Verletzliche Gruppen nicht vergessen: Altenpflege als diabetologische Herausforderung

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Verletzliche Gruppen nicht vergessen: Altenpflege als diabetologische Herausforderung | Foto: Rido – stock.adobe.com
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Verletzliche Gruppen nicht vergessen: Altenpflege als diabetologische Herausforderung

Die Deutsche Diabetes Föderation (DDF) hat sich für das Jahr 2025 vorgenommen, besonders zwei verletzliche (vulnerable) Gruppen an Diabetes-Patienten in den Blick zu nehmen: nämlich Kinder und alte Menschen, vor allem Bewohnerinnen und Bewohner von Einrichtungen der stationären Pflege und Patienten in der ambulanten pflegerischen Versorgung.

Beginnen wir mit den Alten: Während es in der heutigen Zeit schon für mobile berufstätige „best-ager“ ein echtes Problem darstellt, eine vernünftige diabetologische Versorgung in der Nähe von Wohnort oder Arbeitsort zu finden, wird es ganz schwierig für ältere Menschen mit mobilen Einschränkungen und vor allem für Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Denn die „sprechende Medizin“ ist in der Regel keine „aufsuchende Medizin“. Der bisher behandelnde Diabetologe oder der bisherige Hausarzt mit diabetologischen Kenntnissen fühlt sich oft nicht mehr zuständig für die diabetologische Versorgung der Alten- und Pflegeheim-Bewohner und wird – soweit wir das berichtet bekommen – dafür auch nicht bezahlt.

Dies führt dann im Fall eines Diabetes dazu, dass das Überwachen der Zuckerwerte dem pflegerischen Personal überlassen bleibt, das nicht oder nur unzureichend dafür ausgebildet ist. Eine traditionelle Blutzuckermessung kann vielleicht jede Pflegekraft durchführen. Die richtigen Schlüsse aus dem Ergebnis ziehen oder gar das Einleiten von Maßnahmen bei Entgleisungen und eine Ernährungsberatung kann dann schon nicht mehr jede Pflegekraft.

Dass bei Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung Diabetes als Vorerkrankung erfasst wird, die Medikamentierung in der strukturierten Informationssammlung (SIS) hinterlegt und die einzelnen Maßnahmen dokumentiert werden, ist sinnvoll. Aber das reicht natürlich nicht.

Möglichkeiten der Digitalisierung auch in der Pflege nutzen

Deshalb begrüßen wir zum Beispiel die Initiative des bpa – Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V., Seminare für Pflegefachkräfte mit dem Titel „Notfälle bei Menschen mit Diabetes mellitus“ anzubieten und seine Pflegehilfskräfte zu allgemeineren behandlungspflegerischen Maßnahmen zu Diabetes zu schulen. Reicht das oder geht da mehr?

Wir finden, es geht mehr, und zwar mit den Möglichkeiten der Digitalisierung. Pflegekräfte könnten z. B. entlastet werden, wenn die Zuckerwerte der Bewohnerinnen und Bewohner mit Diabetes mit Sensor-Technologie überwacht und per App an das Tablet der Pflegekraft übertragen würden. Die Pflegekraft müsste nur dann einschreiten, wenn sich Auffälligkeiten ergeben, und das Blutzuckermessen könnte entfallen. Eine Voraussetzung dafür wäre, dass in den Pflege-Einrichtungen digitale Technologie Einzug hält, was heute bei Weitem noch nicht Branchen-Standard ist. Das Gleiche gilt übrigens auch für die ambulante pflegerische Versorgung. Auch hier kann mit digitalen Konzepten viel verbessert werden.

Als Bundesverband der Diabetes-Selbsthilfe stehen wir hierzu in engem Austausch mit der Politik, den Betreibern von Pflege-Einrichtungen und mit der Industrie, die sich hier genauso engagieren muss. Unser Motto lautet: „Vergesst die Alten nicht!“

Die zweite Gruppe sind die Kinder. Hier reichen die Probleme von der mangelhaften medizinischen Grundversorgung über die Diskriminierung und Stigmatisierung im Schulalltag bis zum Ausschluss von Kita und Schule als Folge ihrer Erkrankung. Dazu lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Diabetes-Ankers.


von Leonhard Stärk, Vorsitzender des Vorstands (DDF)

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 66

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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