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[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]
Situation Nr. 1
„Hey, schau mal die da! Was ist denn das an ihrem Arm? Und der da! Hat der sich gerade am Essenstisch in den Bauch gespritzt? Kann der das nicht auf der Toilette machen? Da läuft’s mir ja eiskalt den Rücken runter. Ich könnte das nicht…“
So oder so ähnlich fallen tagtäglich Sätze gegenüber Menschen mit chronischen Erkrankungen. Regelmäßig werden zum Beispiel Menschen mit Typ-1-Diabetes mit Aussagen konfrontiert, nach denen sie zu keinem Zeitpunkt gefragt haben. Unüberlegte Statements von Dritten, die denken, einem meist sehr unqualifizierten und nicht gerade empathischen Impuls folgen zu müssen.
In diesen Momenten denke ich oft: „O.k., bevor ich diagnostiziert wurde, hätte solch ein Satz auch über meine Lippen kommen können, ohne es böse zu meinen.“ Mit diesem Wissen vor der Brust versuche ich, an Gespräche heranzugehen, die nach solchen Kommentaren folgen.
Situation Nr. 2
„Ich will nicht, dass jemand sieht, wie ich mich spritze. Die Einstichstelle hat schon wieder einen blauen Flecken hinterlassen und der Sensor am Arm ist auch nicht gerade ästhetisch. Sieht echt nicht schön aus. Ich sehe nicht schön aus! So eine Scheiße…!“
Zu uns selbst hart sein können wir irgendwie alle sehr gut. Ich bin in den letzten Jahren zu dem Schluss gekommen, dass wir ohne Ausnahme regelrechte Meister darin sind, uns schlechtzureden. Und wenn man mit einer chronischen Erkrankung lebt, geschieht dies eventuell noch schneller. Wir tendieren gerne dazu, die negative Perspektive einzunehmen. Warum eigentlich? Es gibt doch so vieles, worauf wir alle, und ich rede jetzt direkt an meine Mitmenschen mit Typ-1-Diabetes gewandt, richtig stolz sein können!
Insbesondere in den vergangen vier Jahren habe ich mir immer öfter folgende Frage gestellt: Wieso nicht einfach mal stolz auf den eigenen Körper sein? Schließlich trägt er mich seit Tag 1 durch die Welt. Er führt mich trotz all der schweren Tage auch zu wunderschönen Orten und den Menschen, die dort auf mich warten…
Ich hatte im Kindes- und Jugendalter auch Probleme mit meinem Aussehen. Ich fühlte mich unwohl und nicht attraktiv. Schließlich war ich doch eine „Bohnenstange“, ein „Rippengestell“, „magersüchtig“ oder was den Leuten noch so einfiel. Menschen können sehr gut und schnell darin sein, die Aufmerksamkeit von sich auf andere zu lenken, sobald sie eine Angriffsfläche erkennen. Ich schließe mich dabei gar nicht aus, denn auch wenn ich mich gerade an keine Beispiele erinnern kann, bin ich mir sicher, dass ich in meiner Schulzeit auch den ein oder anderen Spruch von mir gegeben habe, der nicht korrekt war und andere Personen verletzt hat.
Dass diese Aussagen meist mehr über die Unsicherheiten der Person preisgeben, die spricht, als über den Adressaten, weiß ich heute. Und ich arbeite bewusst daran, den Menschen, die mir im Alltag über den Weg laufen, mit Offenheit und Respekt zu begegnen.
Bezüglich meiner Eigenwahrnehmung achte ich darauf, meinen Selbstwert nicht mehr mit negativen Gedankenschleifen zu peinigen. Ich versuche bewusst, nett zu mir zu sein, anstatt mich konstant auf meine Makel zu fokussieren, die interessanterweise Außenstehenden meist gar nicht auffallen.
Eine Einstellung, die sich nicht von heute auf morgen etabliert hat, sondern der ein langer Prozess voranging. Ein jahrelanger Prozess, der immer weitergeht und in dem ich lerne, dankbar für meinen Körper zu sein, um ihm die Wertschätzung zukommen zu lassen, die er verdient.
Im Sommer 2019 wurde ich dann über einen Kontakt auf eine sehr spannende Kampagne mit dem vielsagenden Namen „Körperstolz“ aufmerksam gemacht. Initiiert vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) rückt sie bereits seit vielen Jahren Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen und deren technische Helfer in den Fokus der Öffentlichkeit und Politik. Denn dank innovativer Technologien im Medizinbereich bekommen natürlich nicht nur Patienten mit Typ-1-Diabetes bessere Chancen, ihr Leben aktiver zu gestalten und barrierefreier am Alltag teilzunehmen. So wurden zum Beispiel auch Menschen mit Inkontinenz, Tracheostoma, Lymphödem, Dialyse, Herzklappenersatz und noch mehr durch die Kampagne porträtiert.
Das offizielle Wording zur Kampagne lautet dabei wie folgt:
„Körperstolz – Jeder Mensch ist einzigartig: Die Kampagne Körperstolz des BVMed zeigt Menschen, die trotz Erkrankungen mitten im Leben stehen und anderen Betroffenen Mut machen wollen. Moderne Medizintechnologien helfen ihnen dabei.“
Eine Botschaft, die ich sehr gut und ermutigend finde. Deshalb war ich von Sekunde 1 Fan der Kampagne! Also bewarb ich mich beim BVMed auf Anraten der Person, die mich darauf aufmerksam gemacht hatte, denn 2020 sollten auch Medizintechnologien im Rahmen der Diabetes-Therapie vorgestellt werden.
Ein paar Monate später klingelte dann mein Telefon, und mir wurde freudig mitgeteilt, dass ich als „Testimonial“, denn so nennt man das heutzutage, für die Kampagne ausgewählt wurde. Nach einigen weiteren Telefonaten und E-Mails stand auch der Fototermin Mitte Januar in Berlin fest. Also machten sich mein bester Freund Dan und ich uns für ein Wochenende auf den Weg in unsere schöne Hauptstadt.
Glücklicherweise habe ich früher genug Germany’s Next Topmodel geschaut, denn ich ging mit folgender Einstellung an den Tag heran: Die erfolgreichsten Models waren immer diejenigen, die einfach Spaß am Set hatten. Also rein in Halle 3 der Spreegraphen Studios und erstmal jedermann und jederfrau mit einem großen Grinsen im Gesicht die Hand schütteln.
Der Plan ging auf! Zu meiner großen Erleichterung wurde das Lächeln von allen Seiten erwidert! Die Verantwortlichen vor Ort vom BVMed und das ganze Team um Fotograf, Stylistin und Kameramann waren unglaublich locker und freundlich, sodass ich mich von Anfang an pudelwohl fühlte. Durch diese wahnsinnig angenehme Atmosphäre kam auch nie irgendeine Art der Nervosität auf, womit ich früher oder später eigentlich gerechnet hatte. Ich war einfach viel zu sehr damit beschäftigt, mit dem Team Quatsch zu machen, was dann vor der Kamera aufgrund von Fotograf Darius Ramazani nicht besser wurde. Was ein Typ, sag’ ich euch! Echt eine coole Socke.
Am Ende des Tages wurde noch ein Interview mit mir geführt, in dem ich mein Bestes gab, nicht über meine eigenen Worte zu stolpern und uns „Typ-1er“ angemessen zu vertreten. Ob es mir gelungen ist und wie ich mich als Model für einen Tag geschlagen habe, wird man ab dem 25. Mai auf Plakaten im Großraum Berlin sowie online sehen können.
Wer mehr über die Kampagne erfahren will, kann sich gerne unter folgendem Link weiter informieren: www.bvmed.de/einzigartig
Es wird zwar nicht explizit vom BVMed erwähnt, aber mir war es wichtig, die Überschrift des heutigen Beitrags unter anderem mit den Worten „gegen Diskriminierung“ zu versehen. Denn dafür steht diese Kampagne mit ihren vielen Gesichtern meiner Meinung nach auch.
Bezogen auf den Typ-1-Diabetes kennen manche von euch mehr, andere wiederum weniger diskriminierende Situationen, wie ich sie zu Beginn des Beitrags geschildert habe.
Zumindest die erste Situation ist ein Sinnbild dafür, dass in unserer Gesellschaft noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Aufklärungsarbeit, durch die wir in unserem Umfeld mehr Verständnis und Empathie für Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen hervorrufen können, sodass wir uns zukünftig immer mehr von einem „Igitt, was macht der denn da?“ zu einem „Stark, wie du dein Leben mit dieser Krankheit bewältigst!“ bewegen.
Wie seht ihr das Ganze, und wie findet ihr Kampagnen wie Körperstolz vom BVMed? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Liebe Grüße Michi
Die Chance, deinen Körper zu akzeptieren – über den Weg, sich selbst lieben zu lernen, hat auch Nadja geschrieben.
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