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Diabetes in der Klinik – was sagt das Pflegepersonal dazu?
3 Minuten
Anders, als vielleicht viele denken, ist die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger sehr komplex. Es geht nicht „nur“ um Aspekte wie Körperpflege und Bettenbeziehen. Im Gegenteil. Der Großteil der Ausbildung besteht aus Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre und eben auch der Versorgung von Kranken. Dabei durchläuft man als Pflegeschüler während der Ausbildungszeit viele verschiedene Fachbereiche in der Klinik. Intensivmedizin, Kardiologie, Chirurgie, innere Medizin, Psychotherapie sind nur einige wenige der Bereiche, in denen man eingesetzt wird. Das bedeutet auch, dass man für alle Bereiche vorbereitet und während der Zeit auf Station entsprechend weitergebildet wird.

Ausbildung: Hunderte Krankheitsbilder auf dem Stundenplan
Im Klartext: Hunderte verschiedene Erkrankungsbilder, deren Behandlung und Weiterversorgung müssen neben den anderen pflegerischen Aufgaben täglich abgedeckt werden. An unserer Schule gibt es dafür für jede Erkrankung einen eigenen, kurzen Unterrichtsblock. Bei drei Jahren Ausbildung (davon die Hälfte im praktischen Einsatz) bedeutet das aber auch, dass für jedes Erkrankungsbild nur eine sehr kurze Zeit bleibt. So können zwar die wichtigsten Eckbausteine besprochen werden – man kann jedoch nicht erwarten, dass während der Schulzeit ein so komplexes Thema wie Diabetes von allen Seiten bis ins kleinste Detail beleuchtet werden kann.
Arbeitsalltag in der Klinik
Viele wissen um das Hauptproblem deutscher Krankenhäuser: Personalmangel. Das darf natürlich nie als „Ausrede“ für eine mangelnde Versorgung der Patienten genutzt werden. Allerdings muss einem als Patient klar sein, dass ein Pfleger tagsüber durchschnittlich alleine 15 Patienten versorgen muss. Nicht jeder ist dabei fit wie ein Turnschuh – einige benötigen mehr Unterstützung im Stationsalltag als andere.
Für uns als Patienten steht der Diabetes meistens im Lebensmittelpunkt. Irgendwie dreht sich schließlich immer alles um unsere Erkrankung. (Wer was über Klinik-Erfahrungen von BSLounge-Autoren lesen möchte, schaut am besten mal in die Beiträge von Antje und Carolin.) Im Stationsalltag hingegen ist der Diabetes schlicht eine Erkrankung von vielen – und meistens nicht der Hauptgrund, weshalb ein Patient stationär behandelt werden muss. Das bedeutet, dass man als Pfleger nach bestem Wissen den Diabetes mitbehandelt – wie jede andere Grunderkrankung der vielen, vielen anderen Patienten auch. Vor allem auf Stationen, die nicht auf den Diabetes spezialisiert sind, ist es daher für Pfleger schwierig, spezielle Fragen zur Diabetesbehandlung zu beantworten. Wir sind im Stationsalltag meistens schlichtweg die „ausführenden Kräfte“.

Leider ist es auch oft so, dass Patienten, die zu Hause vom Pflegedienst versorgt werden, ohne jede Vorbereitung ins Krankenhaus kommen. Ohne BE-Faktoren oder gar die Namen der benutzten Insulinpräparate zu kennen, steht das Krankenhaus in der Pflicht, selbst aktiv zu werden. Das heißt, dass der Diabetes durch Pfleger, Diabetesberater und Ärzte quasi „neu“ behandelt werden muss und es somit auch dazu kommen kann, dass BE-Faktoren neu gefunden werden müssen und manchmal auch andere Präparate zum Einsatz kommen. Viele Angehörige reagieren dann mit Unverständnis, wenn die Werte vor allem zu Beginn nicht hundertprozentig im Zielbereich liegen. Wir, als Diabetiker, wissen jedoch alle, dass eine Neueinstellung Zeit und Geduld braucht. Die haben viele leider nicht.
Das Krankenhaus, in dem ich arbeite, ist gerade dabei, ein Diabeteszertifikat zu erlangen. Deshalb werden alle Mitarbeiter auf den Stationen im Umgang mit dem Diabetes geschult und permanent fortgebildet. In „normalen“ Krankenhäusern ist das nicht der Fall.
Ein Wort zum Schluss …
Es geht in diesem Beitrag im Übrigen nicht darum, Krankenpfleger und Ärzte, die sich unfreundlich, grob fahrlässig oder schlichtweg falsch verhalten, in Schutz zu nehmen. In so einem Fall ist es natürlich wichtig, das Personal darauf anzusprechen und gegebenenfalls zu versuchen, den Diabetes aus eigener Sicht und nach eigenem Wissen noch einmal zu erklären.
Mein Tipp als Diabetiker: für geplante Krankenhausaufenthalte ein Krankenhaus mit Diabeteszertifikat aussuchen. Hier kann man sich eigentlich immer sicher sein, gut betreut zu werden, wenn man selbst nicht in der Lage ist, den Diabetes zu managen!
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Kliniken mit Zertifikat finden sich auf der Seite des BVKD und auf der Seite der Deutschen Diabetes Gesellschaft .
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 23 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 20 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 19 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike