Diabetes-Selbsthilfe (Teil 2): Überblick über die verschiedenen Organisationen

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Diabetes-Selbsthilfe (Teil 2): Überblick über die verschiedenen Organisationen

Kennt ihr den Film „Das Leben des Brian“? Eine meiner Lieblingsstellen in diesem Streifen ist die Passage, in der ein paar Männer in einem Amphitheater zusammensitzen. Einer von ihnen gehört der „Volksfront Judäa“ an. Auf der anderen Seite des Bauwerks hockt mit finsterer Miene ein anderer Typ, der das Gespräch mit den anderen verweigert, weil er Mitglied in der „Judäischen Volksfront“ ist. Die Situation ist natürlich völlig grotesk, weil beide Parteien identische Ziele verfolgen. Ein vergleichbarer Eindruck drängt sich mir immer dann auf, wenn ich mir die Diabetes-Szene mit ihren diversen zersplitterten Selbsthilfe-Organisationen anschaue.

Deutscher Diabetiker Bund

Da gibt es zum einen den Deutschen Diabetiker Bund (DDB), die 1951 gegründete älteste Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Diabetes in der Bundesrepublik. Auf seiner Homepage schreibt der DDB, er sei „die einzige ausschließlich patientenorientierte Organisation, die die Interessen der Betroffenen in Politik und Gesellschaft insbesondere als akkreditiertes Mitglied der Patientenbeteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss wahrnimmt“.

Quelle: pixabay

Deutsche Diabetes-Hilfe und diabetesDE

Allerdings gab es vor ein paar Jahren im DDB eine Reihe von Landesverbänden, die mit eben dieser Arbeit unzufrieden waren. Und so traten 2012 die Landesverbände Bremen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aus dem DDB aus und schlossen sich als Landesverbände dem neu gegründeten Verein Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) an. 2013 folgte auch der Landesverband Schleswig-Holstein. Die DDH-M fungiert dabei als Patientensäule von diabetesDE, einer 2008 gegründeten Gesamtorganisation, die Menschen mit Diabetes und Berufsgruppen, die sich mit Diabetes beschäftigen, miteinander vereint.

Deutsche Diabetes Förderation und Diabetikerbund Bayern

Doch die Erosion des DDB ging noch weiter: Im Jahr 2016 traten die DDB- Landesverbände Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Niedersachsen aus dem DDB aus. Allerdings nicht, um sich ebenfalls der DDH-M anzuschließen, sondern um mit der Deutschen Diabetes Föderation (DDF) noch eine weitere Selbsthilfe-Organisation zu gründen, die mittlerweile fünf Landesverbände in neun Bundesländern hat. Daneben gibt es – weil die Bayern ja in allen Belangen immer ganz gern ihr eigenes Ding machen – auch noch den Diabetikerbund Bayern, der sich ebenfalls für die Rechte von Menschen mit Diabetes starkmacht und ihnen Gelegenheit zum Austausch bieten möchte.

Quelle: pixabay

Unterschiede

Doch gibt es wirklich ernstzunehmende Unterschiede bei den Zielen der „Diabetischen Volksfront“ und der „Volksfront Diabetes“? Eher nein. Das ist den Beteiligten zum Glück irgendwann auch selbst aufgefallen. Und so verkündeten der Diabetikerbund, die DDH-M, die DDF und der Diabetikerbund Bayern im März 2018, dass sie sich zur Arbeitsgemeinschaft „Diabetiker-Allianz“ (DA) zusammengeschlossen haben. Künftig wollen sie insbesondere in der politischen Arbeit an einem Strang ziehen. Wohlgemerkt, ohne die Eigenständigkeit, die Namen (!) und die Logos (!!) ihrer jeweiligen Verbände aufzugeben. Hier kann man die Ankündigung im Wortlaut nachlesen. Eine gemeinsame Homepage wurde angekündigt. Ebenso Kontakte mit Bundestagsabgeordneten, die via Twitter zu ihren Positionen in Sachen Diabetes befragt werden sollen. Die Homepage existiert auch ein halbes Jahr nach der Gründung nicht. Auch auf Twitter findet man unter dem Stichwort „Diabetiker Allianz“ keine Hinweise auf irgendwelche Aktivitäten.

Für mich bleibt es daher erst einmal bei dem Eindruck, dass die großen Organisationen der Diabetes-Selbsthilfe in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind und ihre Ressourcen vermutlich deutlich besser nutzen und vor allem bündeln könnten. Welche Vorstellungen ich hierzu habe, werde ich im dritten Teil dieser kleinen Serie schildern.


Die weiteren Teile von Antjes “Diabetes-Selbsthilfe”-Reihe findet ihr hier:

Diabetes-Barcamp: Warum sind Selbsthilfegruppen nicht so cool wie die Community? (Diabetes-Selbsthilfe Teil 1)

Diabetes-Selbsthilfe Teil 3: Meine Ideen für Neuordnung und mehr Sichtbarkeit

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  • gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen, 15 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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