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Der Vogel, der wieder fliegen lernte
3 Minuten

Zuerst konnte und wollte ich es nicht glauben. Diabetes mellitus Typ 1. Eine Krankheit, die vom einen auf den anderen Moment mein ganzes Leben auf den Kopf stellte.
Ich war gerade dabei, mir auszumalen, wie mein zukünftiges Leben mit Diabetes aussehen würde. In diesem Moment flatterte ein Vogel an mir vorbei. Ich beobachtete, wie er sich geschickt vom Wind treiben ließ. Doch einen Wimpernschlag später war er wieder verschwunden. Mit all meiner Kraft befreite ich mich aus dem Schlauchsalat. Trotz meiner Schmerzen wollte ich unbedingt mehr von diesem eleganten Luftakrobaten sehen. Ich hatte Glück, denn gerade, als sich mein Oberkörper aufgerichtet hatte, begann die Hauptvorstellung.
Das Leichteste der Welt
Jeder Flügelschlag ließ ihn näherkommen, näher der Sonne entgegen. Gerade, als er dabei war, die Wolkendecke zu durchbrechen, stürzte er sich todesmutig in die Tiefe. Immer tiefer und tiefer sank er und wurde nicht langsamer. Nun waren es nur noch wenige Meter bis zum Erdboden. Ich hielt den Atem an. Doch obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, bezwang er die Schwerkraft und wendete den Aufprall ab. Das Fliegen sah dermaßen mühelos aus, als wäre es das Leichteste der Welt.
Zum Abschluss seiner Show segelte er anmutig an mein Fenster heran und bedankte sich bei seinem Publikum, wie es sich für einen wahren Künstler gehörte. Als er gerade dabei war, mich zu verlassen, entdeckte ich etwas an ihm, was mich verwunderte. Seine Augen. Ja, seine Augen, so rein und glänzend, wie ein Diamant. Es war ein Blick ausgefüllt mit purer Freude am Leben.
Wann hatte ich zuletzt diese Freude?
Der Blick traf mich mitten ins Herz, weil er mir unmissverständlich aufzeigte, was ich mir selbst so sehnlichst wünschte. Freude am Leben!
Ich wollte die Zeit festhalten. Noch länger die Energie dieses Wesens in mir aufsaugen. Doch da war er schon wieder weg, auf der Suche nach neuen Bewunderern.

Zurück in meiner Welt, ließ ich mich lustlos auf mein Bett fallen und dachte zurück an meine glückliche Kindheit. Eine Zeit, in der ich noch Freude am Leben hatte.
An heißen Tagen eine erfrischende Limo oder ein leckeres Eis schlotzen und im Winter sofort nach dem Schlittenfahren eine heiße Schokolade schlürfen. Ich konnte essen und trinken, was und wann ich Lust hatte. Ganz wie ein Vogel, der sich aussuchen konnte, wohin er fliegt. Leider wurde mir diese Freiheit erst wirklich klar, als sie mir genommen wurde.
Warum ich?
Akzeptiere, was du nicht verändern kannst und mache das Beste daraus:
Die Fragen brannten sich wie heiße Kohlen in meinen Schädel. Warum? Warum ich? Warum hat die Krankheit mich ausgesucht? Habe ich zu viele Schoko-Croissants gegessen, zu wenig Sport gemacht oder hat der liebe Gott einfach mal Bock drauf gehabt, mir so richtig in den Hintern zu treten?
Ich weiß bis heute keine Antwort und vermutlich gibt es auch keine. Als mir dies klar wurde, begriff ich, dass ich etwas ändern musste. Unlösbare Fragen führen zu einem ungelösten Leben, ich aber wollte ein freies Leben. Also fragte ich mich, was ich tun darf, um ein Leben in Freiheit und Glück genießen zu können. Damit hatte ich es geschafft, allein mit der Umstellung meiner Fragen, zu akzeptieren.
Nur was Schmerzen bereitet, fällt schwer zu akzeptieren. Mir kam es plötzlich sinnlos vor, nach dem Warum zu fragen. Der Vogel fragt sich ja auch nicht, warum er keinen Computer bedienen kann. Nein, er akzeptiert, was ist, und macht das Beste daraus. Der kleine Vogel ist bis heute mein absolutes Vorbild.
Danke, lieber Vogel! Dank dir fand ich den Weg heraus aus dem Tal der Tränen, hinein in einen aufregenden Abenteuerspielplatz. Tag für Tag entdeckte ich neue Wege, frei und glücklich durch mein Leben zu fliegen.
Welche Fragen stellst du dir?
Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon das Leben, welches du dir wünschst? Wenn nicht, kannst du dir alle Fragen aufschreiben, die du dir den Tag über stellst. Sortiere aus, was dir nicht nützt, und sei dankbar für das Nützliche. Das bloße Bewusstsein, deiner Fragen, hilft dir schon zu einem erfüllteren Leben. Glaub mir, ich durfte es selbst erfahren. Was sind deine Fragen?
Die Diagnose einer chronischen Krankheit erweitert häufig die Blickweise auf das Leben. Yvonne beschreibt das in ihrem Beitrag Mein Diabetes und ich – an den meisten Tagen sind wir Freunde.
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hexle postete ein Update vor 3 Stunden, 49 Minuten
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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tako111 postete ein Update vor 3 Tagen, 13 Stunden
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 3 Tagen, 16 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 3 Tagen, 1 Stunde
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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