Bessere Antenne für Unterzucker: hochintensives Intervalltraining schärft Hypoglykämie-Wahrnehmung

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Bessere Antenne für Unterzucker: hochintensives Intervalltraining schärft Hypoglykämie-Wahrnehmung
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Bessere Antenne für Unterzucker: hochintensives Intervalltraining schärft Hypoglykämie-Wahrnehmung

Etwa ein Viertel der Menschen mit Typ-1-Diabetes ­hat eine gestörte Hypoglykämie-Wahrnehmung und verspürt bei sinkenden Glukose-Werten keinerlei Symptome. Ein hochintensives Intervalltraining könnte diese Menschen helfen, Unterzuckerungen wieder besser wahrzunehmen, wie neue Studienergebnisse nun zeigen.

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes, die wiederholt Unterzuckerungen ausgesetzt sind, können mit der Zeit die typischen Symptome einer Hypoglykämie (Fachbegriff für eine Unterzuckerung) ausbleiben. Damit steigt wiederum die Gefahr schwerer Hypoglykämien, erklärt Dr. Catriona Farrell von der Abteilung für Systems Medicine an der Universität Dundee (Schottland). Diesem Phänomen liegt vermutlich ein Gewöhnungseffekt (Habituation) zugrunde, erläutert die Forscherin: Sowohl die hormonelle als auch die symptomatische Antwort auf einen starken Blutzuckerabfall ist nach einem vorangegangenen Hypoglykämie-Ereignis gehemmt. Nur durch eine konsequente Vermeidung von Unterzuckerphasen können die Gegenregulation und die Hypoglykämie-Wahrnehmung wiederhergestellt werden.

Hypoglykämie-Wahrnehmung: Lässt sich der Gewöhnungseffekt durch hochintensives Intervalltraining wieder aufheben?

Dr. Farrell und weitere Forschende fanden nun heraus, dass vermutlich auch hochintensives Intervalltraining (siehe Kasten) den Habituationseffekt aufheben kann. Nach ermutigenden Ergebnissen bei einer einmaligen intensiven Sportbelastung von 20 Minuten prüfte das Wissenschaftlerteam im Rahmen einer Pilotstudie (HIT4HYPOS), ob es sich hierbei nur um einen vorübergehenden Effekt handelt oder ob die Stimulierung auch bei regelmäßigem Training seine Wirksamkeit behält. An der randomisierten Studie nahmen 18 schottische Menschen im Alter zwischen 20 und 54 Jahren teil, die seit durchschnittlich 27 Jahren mit einem Typ-1-Dia­betes lebten, einen medianen HbA1c-Wert von 7,3 Prozent aufwiesen und nachweislich eine Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung hatten.

Hochintensives Intervalltraining: Effektiver trainieren durch wechselnde Belastung
Hinter dem hochintensiven Intervalltraining (HIIT) steckt die Idee, dass ein Training effektiver ist, wenn es nicht in einem konstanten Belastungsbereich stattfindet, sondern zwischen starker Anstrengung bei 85 bis 90 Prozent der maximalen Herzfrequenz und Erholungsphasen wechselt. Beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen etwa kombiniert man also kurze Sprints mit Gehen, langsamem Radeln bzw. ruhigem Schwimmen. Die Phasen mit niedriger Belastungsintensität sind dabei bis zu viermal länger als die Phasen mit hoher Belastungsintensität.

Alle erhielten zunächst einen Glukosesensor mit Echtzeitmessung. Nach einer vierwöchigen Einlaufphase mit Optimierung der Blutzucker-Kontrolle absolvierte die Hälfte in den folgenden vier Wochen zusätzlich dreimal pro Woche ein je 20 Minuten dauerndes hochintensives Intervalltraining auf einem Fahrrad-Ergometer. Vor sowie nach dieser Interventionsphase leiteten die Forscherinnen und Forscher bei allen Studienteilnehmenden experimentell (mithilfe der hyperinsulinämischen-hypoglykämischen Clamp-Technik) eine Hypoglykämie ein. Über einen Zeitraum von 90 Minuten bestimmten sie dabei mehrfach den Spiegel von Insulin und der hormonellen Gegenspieler Adrenalin, Noradrenalin und Glukagon. Zusätzlich erfassten sie regelmäßig Hypoglykämie-Symptome und objektivierten mithilfe psychometrischer Tests die kognitive Funktion der Teilnehmenden während des Versuchs.

Stärkere Noradrenalin- und Glukagon-Ausschüttung nach hochintensivem Intervalltraining

Bezüglich der durchschnittlichen Anzahl der Hypoglykämie-Episoden während der vierwöchigen Interventionsphase unterschieden sich die beiden Studiengruppen nicht wesentlich. Gleiches galt für die durchschnittlichen Blutzuckerspiegel und den Glukosemanagement-Indikator. Die Auswertung der experimentell induzierten Hypoglykämien ergab: Sowohl die Plasma-Insulin- als auch die Plasma-Glukosespiegel waren – sowohl vor als auch nach der Interventionsphase – in beiden Studiengruppen ähnlich.

Bezüglich der hormonellen Antwort zeigte sich dagegen ein signifikanter Unterschied zugunsten derjenigen in der Sportgruppe: Sie wiesen sowohl im Vergleich zu ihren Basiswerten als auch im Vergleich zur Kontrollgruppe eine stärkere Noradrenalin- und Glukagon-Ausschüttung während der durch Insulin ausgelösten Hypoglykämie auf. Im Hinblick auf die Adrenalin-Antwort hatten sie dagegen keinen wesentlichen Vorteil. Weiterhin profitierten die Personen der Sportgruppe im Hinblick auf die durch Hypoglykämie ausgelösten Reaktion des autonomen Nervensystems von dem Intervalltraining.

Mehr zum Thema
➤ Schwere Unterzuckerung: Wie Du Hypoglykämien vermeidest und was im Notfall zu tun ist

Hochintensives Intervalltraining, so das Fazit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, stellt für Menschen mit Typ-1-Diabetes sogar bei hohem Hypoglykämie-Risiko nicht nur eine sichere Sportoption dar: Entsprechende regelmäßige Belastungen schärfen zudem die Hypoglykämie-Wahrnehmung und stärken – zumindest über einen Zeitraum von vier Wochen – die hormonelle Gegenregulation durch Glukagon, die sonst bei den meisten Menschen mit Typ-1-Diabetes nach mehrjähriger Diabetes-Dauer nicht mehr stattfindet. Sollten sich diese Beobachtungen in länger angelegten Studien bestätigen, steht zukünftig möglicherweise für Menschen mit Typ-1-Diabetes und einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung eine wirksame Behandlungsstrategie zur Verfügung.



von Dr. Judith Lorenz

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  • carogo postete ein Update vor 2 Tagen, 11 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 3 Wochen

      @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • mayhe antwortete vor 3 Wochen

      Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

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