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Charity: bedürftige Diabetiker aus Süd-Kroatien
4 Minuten
„Um Gutes zu tun braucht’s keiner Überlegung.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Über zehn Jahre habe ich im Ausland gelebt, studiert und gearbeitet. Mehrfach ist mir dabei aufgefallen, wie gut unsere medizinische Versorgung in Deutschland ist und wie vielen Widrigkeiten Leidensgenossen in vielen anderen Ländern ausgesetzt sind. Teilweise traumhafte Urlaubsländer, von denen man die Missstände niemals auf Anhieb erahnen würde.

Ich wollte von Anfang an Charity machen!
Wenn ich damals auf Nöte aufmerksam wurde, habe ich von meinen eigenen Medikamenten-Beständen etwas abgezwackt. Als ich anfing zu bloggen, war mir auf Anhieb klar, dass ich gleichzeitig einen Charity-Bereich aufbauen würde – sei dieser noch so klein.
Ich wollte als „freiberufliche Autorin“ nicht mit offenen Augen durch die Welt laufen, um ausschließlich darüber zu schreiben. Mit Erreichen der Öffentlichkeit wollte ich zeitgleich die Möglichkeit nutzen, auf Miseren hinzuweisen und diese – wenn auch bislang nur in kleinem Rahmen – in Gemeinschaft meiner Leser entgegenzuwirken.
„Man sollte Menschen nicht bemitleiden, besser man hilft ihnen.“
Maxim Gorki (1868 – 1936)
Seit über acht Jahren fahre ich im Sommerurlaub nach Zadar, eine alte venezianische Hafenstadt in Nord-Dalmatien/Süd-Kroatien.
Bei einem meiner letzten Besuche stellte ich fest, dass Typ-1-Diabetiker vor Ort viel zu wenige Hilfsmittel verschrieben bekamen, um ihren Diabetes gut einstellen zu können. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass die Selbstfinanzierung dieser Hilfsmittel bei der geringen Einkommensstruktur von durchschnittlich 400€ – 700€/Monat geradezu unmöglich ist.
Diabetes-Aufklärung in Kroatien
Die Aufklärung über Diabetes und seine Spätfolgen ist weltweit undenkbar schlecht. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kennt jeder zweite Mensch keinerlei Symptome von Diabetes, um diese Krankheit rechtzeitig zu erkennen.
In Kroatien ist eine Aufklärung über Diabetes – schichtunabhängig – fast gar nicht vorhanden.
So wird in vielen Familien – vor allem in den Peripherien Kroatiens – die Diabetes-Erkrankung als nebensächlich abgetan. Mögliche Spätfolgen werden lapidar zur Seite geschoben. Dass betroffene Diabetiker/innen dadurch vielleicht eine verkürzte Lebenszeit erleiden, wird „unter Übel“ in Kauf genommen.
Jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes in kroatischen Schulen und Universitäten wird trotz Diabetes-Aufklärung durch die Eltern oder Diabetes-Organisationen NICHT erlaubt, ihre Diabetes-Utensilien im Unterricht mitzuführen. Darüber hinaus dürfen sie ferner auch den Unterricht keinesfalls verlassen, um ihren Blutzucker zu kontrollieren oder zu korrigieren.

Eine betroffene Familie erzählte mir, dass ihr Kind unterzuckert eine Aufnahmeprüfung schreiben musste. Die Lehrer und Schulbehörde wurden zwar im Vorfeld über den Diabetes und seine Gerätschaften aufgeklärt, sie wollten dennoch vorbeugen, dass man sich mit einem Blutzuckermessgerät oder einer Insulinpumpe im Internet einwählen und Ergebnisse abfragen könne.
„Wenn jeder dem anderen helfen wollte, wäre allen geholfen.“ Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916)
Nachdem ich über verschiedene „Diabetes-Problematiken“ aus der Region Zadar wusste, entschied ich mich mit Hilfe meines kleinen, wachsenden Netzwerks zu helfen.
Kontakt zu Doris Bailo
Von der Caritas in Zagreb erhielt ich schließlich den Kontakt zu Doris Bailo, Präsidentin des Diabeteszentrums von Zadar (udruga cukrići).
Doris, die Typ-1-Diabetikerin und Mutter zweier Kinder ist, organisierte ein Aufklärungs-Event für Diabetes auf dem großen Marktplatz in Zadar. Sie sorgte für entsprechende Publicity, während ich aus Deutschland heraus innerhalb von drei Monaten Sponsoren für die Charity-Pakete zusammentrommelte.
Mit einem zahnenden Baby, einer trotzenden Dreijährigen, vielen schlaflosen Nächten und unzähligen Unterzuckerungen brauchte ich vor allem eines: ein konkretes (und schaffbares) Ziel, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Ich plante, meine Charity-Pakete in der Vorweihnachtszeit zu verteilen. Somit sollten die Pakete die dringend benötigten Hilfsmittel wie Blutzuckermessgeräte und -stäbchen beinhalten, um die Weihnachtszeit sorgenfreier zu begehen. Andererseits war es auch mein Anliegen, die Pakete mit zusätzlichen kleinen Geschenken zu füllen, die Diabetiker gut gebrauchen können und etwas Weihnachtszauber verbreiten.
Im Laufe der Organisation wurde mir immer mehr bewusst, an wie viele Details ich denken musste: angefangen von der Akquise der Hilfsmittel, der zusätzlichen Geschenke, zum Verpackungsmaterial bis hin zum Transport und der Logistik.
Umsetzung dank Unterstützung
Da ich in München wohne, entschied ich kurzerhand, alle Tätigkeiten in meinem Umkreis aufzubauen. Mir war klar, dass mich ein „deutschlandweiter Radius“ mit „Kind und Kegel“ derzeit überfordern würde.
„Nicht weit vom Glücklichsein steht das Glücklichmachen.“
Emmy von Rothenfels (1822 – 1871)
Rechtzeitig zu St. Martin 2018 organisierte Doris Bailo vom Diabeteszentrum also ein großes Aufklärungs-Event in der Stadtmitte Zadars.
Hier wurden bei strahlendem November-Wetter Interessenten über Diabetes informiert. Der Blutzucker wurde bei Bedarf gemessen, gesundes Essen zum Probieren angeboten und meine Mutter verteilte im Namen von „Vivi’s Sugar Boot Camp“ die mit Liebe gefüllten Charity-Pakete! Diese beinhalteten Geschenke und Unterstützung von mysugarcase, Ruby Limes, „IFOs“, Guampa und PepMeUp. Für Akquise von Hilfsmitteln, Transport und Logistik unterstützten mich mein Arbeitgeber Travelzoo (samt Kollegen), STATTAUTO und Flixbus.

Die Charity-Empfänger waren zu 50% sehr junge Typ-1-Diabetiker/innen. Meine Mutter berichtete mir von Müttern betroffener Kinder mit Typ-1-Diabetes, die ihr mit Freudentränen der Dankbarkeit literweise Olivenöl, Honig und Getöpfertes schenkten.
„En Tropfen Hilfe ist besser als ein Ozean voll Sympathie.“ Unbekannter Verfasser
Mein nächstes Vorhaben dieses Jahr ist Bosnien. Aus Süd-Kroatien heraus erfuhr ich nämlich, dass es dort noch weitaus schlechter um die Diabetes-Versorgung steht. Wieder mit im Boot ist Doris Bailo vom Diabeteszentrum aus Dalmatien.
Wollt Ihr mithelfen? Dann meldet Euch sehr gerne bei mir!
„Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu and’rer Glück;
denn die Freude, die wir geben,
kehrt ins eigne Herz zurück.“
Eure Vivi
Auch #BSLounge-Autorin Ramona hat bereits Menschen, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, mit dem Sammeln von Diabetes-Hilfmitteln unterstützt: Bolivianern helfen – mit dem Inhalt deutscher Schubladen
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 16 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen, 13 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen, 12 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike