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Hilfe, ich bin in eine Ketoazidose gerutscht!
3 Minuten
Ich wache früh am Morgen auf. Mir ist übel, ich wanke langsam die Treppe zur Küche hinunter. Mein Handy habe ich in die Bademanteltasche gesteckt. Während mein Kaffee langsam aus der Maschine rinnt, schaue ich auf meinen Zuckerwert am Handy. Oh je, 391 mg/dl (21,7 mmol/l). Jetzt ist klar, woher meine Übelkeit kommt.

Ich bin zuerst etwas ratlos, aber gebe mir über die Insulinpumpe 8 E. Mir ist immer noch unheimlich übel. Heute habe ich Zeitausgleich und zudem einen Termin in der Stoffwechselambulanz. Bevor ich mich frisch mache, wechsle ich bei diesem hohen Zuckerwert vorsichtshalber meinen Katheter. Nach einer halben Stunde schaue ich wieder auf meinen Gewebezuckerwert. Er ist seit dem Katheterwechsel auf über 400 mg/dl (22,2 mmol/l) angestiegen, sodass mein Zuckerwert weder am Handy oder noch am Blutzuckermessgerät angezeigt wird. Zur Übelkeit gesellt sich jetzt noch eine große Müdigkeit.
Ich habe unheimliches Glück, dass auch mein Mann heute seinen freien Tag hat. Er fährt mich mit dem Auto zur Stoffwechselambulanz. In der Klinik bitte ich die Schwester, wegen meines erhöhten Zuckerwerts zu schauen. Dort ist man erstmal leicht abwehrend. Ich beharre aber dringend darauf. Ich bin so müde und mir ist immer noch extrem übel. Die Blutuntersuchung ergibt, dass mein Blut „sauer“ ist – ich habe eine Ketoazidose.
Ketoazidose – was ist das?
Eine diabetische Ketoazidose tritt meist auf bei Blutzuckerwerten über 250 mg/dl (13,9 mmol/l), wenn ein absoluter Insulinmangel die Ursache ist. Wegen des Energiemangels in den Zellen fängt der Körper an, Fette abzubauen, um Energie zu gewinnen. Dabei entstehen Ketone, sodass es zu einer hohen Konzentration von Ketonkörpern im Blut (Ketonämie) kommt, die über den Urin ausgeschieden werden und so im Urin nachweisbar sind (Ketonurie). Die Ketonbildung führt zu einer Übersäuerung des Körpers (Ketoazidose). (https://www.diabetes-online.de/a/schwerpunkt-ketoazidose-wie-eine-ketoazidose-entsteht-1992842)
Und bei mir?
Das Labor stellt einen Blutzuckerwert von 476 mg/dl (26,4 mmol/l) fest. Immer noch viel zu hoch. Mir werden sofort zwei Zugänge gelegt. Bei meinen schwer zugänglichen Venen eine besondere Herausforderung! Auf der einen Seite wird mir nun Insulin über die Vene zugeführt. Auf der anderen Seite bekomme ich eine physiologische Kochsalzlösung. Meine Pumpe schalte ich aus.

Wie kam es zu dieser Ketoazidose?
Diese Frage ist für mich bis heute nicht hundertprozentig beantwortet. Meine Insulinpumpe wurde getestet und schien zu funktionieren. Ich selbst habe die Vermutung, dass die Überzuckerung von den (zu vielen) Nudeln zum Abendessen, die ich zu wenig abgespritzt habe, entstand. Leider wurde da nicht weiter nachgeforscht.
Beim Gespräch mit der Diabetologin wird mir empfohlen, doch immer Ketonteststreifen zu Hause aufzubewahren. Bei einem einfach positiven Ketonwert bei einem Teststreifentest sollte ich bereits aufmerksam werden. Ab einem zweifach positiven Ketonwert dann eine Person benachrichtigen, die mich überwacht, dass ich nicht einschlafe. Aber wie mit Insulin der Ketoazidose gegensteuern?
Anstelle der Pumpe zunächst einmal einen Bolus mit dem Insulinpen oder einer Spritze geben. Dafür eine frische Ampulle verwenden. Denn Insulin aus alten Patronen könnte nicht mehr wirken. Mein großer Fehler für die Blutzuckerentgleisung war, dass ich am Morgen mit der Pumpe korrigieren wollte. Und da wirkte das Insulin nicht mehr. Das nächste Mal nehme ich den Pen mit einer frischen Kanüle!
Im Anschluss an meine Entgleisung blieb ich dann mit zwei Infusionskanülen noch bis zum nächste Morgen in der Klinik. Mein Blutzucker am Morgen – wieder vollkommen in Ordnung.
Hattet ihr auch schon solche schrägen Erlebnisse mit zu hohen Blutzuckerwerten? Ich bin gespannt auf eure Berichte!
Eine gute Zusammenfassung, wie bei einer Ketoazidose vorzugehen ist, findet ihr auch beim Bericht von Carolin. Ich nutzte zusätzlich die freie Zeit in der Klinik, um mein Diabetes-Wissen mit den Spectrum-Schulungen von Ulrike Thurm wieder etwas aufzufrischen. Ich kann diese kurzen Online-Schulungen – auch zum Thema Stoffwechselentgleisungen – sehr empfehlen!
Heike ist nicht die Erste, die eine Ketoazidose erfahren musste. Hier findet Ihr den Bericht von Carolin, die kleine Tipps für den Umgang mit einer Ketoazidose entwickelt hat und diese mit uns teilt.
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loredana postete ein Update vor 1 Tag, 15 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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tefanie3010 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 8 Stunden
Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
Viele Grüße-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 14 Stunden
Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena
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moira antwortete vor 1 Tag, 12 Stunden
Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute
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tefanie3010 antwortete vor 19 Stunden, 55 Minuten
@lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.
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tefanie3010 antwortete vor 19 Stunden, 52 Minuten
@moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.
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