungen untereinander verbinden, um so einen möglichst nahtlosen und ganzheitlichen Therapieansatz zu erreichen.
„Wir treiben die Erweiterung unseres offenen Diabetesmanagement-Ökosystems konsequent voran und beziehen dabei alle am Therapieprozess beteiligten Akteure mit ein“, so Gmuender. Die fortschreitende Vernetzung, wie Roche sie nun aktuell mit der Integration der Daten seines Eversense-XL-CGM-Systems in die mySugr-Diabetesmanagement-Software ermöglicht hat, schaffe hochrelevante Erkenntnisse und eine sinnvolle Therapieunterstützung für Menschen mit Diabetes und deren Behandler, zeigte sich Gmuender überzeugt.
So sei man zudem in der Lage, personalisierte Therapieoptionen zielgerichteter anzubieten, welche nicht nur der Lebensqualität der Patienten zugutekämen, sondern auch das Gesundheitssystem insgesamt entlasteten.
Auch Prof. Dr. Oliver Schnell (Ludwig-Maximilians-Universität München) unterstrich den Mehrwert, den die Verfügbarkeit von klinischen Daten zur richtigen Zeit am richtigen Ort ermöglicht. So könne man unerwünschte Verlaufsmuster in den Glukosedaten oder Probleme im Therapieschema rasch erkennen und frühzeitig gegensteuern, um das Risiko für Langzeitkomplikationen zu senken.
Dazu müssen die Daten jedoch auch strukturiert analysiert werden, damit man deren volles Potenzial ausschöpfen könne, hob Schnell hervor. Ein hierfür wirkungsvoller Ansatz ist für ihn das Konzept des integrierten personalisierten Diabetes-Managements (iPDM), das im Rahmen des Studienprogramms PDM Pro-Value evaluiert wurde:
„Aus den Ergebnissen der PDM Pro-Value-Studie lässt sich eindeutig ableiten, dass dieser integrierte und strukturierte Therapieansatz nicht nur den HbA1c-Spiegel um 0,5 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe deutlich senken konnte, sondern auch psychologische Parameter wie Therapiezufriedenheit und Arzt-Patienten-Interaktion verbessert wurden.“
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (4) Seite 14-16
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