Der Diabetes-Blog: Dieter (70) aus Schleswig-Holstein – eine Geschichte, die für immer bleibt!

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Der Diabetes-Blog: Dieter (70) aus Schleswig-Holstein – eine Geschichte, die für immer bleibt! | Foto: Peopleimages - gettyimages
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Der Diabetes-Blog: Dieter (70) aus Schleswig-Holstein – eine Geschichte, die für immer bleibt!

Ein Minigolfturnier 1972 in Berlin endete für den damals frisch diagnostizierten Dieter mit einem dramatischen Krankenhausaufenthalt.

Es muss 1972 gewesen sein, sieben Jahre nach der Diagnose Diabetes Typ 1. Ich war knapp 18 Jahre alt und hatte eine Therapie mit Kurz- und Langzeit-Insulin, heißt: morgens und abends eine Dosis Langzeitinsulin und zum Essen jeweils die benötigte Menge Kurzzeitinsulin. Mein damaliges Leben war durch die von der Therapie vorgeschriebene Regelmäßigkeit geprägt.

Ich war ein sehr umtriebiger Jugendlicher und spielte unter anderem Minigolf beim Hamburger Minigolf Club gleich bei mir um die Ecke in Hamburg-Rahlstedt. In diesem Sommer 1972 fuhren wir am Freitag mit mehreren nach Berlin zu einem Marathon-Turnier an einem Samstag. Wir übernachteten, meine ich, in einer Art Jugendherberge in Berlin-Wedding, immer mit mehreren Personen in einem Zimmer.

Wie das so ist bei jungen Menschen, wurde nach Ankunft in Berlin am Freitagabend erstmal ein Glas – oder auch mehr – alkoholisches Getränk zu sich genommen. Wir aßen auch zu einem Zeitpunkt, der gegenüber meiner Therapievorgabe viel später war. In der ganzen Vorfreude auf das Turnier vergaß ich, mein Langzeitinsulin zum vorgeschriebenen Zeitpunkt (ich meine, immer um 18 Uhr) zu spritzen. Dies fiel mir dann um Mitternacht, als wir zu Bett gingen, ein und ich holte es nach.

Wirkung des Insulins war anders

Aufgrund des Alkohols hatte ich einen sehr tiefen Schlaf und bekam nicht mit, dass die Wirkungen des Langzeitinsulins sowie auch des zum späten Essen gespritzten Kurzzeitinsulins, die nun zu einem anderen Zeitpunkt eintraten, zu einer schweren Unterzuckerung führten. Morgens, ich vermute so gegen 9 Uhr (eigentlich musste ich um 8 Uhr spritzen und essen), wurden meine Mitschläfer langsam wach, machten Lärm, schnatterten über das gestern Erlebte und wunderten sich nach einer Weile, dass ich mich gar nicht rührte.

Ich lag wach im Bett, meine Decke war auf Höhe der Hüfte und immer, wenn ich versuchte, diese bis zum Hals hochzuziehen, konnte ich meine Arme nicht stoppen und die Decke flog über meinen Kopf hinweg. Nach unten war es genauso. Auch konnte ich nicht sprechen, bekam aber alles mit, was um mich rum passierte. Als meine Freunde dies mitbekamen – sie wussten alle, dass ich Diabetiker war –, riefen sie den Notarzt, der mich dann mit dem Krankenwagen in ein Krankenhaus in Berlin-Wedding bringen ließ.

Achte mehr auf dich!

Meines Erachtens war es ein israelitisches Krankenhaus, auf jeden Fall war dort ein junger Arzt aus Israel zum Praktikum (Facharztausbildung, irgendwie sowas), der, nachdem die grundsätzliche Diagnose erledigt war, nun Folgendes machte, was ich mein Leben lang nicht vergessen werde: Ich sagte ja schon, ich bekam alles mit, und in dem Zustand hatte ich das Gefühl, dass meine Sinne, mein Gehirn, besonders aufnahmefähig und -willig waren.

Der junge Doktor hielt die Glukagon-Spritze in der Hand, stellte sich vor mich und hielt auf Jiddisch fünf Minuten lang eine Ansprache an mich, deren Inhalt ich nicht mehr genau weiß, aber deren Sinn ich nie vergessen habe: Achte mehr auf dich und deine Krankheit, hab Spaß am Leben, aber versau es dir nicht, indem du deinen Diabetes vergisst!

Dies habe ich danach tatsächlich beinahe durchgehend eingehalten. Auf jeden Fall wurde ich in über 50 Jahren Diabetes nie wieder vom Krankenwagen wegen Diabetes abgeholt.

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