Ob überraschend als Notfall oder mit Ankündigung zur geplanten Operation – Aufenthalte im Krankenhaus können für Menschen mit Diabetes zu einem wahren Hürdenlauf werden. Wir haben Sie und Euch nach Ihren und Euren Erfahrungen gefragt, um aufzuzeigen, wo die Probleme liegen.
In vielen Krankenhäusern sei das Personal nicht darauf eingestellt, sie zu betreuen, berichten uns Menschen mit Diabetes. Ein Typ-2-Diabetes bleibt nicht selten gänzlich unerkannt und wird nicht berücksichtigt, was fatale Folgen nach sich ziehen und die Betroffenen längerfristig belasten kann.
Für geplante Aufenthalte müssten Patientinnen und Patienten häufig ihr eigenes Versorgungsmaterial und Medikamente mitbringen. Auch seien Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal nicht immer versiert in der Versorgung, beispielsweise im Umgang mit der Insulinpumpe. Und zu den nötigen Anpassungen in der Dosierung im Verlauf einer Krankheit oder bei Operationen unter Vollnarkose könnten sie oft nicht beraten. Da müsse man „regelrecht darum kämpfen, dass einem nicht mal eben schnell die Pumpe abgenommen wird“, schrieb uns eine Frau mit Typ-1-Diabetes über ihre Erfahrungen im Krankenhaus.
Tagtäglich werden Personen mit Diabetes in Krankenhäuser aufgenommen
„Toll, dass Sie einen Sensor tragen, dann haben wir ja Kontrolle über den Blutzucker“, sagte zwar der behandelnde Anästhesist im Vorgespräch zu einer Patientin mit Diabetes. „Nach der OP war ich dann allerdings auf mich gestellt und musste schauen, wie ich die astronomisch hohen Werte in den Griff bekomme“, berichtet sie weiter. Ähnlich erging es anderen. „Als ich eine Hypo hatte, konnte man mich nicht einmal mit Essen versorgen, weil die ‚Küche geschlossen‘ war“, erzählt eine Betroffene. „Zum Glück hatte ich Kekse und Traubenzucker dabei.“
Und auch wenn die Pflegekräfte bemüht seien, fehle es ihnen häufig an Wissen, meint eine weitere. Wie man spritzen und wann man messen müsste, wie ein Sensor zu setzen und zu nutzen sei – all das sei im Krankenhaus oft allein Sache der Patientinnen und Patienten. Wie viele andere auch, machte sie die Erfahrung, dass das betreuende Personal sich auf veraltetes oder falsches Wissen beruft. „Das ist nicht nur schwierig“, schreibt sie, „es macht auch Angst.“ Am besten sei es, raten einige, eine Begleitperson im Krankenhaus dabeizuhaben, die mit aufpasst und unterstützt.
In Deutschland leben immer mehr Menschen mit einem Diabetes, die meisten davon mit Typ-2-Diabetes. Auch die Zahl von Menschen mit Typ-1-Diabetes steigt. Mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen machen stationäre Behandlungen oft unumgänglich – tagtäglich werden Personen mit Diabetes in Krankenhäuser aufgenommen. Und auch, wer einen unvorhergesehenen Notfall hat, soll natürlich angemessen versorgt sein!
Der DDB fordert deshalb von der Gesundheitspolitik:
- Stärkung des Bewusstseins für die Bedarfe von Menschen mit Diabetes während eines Krankenhausaufenthalts und nach der Entlassung
- regelmäßige Fortbildung und Weiterqualifizierung des medizinischen und Pflegepersonals
- angemessene Berücksichtigung des Mehraufwands für Pflegepersonal, wenn Menschen mit Diabetes zu betreuen sind