Auch in den Apotheken gibt es Potenzial, Patientinnen und Patienten mitzubetreuen und Arztpraxen so zu entlasten. Beim „17. Zukunftskongress öffentliche Apotheke“ wurden Möglichkeiten diskutiert.
Einen Tag vor der Bundestagswahl fand der 17. Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) wieder im ehemaligen Plenarsaal in Bonn statt. Bei der Podiums- und Plenardiskussion unter der Moderation von Ralph Erdenberger konnte ich als Patientenvertreterin (auf Wunsch von Thomas Preis, Vorsitzender des AVNR und Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) die Aspekte von chronisch kranken Menschen, hier insbesondere von Menschen mit Diabetes, einbringen:
„Trotz rückgehender Apothekenzahlen in Deutschland sind diese als persönliche und niederschwellige Anlaufstelle vor Ort wichtig. Das Vertrauen von Patienten in Apotheker/innen ist meist so hoch, dass dies auch zur zentralen Patientensteuerung genutzt werden kann. Das Schlagwort ‚Pharmarcy first‘, wo mit fundierten Fragebögen Menschen mit medizinischen Beschwerden, wie Halsweh oder Schnupfen u. ä., empfohlen werden kann, ob diese ins Notfallkrankenhaus oder zum Arzt müssen oder ob ein freiverkäufliches Apothekenmedikament auch helfen könnte.“
Wunsch: Projekt zur Mitbetreuung junger Menschen mit Diabetes in Apotheken sollte Standardversorgung werden
Wenn dies auch vom anwesenden Hausarzt Dr. Oliver Funken kritisch gesehen wurde, sah er trotzdem das Potenzial, überfüllte Wartezimmer für die wirklich kritischen Fälle zu leeren. Es wurde dann auch das Präventionspotenzial der Apotheke anhand von Impfungen diskutiert. Meine Ansicht war, dass ich geschultem Personal, egal ob Arzt, medizinischer Fachkraft oder Apotheker, meinen Arm zum Impfen hinhalten würde.
Mein Wunsch, auch in Bezug auf die Zukunft für Apotheken, ist, dass Projekte, wo junge Menschen mit Typ-1-Diabetes in der Apotheke mitbetreut wurden (Zukunftspreis 2016) und was zu einer deutlichen Verbesserung der Therapietreue und der HbA1c-Werte geführt hat, zur Standardversorgung werden sollten. Auch sehe ich in der Erhöhung der Gesundheitskompetenz eine Überlebensmöglichkeit für Apotheken. Dies kann durch Stärkung der Selbsthilfe bei der Eigendiagnose und Eigentherapie geschehen.
Die Gesundheitsversorgung muss mit allen Beteiligten (Ärzte, Apotheker, Patienten) neu gedacht werden und auch neue Finanzierungswege finden (z. B. Grundpauschale für Grundversorgung bei Ärzten oder an die heutige Zeit angepasste Honorierungen für Apotheker). Thomas Preis bedankte sich bei mir für die tatkräftige Unterstützung als Diskutantin bei der Kongressveranstaltung mit 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
von Sabine Härter
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (4) Seite 80-81