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Je mehr Sport, desto unwahrscheinlicher werden Diabetes-Komplikationen
3 Minuten
Sport und körperliche Aktivität reduziert das Risiko für Komplikationen, die durch eine Diabetes-Erkrankung entstehen können. Dabei gilt: Viel hilft viel! Besonders wirksam ist ein intensives Training – aber auch mit weniger Aktivität lassen sich bereits positive Effekte zu erzielen.
Menschen mit Diabetes haben bekanntlich ein hohes Risiko für Folgeschäden an den großen Gefäßen, die Herzkreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen oder eine Herzschwäche zur Folge haben können (makrovaskuläre Komplikationen). Und auch die kleinen Blutgefäße können in Mitleidenschaft gezogen werden, was zu diabetischen Augen-, Nieren- oder Nervenerkrankungen führen kann (mikrovaskuläre Komplikationen).
Dass körperliche Aktivität einem Typ-2-Diabetes vorbeugen kann, ist längst hinreichend wissenschaftlich belegt. Inwiefern Sport Menschen mit bereits vorliegenden Diabetes vor diabetesbezogenen Folgeerkrankungen schützt, ist allerdings deutlich weniger gründlich erforscht. Gleiches gilt für die Frage nach der optimalen Trainingsintensität. Um diese Wissenslücke zu schließen, unterzog ein Forscherteam um Marlene Rietz vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf 31 thematisch relevante prospektive Studien einer Metaanalyse.
MET-Stunden als Maß für die sportliche Aktivität
Alle betrachteten Untersuchungen hatten den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Häufigkeit verschiedener Diabetes-Komplikationen geprüft. Als Maß für die sportliche Aktivität der Studienteilnehmenden wählten die Forschenden das metabolische Äquivalent (Metabolic Equivalent of Task, MET). Hierzu rechneten sie die Art, Dauer und Intensität der Belastungen in MET-Stunden pro Woche um (siehe folgenden Kasten).
Schnell erklärt: das Metabolische Äquivalent (MET)
Das metabolische Äquivalent gibt die Leistung (= den Kalorienverbrauch) von Aktivitäten als ein Vielfaches des Ruhe-Umsatzes an (Sauerstoffaufnahme in Ruhe gegenüber Sauerstoffaufnahme bei Belastung). Es zeigt damit an, wie intensiv die körperliche Belastung ist. 1 MET entspricht dem Sauerstoffverbrauch in vollkommener Ruhe. Leichte Hausarbeit ergibt etwa 2,5 MET, Spazierengehen etwa 3 MET, gemächliches Radfahren rund 4 MET, Joggen oder Fußball zirka 7 MET.
Die in den USA, Europa, Asien und Australien durchgeführten Studien hatten Erwachsene mit einem Typ-1- und/oder Typ-2-Diabes eingeschlossen und waren zwischen 1995 und 2021 publiziert worden. Sechs Untersuchungen wiesen ein mäßiges und 25 ein hohes Risiko für eine Verzerrung auf. Dieses bestand hauptsächlich darin, dass in den analysierten Primärstudien nicht alle potenziellen Störvariablen berücksichtigt worden waren und dass die körperliche Aktivität mit nicht eindeutig überprüfbaren Instrumenten erfasst worden waren.
Die Metaanalyse der Studiendaten ergab: Sportlich sehr aktive Menschen mit Diabetes hatten im Vergleich zu wenig aktiven ein um 16 Prozent geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wobei das Risiko pro 10 MET-Stunden pro Woche intensiverer Belastung um 3 Prozent abnahm. Sie entwickelten ferner 16 Prozent seltener eine koronare Herzkrankheit (Verengung der großen Blutgefäße des Herzens), 26 Prozent seltener Schlaganfälle und sonstige Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns, 24 Prozent seltener eine Herzschwäche und 18 Prozent seltener schwere Herz-Kreislauf-Komplikationen.
Intensiver Sport schützt vor der Entwicklung von Komplikationen durch Diabetes
Auch im Hinblick auf die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Ereignisse erwiesen sich intensive sportliche Belastungen als schützend: Die besonders Aktiven hatten im Vergleich zu den wenig Aktiven ein um 38 Prozent geringeres Sterberisiko, wobei dieses pro 10 MET-Stunden pro Woche um 18 Prozent abnahm. Die stärkste Reduktion der Sterblichkeit ergab sich bei 40 MET-Stunden pro Woche. Weiterhin senkte hohe körperliche Aktivität aber auch das Risiko für Diabetes-Folgen an den kleinen Blutgefäßen: Das Risiko hierfür war um 24 Prozent geringer (Risikoabnahme pro 10 MET-Stunden pro Woche um 7 Prozent). Die intensiv Sporttreibenden erkrankten zudem um 32 Prozent seltener an einer diabetischen Augenerkrankung (Retinopathie; Risikoabnahme pro 10 MET-Stunden pro Woche um 5 Prozent).
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➤ Checkliste: Worauf man beim Sport mit Diabetes achten sollte
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Erwachsene mit chronischen Erkrankungen mindestens 150 bis 300 Minuten mäßig intensiven Ausdauersport bzw. 75 bis 150 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. Dies entspricht etwa 8,25 bis 16,5 MET-Stunden pro Woche. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass beim Diabetes Belastungen zwischen 20 und 40 MET-Stunden pro Woche offenbar am besten vor Spätfolgen durch die Stoffwechselerkrankung schützen. Aber auch geringere Aktivitäten senken das Komplikationsrisiko. Ihr Fazit: Beim Diabetes zahlt sich jeder Schritt in Richtung eines aktiveren Lebensstils aus. Weitere Studien müssen nun diese Beobachtungen bestätigen.
von Dr. Judith Lorenz
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 21 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 16 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 16 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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