Ernährungsstrategie der Bundesregierung: mehr Pflanzliches auf dem Teller

Ernährungsstrategie der Bundesregierung – mehr Pflanzliches auf dem Teller
Ernährungsstrategie der Bundesregierung – mehr Pflanzliches auf dem Teller
Foto: montice – stock.adobe.com

Ärzteschaft, Verbraucherschutz und Krankenkassen erwarten von der Bundesregierung einen Gesetzesentwurf gegen Junkfood-Werbung, die sich an Kinder richtet, sowie die Konkretisierung der Ernährungsstrategie.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet federführend die Ernährungsstrategie, die Ende 2023 vom Bundeskabinett beschlossen werden soll. Bis 2025 sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden. Derzeit sind Experten-Workshops und Umfragen zu Handlungsfeldern und Maßnahmen terminiert.

Ernährungsstrategie der Bundesregierung: Kantinenessen gemäß der Standards der DGE

Das von Bundesminister Özdemir vorgelegte Eckpunktepapier hatte das Kabinett kurz vor Weihnachten beschlossen. Als zentrale Ziele werden u.a. eine stärker pflanzenbetonte Ernährung und das Reduzieren von Zucker, Fetten und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln genannt. Zudem sollen Mahlzeiten in der Gemeinschaftsverpflegung die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) einhalten und einen „erhöhten Anteil an saisonal-regional und ökologisch-klimafreundlich erzeugten Lebensmitteln“ bieten.

„Es bleibt unklar, wie genau die Bundesregierung diese Ziele erreichen möchte“, kommentiert ­Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), die Ankündigungen.
„Eine Zuckersteuer für Erfrischungsgetränke sucht man im Eckpunktepapier vergebens – das ist ein großer Fehler und darf so nicht bleiben! Eine Ernährungsstrategie ohne Zuckersteuer wäre mutlos und stünde im Widerspruch zu den klaren Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des Bundesernährungs­ministeriums. Aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht ist eine Steuer oder Abgabe für Zuckergetränke überfällig – im Gegenzug sollte die Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst komplett gestrichen werden.“ Auch Minister Özdemir bekundet öffentlich „große Sympathien, die Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf null zu setzen“. Allerdings stehe das Bundesfinanzministerium dem weiter ablehnend gegenüber, berichten Medien.

WHO-Kriterien für an Kinder gerichtete Werbung: Discounter prescht vor

Bewegung gibt es auch bei einem anderen Ernährungsthema, das SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag notiert haben: Werbeeinschränkungen bei ungesunden Produkten für Kinder. Nachdem der Discounter Lidl (3.200 Filialen) angekündigt hat, „grundsätzlich – mit Ausnahme von Aktionsartikeln zu Weihnachten, Ostern und Halloween – keine ungesunde Lebensmittel mehr an Kinder (zu) bewerben“, fordert die Verbraucherorganisation foodwatch das Gleiche von Aldi. Lidl ist nach eigenen Angaben der erste deutscher Lebensmitteleinzelhändler der eine entsprechende Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation umsetzt. Bis Ende 2025 will man es bei den Eigenmarken schaffen, nur noch Produkte mit Kinderoptik auf der Verpackung zu verkaufen, die die WHO-Kriterien für gesunde Lebensmittel erfüllen.

Vor der Politik verlangt foodwatch ein TV-Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel auf allen Kanälen zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr abends. Eine bei Dr. Tobias Effertz, Universität Hamburg, beauftragte Auswertung zeigt: Fast die Hälfte der Werbung für Zuckerbomben oder fettige Snacks, die Kinder im Fernsehen wahrnehmen, läuft zur abendlichen Primetime. Zwischen 20 und 22 Uhr sehen fernsehnutzende 3- bis 13-Jährige im Schnitt fünf Werbespots für Ungesundes.

Offener Brief soll dem BMEL und der Bundesregierung bezüglich einer Ernährungsstrategie Mut und Beine machen

foodwatch hat schon zusammen mit 40 anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter DDG und VDBD, in einem offenen Brief eine „umfassende Regelung“ gefordert. Eine „Werbebeschränkung light“, die lediglich klassische Kindersendungen adressiere, werde „ihr Ziel verfehlen“. Vom BMEL erwartet das Bündnis, dass es in Kürze einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen wird.



von Michael Reischmann

Beitrag teilen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

77 − 70 =

Aktuelle Beiträge aus den Rubriken

#47 - Vorsorgeuntersuchung (7) - die Niere_Hin und zurück – bis ans ende der Dia-Welt_ AdobeStock_SurfupVector_438408608

#47: Vorsorgeuntersuchung (7) – die Niere

Diabetes ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, was sich langfristig auf die gesamte Funktionalität des Körpers auswirkt. Daher ist es umso wichtiger, neben einem guten Diabetes Management, auch regelmäßige Vorsorgetermine wahrzunehmen, um eventuelle Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend entgegenwirken zu können. In meiner kommenden Beitragsreihe möchte

Weiterlesen »
Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

„Schaffen Sie auf europäischer Ebene einen starken politischen Handlungsrahmen für nationale Diabetes-Aktionspläne!“ Mit diesem Appell in einem gemeinschaftlichen Diabetes-Manifest wenden sich europäische Organisationen zur anstehenden Europawahl an das EU-Parlament. Früherkennung, gerechte Versorgung, Selbsthilfe stärken, Wissenschaft und Technik nutzen. Mit diesen vier Hauptforderungen sind die Organisationen des

Weiterlesen »
Experten fordern mehr Interoperabilität in der Diabetes-Technologie

Interoperabilität in der Diabetes-Technologie: Forderung nach offenen Schnittstellen

Dass sich Smartphones, Kopfhörer oder Tastaturen via Bluetooth mit Computern beliebigen Fabrikats verbinden lassen, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Im Bereich der Diabetes-Technologie mangelt es jedoch noch immer bezüglich der Interoperabilität. Auf dem ATTD-Kongress wurde die Forderung laut, dass endlich auch verschiedene Geräte in der Diabetes-Therapie nahtlos

Weiterlesen »
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen
Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

⚓️ Jetzt AnkerLetter abonnieren 💌

Mit dem regelmäßigen gratis Newsletter gelangen die wichtigsten aktuellen Informationen für Menschen mit Typ-2-Diabetes automatisch in deinen Posteingang. Trage jetzt deine E-Mail-Adresse ein und verpasse keine wichtigen Nachrichten mehr. (Die Abmeldung ist jederzeit möglich über einen Link im Newsletter.)