Extremes Übergewicht (Adipositas) und Typ-2-Diabetes werden zu einer Bürde für das Gesundheitssystem – ein Problem, das die Politik zu wenig auf dem Schirm hat. Es braucht dringend bessere Vorsorge-Maßnahmen.
Immer häufiger wird heute bei Menschen schon im Kindes- und Jugendalter ein Typ-2-Diabetes festgestellt. Die Erkrankung geht gerade bei den jungen Betroffenen einher mit einem hohen Risiko für Folgeerkrankungen.
Katastrophe nicht auf dem Schirm
„Die Erkrankung dieser Kinder und Jugendlichen und ihre Folgen bedeuten nicht nur für die betroffenen Menschen, sondern auch für unser solidarisch getragenes Gesundheitssystem großen Schaden“, sagt Sandra Schneller, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes. „Da bahnt sich eine gesundheitsökonomische Katastrophe an, die niemand auf dem Schirm zu haben scheint!“ Schafft es das Thema „Diabetes“ mal in die Mainstream-Medien, dann am ehesten, weil Forschende ankündigen, die Krankheit heilen zu können. Die Pharma-Industrie dagegen hat Menschen mit Typ-2-Diabetes, der meist in Verbindung mit Adipositas auftritt, auf ihrem Radar – und erforscht künftige Therapien.
Forschende des Universitätsklinikums Ulm haben nun das familiäre Umfeld von Kindern in den Blick genommen, die aktuell wegen eines Typ-2-Diabetes in Behandlung sind. Sie untersuchten sozioökonomische Faktoren. Dazu zählten unter anderem der Bildungsgrad der Eltern, die finanzielle und Wohnsituation sowie die gesundheitliche Verfassung naher Angehöriger. In sehr vielen Fällen zeigte sich, dass die Erkrankung in Familien auftrat, die in der ein oder anderen Hinsicht besonders belastet waren – weil die Eltern getrennt leben, finanzielle Unsicherheit herrscht oder ein Migrationshintergrund die Situation beeinträchtigt.
Aufklärung und Konsumsteuerung
„Die Kinder können nichts dafür, wie sie aufwachsen“, sagt Sandra Schneller dazu. Die Herausforderung: „In den allermeisten Fällen, wo ein Kind an Typ-2-Diabetes erkrankt, müsste die ganze Familie ihr Verhalten und ihren Lebensstil ändern.“ Dabei brauchen sie Unterstützung und Anleitung. Die wichtigsten und wirksamsten Mittel gegen den stetigen Anstieg des Typ-2-Diabetes im Kindes- und Jugendalter sind Aufklärung über die Erkrankung sowie Gesundheits- und Ernährungsbildung. „Natürlich kann man Menschen in Fragen der Ernährung und des Lebensstils nicht bevormunden“, sagt Schneller. „Umso dringender müssen sie informiert sein.“ Lebensmitteln muss beispielsweise auf einen Blick anzusehen sein, ob sie gesundheitsschädlich sein können.
Gesundheitsbildung für alle
„Wir sehen die steigenden Zahlen als eine Mahnung an Politik und Gesundheitsökonomen, ihrer Verpflichtung nachzukommen, Prävention und Aufklärung zu stärken“, sagt Schneller weiter. „Wir wünschen uns Maßnahmen, die auf dem direktesten Weg alle erreichen.“ Die vollständige Version des Artikels gibt es unter diabetikerbund.de/typ-2-diabetes-vorbeugen.
MOCA: Mitforschende gesucht!
Forschende der Charité untersuchen, wie proteinreiche Ernährung auf Fettleber und Insulinresistenz wirkt. Der DDB fördert die Studie (Bericht im Diabetes-Anker 4/2025). Für die Studie werden weitere Teilnehmende mit Typ-2-Diabetes gesucht.
Mehr Informationen gibt es auf der DDB-Website.
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 74 (10) Seite 61