2831 Meter weit führt die Brücke über den Strelasund, die ein halbes Dutzend Familien aus Richtung Hamburg, Berlin oder Brandenburg am zweiten September-Wochenende überquerten, um am DDB-Familienwochenende im Seebad Prora teilzunehmen.
Auf Rügen angekommen, schalteten wir auf Erholung: Die großzügige Jugendherberge bot reichlich Raum für sportliche Betätigung und gemütliches Zusammensein. Auch der Strand lud an dem sonnigen Spätsommer-Samstag ein zum Verweilen, Spielen und Planschen.
Kraft sammeln am Strand
Erholung war ein wichtiges Stichwort. Denn: „Bei aller technischen Unterstützung bleibt es ein 24/7-Job, einen Diabetes zu managen“, weiß Juliane Gericke. „Wie findet man davon Erholung im Alltag?“ Tipps dazu gab die DDB-Jugendreferentin zum Auftakt. Manchmal kann es schon helfen, einen Moment innezuhalten und die Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Solche Momente können neue Kraft spenden.
„Schuhe aus!“, hieß deshalb ein Tipp für alle vom Dauergedanken-Karussell erschöpften Eltern. Und wo, wenn nicht am Rügener Sandstrand, ließ sich das gut ausprobieren! Und manchmal ist eben ein „heute nicht!“-Tag, gerade ein Diabetes kann ein unberechenbarer Zeitgenosse sein. Auch das kann man lernen, zu akzeptieren, riet Juliane Gericke.
Jeder lernt von den anderen
Natürlich hatten wir mehr im Sinn als Erholung. Angeleitet von Jana, Anneka und Kathrin, die als Betreuerinnen dabei waren, sprachen die Eltern zum Beispiel darüber, wie sie die Brotdosen und Hypoboxen ihrer Kinder bestücken. Schon flogen die Ideen: „Wie macht ihr das mit Eiern?“, „Milchbrötchen …?!“ und „Muss ich wirklich früher aufstehen, um den Abstand zwischen den Mahlzeiten einzuhalten?“ Sitzen betroffene Familien zusammen, finden sich für vieles Antworten, Lösungen oder Workarounds.
Andere Themen schwingen stets mit. Wie ist die Frage nach Schulbegleitung gelöst? Wie viel Verantwortung kann und soll das Kind tragen? Oder wie viel kann ich dem AID-System überlassen? Neben technischen Kniffen kamen natürlich auch medizinische Fragen zur Sprache. Manche Eltern fühlen sich verunsichert, weil Ärzte die angestrebte Zeit im Zielbereich sehr eng auslegen. Viele Kinder beklagen sich unter der Insulintherapie regelmäßig über Bauchschmerzen …
Kinder unter sich
Jaqueline war mit ihrer Tochter Liesbeth angereist und froh über die Möglichkeit, ihre Sorgen und Gedanken mit anderen zu teilen. „Zu Hause kennen wir niemanden“, erzählt die Mutter. Liesbeth bekam erst im Januar die Diagnose Typ-1-Diabetes. „In der Klinik waren wir die einzigen mit Diabetes.“ Auch die Kinder waren froh über die Gemeinschaft untereinander und schlossen schnell Freundschaften. Manche fingen bald an, sich über ihre Werte und Lieblings-Notfall-Snacks zu unterhalten – oder auch gemeinsam das Piepen der Insulinpumpe oder die elterliche Mahnung einfach mal zu ignorieren.
Im nächsten Jahr wieder
Für Eltern und Kinder ist unser jährliches Familienwochenende immer wieder Quelle für neue Kraft, Freundschaft und jede Menge Neuigkeiten. Gut, dass der Termin fürs nächste Jahr schon feststeht: Vom 4. bis 6. September 2026 heißt es wieder, zusammen zu entspannen. Wo? Das verraten wir rechtzeitig!
von Juliane Gericke, DDB-Jugendreferentin
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 74 (11) Seite 60-61



