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Wunschgewicht ahoi: Akribisch Kalorien zählen hilft beim Abnehmen
4 Minuten
Je älter man wird, umso schwerer wird es mit dem Abnehmen. Wer Insulin spritzt, nimmt nicht so leicht ab. Eine Schilddrüsenerkrankung kann sich auf das Gewicht auswirken. Alle diese Sätze waren für mich in den vergangenen Jahren willkommene Ausreden, warum es mit dem Abnehmen nicht klappen wollte. Obwohl eigentlich eine ganz simple Tatsache dahintersteckte: Ich esse mehr, als ich verbrenne.
Acht Jahre Diabetesdauer, acht Kilo mehr auf der Waage
Für mich war vor ein paar Wochen ein Punkt erreicht, an dem ich die Faxen dicke hatte. Ich brachte knapp 71 Kilo auf die Waage und fühlte mich unwohl. Ein paar meiner Lieblingsjeans zwackten, und wenn ich mich auf die Treppe setzte, um meine Schuhe zuzubinden, dann fluppte beim Vornüberbeugen eine unschöne Speckrolle über meinen Hosenbund. Vor meiner Diagnose Typ-1-Diabetes (ohne Gewichtsverlust, ohne sonstige Symptome) im März 2010 hatte ich 63 Kilo gewogen und mich mit diesem Gewicht und in Größe 38 rundum wohlgefühlt. In den knapp acht Jahren Diabetesdauer habe ich also beinahe acht Kilo zugelegt. Jedes Jahr ein Kilo drauf? Diese Reihe will ich nicht länger fortsetzen!
Mein Fitnesstracker kann nicht nur Schritte, sondern auch Kalorien zählen
Eine Diabetesberaterin in meiner Diabetespraxis gab mir den Tipp, meinen Fitbit-Aktivitätstracker nicht nur zum Schrittezählen, sondern auch zur Kontrolle meiner Kalorienbilanz zu nutzen. Immerhin kennt der Tracker mein Alter, mein Gewicht und meine tägliche Schrittzahl bzw. sonstige körperliche Aktivitäten, die ich manuell eingeben kann. Und damit kann der Algorithmus recht passabel ausrechnen, wie viele Kalorien ich verbrauche. Gleichzeitig kann man mit der Fitbit-App auf eine umfangreiche Lebensmitteldatenbank zurückgreifen und jedes Essen haarklein dokumentieren.
In der Datenbank sind sowohl die rohen Lebensmittel als auch unzählige Fertigprodukte oder Gerichte bei Restaurantketten gespeichert. Ich kann also 50 Gramm Haferflocken mit 100 ml Vollmilch und einer halben Tasse Blaubeeren oder eine Tasse voll Feldsalat mit 80 Gramm Hähnchenbrustfilet und einem Esslöffel Olivenöl ebenso eingeben wie einen „Quinoa XYZ Salat“ von Dean David oder einen Snickers Stick (aktuell ein beliebter Hypohelfer bei mir).
Motivation und Disziplin – das geht gemeinsam einfach besser
Seit Mitte Januar nutze ich mein Fitbit also auch als Kalorientracker. Ich habe ihm verraten, dass ich gern abnehmen würde, woraufhin mir die App vorerst ein pragmatisches Zwischenziel von 66 Kilo vorgeschlagen hat. Da ich lieber gemächlich als mit einer Crash-Diät vorgehen möchte, empfahl die App mir außerdem, ein tägliches Kaloriendefizit von 500 kcal zu erzielen. Wer ein Kilo Fettmasse verlieren will, muss 7.000 kcal einsparen – falls es mir also gelänge, mein Kaloriendefizit konsequent einzuhalten, müssten nach Adam Riese 2 Kilo Gewichtsverlust pro Monat machbar sein. Ich war hochmotiviert, nicht zuletzt, weil auch mein Mann seit Jahresbeginn sein Gewicht reduzieren will. Gemeinsam gelingt es eindeutig besser, beim Essen auf kalorienarme Varianten zu achten, alle selbst zubereiteten Nahrungsmittel akribisch abzuwiegen und zu dokumentieren – oder auch mal eine Mahlzeit ausfallen zu lassen.
Mahlzeiten ausfallen zu lassen, ist tatsächlich manchmal die einzige Option, um das gewünschte Kaloriendefizit zu erreichen. Denn wie ich dank meines Aktivitätstrackers gelernt habe, verbraucht mein Körper an einem körperlich faulen Tag, an dem ich nur in meinem Heimbüro sitze, arbeite und maximal 3.000 Schritte gehe, gerade einmal etwas über 1.600 kcal. Wenn ich mein Ziel von 10.000 Schritten erreiche, komme ich auf einen Tagesverbrauch von immerhin 2.000 kcal. Und wenn ich eine Stunde Sport treibe, komme ich auf 2.300 bis 2.400 kcal.

Energiegehalt besser einschätzen und rechtzeitig auf die Bremse treten
Gleichzeitig habe ich gelernt, dass meine Standardmahlzeiten deutlich mehr Kalorien enthalten, als ich bis dato immer gedacht habe. Hättet ihr gedacht, dass ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück mit 2 mit Butter bestrichenen Brötchen, etwas Räucherlachs, Schinken, Käse, Marmelade, einem Ei und etwas Quark mit Obstsalat schnell die Marke von 1.000 kcal knacken kann? Wenn ich mich dann nicht ordentlich bewege, bleiben für den Rest des Tages nur noch 600 kcal übrig, von denen man nur schwer satt werden kann. Das etwas mühselige Dokumentieren meiner Nahrungsaufnahme hilft mir derzeit also ganz enorm, den Energiegehalt meines Essens besser einzuschätzen und damit auch rechtzeitig auf die Bremse zu treten, wenn mein Kalorienkontingent erschöpft ist.

Magen und Gehirn gewöhnen sich so langsam an die neuen Regeln
Es gelingt mir nicht jeden Tag, wirklich 500 kcal weniger zu mir zu nehmen, als ich verbrauche. Insbesondere in Restaurants oder an Buffets ist es manchmal sehr schwer, die Menge korrekt abzuschätzen und dann auch diszipliniert zu bleiben. Oder wenn meine Mutter zu Besuch kommt und einen Apfelkuchen mitbringt. Aber bislang habe ich jeden Tag immerhin ein Kaloriendefizit zwischen 100 und 600 kcal erreicht und binnen vier Wochen 1,5 Kilo abgenommen. So langsam gewöhnt sich mein Magen an kleinere Portionen, knurrt nicht mehr ganz so laut und sendet früher das Signal „ich bin satt“ an mein Gehirn.
Es ist zwar manchmal nicht leicht, aber ich denke, dass ich bis zu meinem Zwischenziel durchhalten und dann mit 63 Kilo das nächste Ziel in Angriff nehmen kann. Wie lange ich das genaue Dokumentieren dann fortführen werde, weiß ich noch nicht. Doch dass ich zum Anbraten nun das Olivenöl esslöffelweise abzähle, anstatt es großzügig in die Pfanne zu gießen, ist eine Gewohnheit, die ich sicherlich auch langfristig beibehalten werde. Ebenso wie ich den extra gereichten Brotkorb im Restaurant leichter links liegen lasse, seit ich jede Scheibe Brot mit Aioli eintragen muss und mir damit nur unnötig meinen Schnitt verhageln würde.
Tolles Buch über unsinnige Diätmythen und Fettlogik
Passend zu meinem aktuellen Ernährungsprogramm habe ich ein tolles Buch entdeckt, in dem eine Ernährungsberaterin aufräumt mit diversen Diätmythen von „Mein Stoffwechsel ist kaputt“ über „Ich bin genetisch so veranlagt“ oder „Nach dem Abnehmen nimmt man immer wieder umso mehr zu“ bis hin zu „Mit einer Schilddrüsenerkrankung kann man nicht abnehmen“. Die Autorin weiß, wovon sie spricht: Sie hat sich viele Jahre lang an diese Mythen geklammert und wog 150 Kilo, bevor sie radikal abspeckte. Wenn ihr also ebenfalls ein paar Pfunde loswerden möchtet, dann empfehle ich euch zum einen also gnadenloses Kalorienzählen in Kombination mit Bewegung (siehe oben) und – wenn euch das noch nicht restlos überzeugt – die Lektüre von „Fettlogik überwinden“ von Dr. Nadja Hermann. Viel Erfolg!
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 5 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig